Beim Anzengruber und Vollpension im Freihausgrätzel

Touren durch ein Wiener Szeneviertel

Sie waren schon oft in Wien ! Sie kennen natürlich die Touristen-Hotspots rund um den Stephansdom, den Karlsplatz, den Prater oder den Naschmarkt. Aber sonst ? Wie wär`s mit einem Spaziergang durch den 4. und 5. Bezirk. Zum Beispiel zwischen Naschmarkt und Karlsplatz. Genau dort liegt: Das Freihausgrätzel

„Ein Grätzel ist innerhalb eines Bezirks ein kleines Zentrum von mehreren Straßen. Dort findet man alles, was man zum Leben braucht“, erzählt Guide Basti. Also kleine Lebensmittelgeschäfte, Handwerksbetriebe und Lokale. Wir stehen an einer Ecke der Schleifmühlgasse vor dem „Café Anzengruber“. „Hier schlägt der Puls des Freihausgrätzels“, sagt der dynamisch-lässige, Anfangs-Dreissiger. Basti betreibt zusammen mit seiner Schwester Gabi die Agentur „Rebel Tours“, die auf ungewöhnliche Wien-Touren spezialisiert ist. Die weiteren insgesamt elf Touren führen etwa zum Karmeliterviertel oder zum Meidlinger Markt.

Vollpension und Vintage Mode

Im „Anzengruber“ gibt es nur eine kleine Karte mit typischen bodenständigen Wiener Gerichten. Zum Beispiel „Schnitzel Wiener Art“ (18,50 Euro), Hausgemachtes Rindsgulasch (16 Euro), „Gefüllte Paprika“ (14,50 Euro) oder „Hausgemachte Lasagne“ (15 Euro). „Ins Anzengruber passt jeder rein und jeder fühlt sich wohl“, lobt Basti die klassenlose Geselligkeit des Lokals, das ab 16 Uhr öffnet. Ein paar Meter die Schleifmühlgasse weiter lassen sich im Schanigarten der „Vollpension“ gerade einige Gäste ein Stück Torte genussvoll schmecken (zum Beispiel Schokobanane 5,90 Euro). Das Café im 1960er-Jahre-Oma-Style gilt genauso als Grätzelkult wie schräg gegenüber der Modeladen „Flo Vintage“. Dazu finden Freunde der Asia-Küche in der Schleifmühlgasse eine Anlaufstelle mit dem Lokal „Kikko Ba“.


Wirtsgärten im Durchhäuser
Etwas weniger einladend und trendy wirkt das Freihausgrätzel dort, wo es seinen Ursprung hat. Guide Basti zeigt auf einen grünlichen Hochhauskasten, der zur TU Wien gehört. Hier stand einst das „Freihaus“ als riesiger im 17. Jahrhundert erbauter Gebäudekomplex vor den Toren Wiens. 1791 wurde im dazugehörigen Freihaustheater Mozarts Zauberflöte uraufgeführt.

Normalerweise sind nur den Einheimischen die sogenannten „Durchhäuser“ bekannt. Das sind von außen leicht zu übersehende, unscheinbare Durchgänge zwischen langen Häuserzeilen. Zum einen ermöglichen sie einen Abkürzungsweg zwischen zwei parallel verlaufenden Straßen. Zum anderen bieten die Durchgänge oftmals noch Platz für lauschige Innenhöfe mit Wirtsgärten und Geschäften. Ebenfalls im Freihausgrätzel stehen die zwei ältesten Wiener Arthouse-Kinos mit dem „Film Casino“ und dem „Schikaneder“.

Grüne Oase im „Gartenhof Planquadrat“

Obwohl weitgehend eine typische Großstadt-Steinwüste, tut sich im Freihausviertel auch eine grüne Oase auf. Der „Gartenhof Planquadrat“ bildet eine wohltuende grüne Lunge mit Spielplätzen unter schattenspendenden Bäumen und Sträuchern. Hier wurden in den 1970er-Jahren die ehemals privaten Innenhöfe zu einem selbstverwalteten Gemeinschaftspark zusammengelegt. Das ist aber längst nicht alles im Freihausgrätzel. Überraschenderweise findet sich neben einem reichhaltig bestückten Hofladen mit Bioprodukten noch die Porzellanmanufaktur „Feine Dinge“. Ein prima Tipp bei der Suche nach einem nicht alltäglichen Wien-Mitbringsel.

Fazit: Auch ausgewiesene Wien-Kenner erleben bei einer Grätzeltour neue Facetten dieser faszinierenden Stadt.

Linktipps: https://www.wien.info unter „Sehen & Erleben“; https://www.rebeltoursvienna.com

Quelle: eigen

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