DRV lässt Tourismus mit Zahlenfeuerwerk hochleben
Die Internationale Tourismus Börse (ITB) ist eröffnet – mit einer Pressekonferenz des Deutschen ReiseVerbandes (DRV) und so hat sie unser Autor Peter Hinze erlebt:
Jubelmeldungen gab es genügend, doch zum Thema Türkei fehlten DRV-Präsident Norbert Fiebig die Worte. Schon zu Beginn der ITB lässt die Reisebranche damit keine Zweifel aufkommen: Es geht wie immer nur um die "heile Welt" – hoffentlich gibt es kein böses Erwachen.
Große Hoffnungen durfte man nicht haben. Doch die Rede von DRV-Präsident Norbert Fiebig auf der Eröffnungs-Pressekonferenz der ITB 2017 erfüllte nicht einmal die geringsten Erwartungen auf Aktualität. Vielmehr unterstreicht der „Deutsche ReiseVerband“, der ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor ist und als solcher so gern auch mal in Deutschland wahrgenommen werden will, dass er eher weltfremd und wenig realitätsnah in seinem Denken ist und bleibt. Aber erfordern die Zeichen der Zeit nicht auch einmal eine klare Position?
Ein kurzer Überblick über die Jubelmeldungen aus Berlin, die sich noch wesentlich länger hätte fortsetzen lassen:
- „Deutsche buchen Sommerurlaub noch frühzeitiger“
- „Sechs Prozent Umsatzplus“,
- „Die Deutschen buchen immer mehr online“,
- „Die traditionellen Reiseveranstalter. . . haben die Nase vorn“,
- „Die „Deutschen sind mehr verreist als im Vorjahr“, „Griechenland steigt mit Zuwachsraten von fast 70%“, „Bulgarien plus 33%,
- „Kroatien plus 36%“,
- „Ägypten plus 91%“,
- „Fernreisen nach Kuba, in die Dominikanische Republik und Mexiko haben ebenfalls zugelegt“.
Nur „Nörgler“, für die auf der ITB traditionell wenig Platz ist, werden jetzt fragen: War da nicht etwas mit der Türkei? Ja, auch die Türkei findet Erwähnung – in einem (!) Satz: „Starke Rückgänge mussten 2016 die Türkei, Ägypten und Tunesien hinnehmen.“
Mehr ist nicht vom DRV zu vernehmen zum sicher brisantesten Thema der ITB 2017. Damit unterstreicht der Deutsche ReiseVerband erneut, dass er nicht bereit und nicht fähig ist, sich der globalen Aktualität zu stellen. Bedeutung gewinnt ein Verband nicht durch permanente Lobbyarbeit. Bedeutung und Anerkennung gewinnt ein verband durch ein klares Bekenntis. Ein Bekenntnis auch im Sinne der Kunden und Gäste.
Auf dieser Eröffnungs-Pressekonferenz wäre es ein mutiges Zeichen für die gesamte ITB gewesen, Stellung zu beziehen. Auf die Bedeutung des Tourismus in unruhigen Zeiten hinzuweisen. An die Mäßigung auf beiden Seiten – in der Türkei und in Deutschland – zu appellieren. Doch nichts ist geschehen. Hoffentlich wird der DRV nicht bald von der harten Realität eingeholt. Denn dann wird in der Öffentlichkeit kaum Verständnis für Sprachlosigkeit zu bekommen sein.
Peter Hinzes Interview mit dem Tourismus-Experten Martin Born zum Thema Türkei unter dem Titel "Zeit für einen Reise-Boykott" finden Sie aktuell unter http://https://www.reisenundgolfen.de/index.php?set=details&id=1381&cat=extrabox2 aber auch bei https://www.reception-Insider.com
Quelle: Eigen
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