Ägypten säuft von selbst ab

Hinze freut sich über PR-Aktionen für Soma Bay
In Deutschland gibt es über 7000 PR-„Agenturen“ mit rund 100 000 Beschäftigen, sagen Experten. Bevorzugtes PR-Fachgebiet: Tourismus. Manche Agenturen bekommen für ihre Ideen internationalen Ruhm und Aufträge. Andere Agenturen müssen sich mit weniger begnügen. Häufiger Grund: Sie produzieren richtige PR-Flops. So wie die Agentur von Soma Bay, die beweist: Der Ägypten-Tourismus ist am Absaufen.
Starten wir mit einer Frage: Was ist das Teuerste an einer PR-Meldung? Einfache Antwort: der Fotograf!
So denken natürlich auch PR-Agenturen, denn sie wollen Geld verdienen und nicht Geld ausgeben. Deshalb gilt mehr und mehr: Text und Fotos aus einer Hand! Das Resultat: Ab in den „Trash“-Ordner.
Aber die kreative Doppeltätigkeit ist Voraussetzung für so manchen PR-Flop – wie die Meldung „Goldene Zeiten in Soma Bay – Edel und gediegen relaxen Rotes Meer Ägypten“ (Zitat; kein Schreibfehler von meiner Seite). Die Zusendung stellt selbst den „Erreger“ der letzten Woche aus dem ROBINSON CLUB locker in den Schatten.
Wer Soma Bay nicht kennt, bekommt die pr-mäßige Einführung: „Soma Bay ist einer der spektakulärsten Schätze und luxuriösen Geheimtipps in Ägypten, gelegen am Roten Meer. Soma Bay ist ein paradiesisches Refugium voller preisgekrönter Innovationen, das seinesgleichen sucht und steht als ganzheitliche Destination für internationale Luxus-Standards, ökologische wie soziale Verantwortung und lukullische Genüsse vom Feinsten... In Soma Bay, der Traumbucht der Sehnsucht zwischen roten Bergen und silberblau glitzerndem Meer, finden anspruchsvolle Urlauber ein edles Domizil voller Eleganz, Ruhe und Stil. Schön warm, mit einer angenehmen Brise, bietet Soma Bay 45 Minuten vom Flughafen Hurghada entfernt jede Menge Urlaubs- und Freizeitvergnügen auf höchstem Niveau.“ (Zitat).
Gut, da wird die Anzahl der Redaktionen, die diesen Text komplett übernehmen an einem Finger abzuzählen sein. Denn: Heutzutage sind solche Texte einfach Schwachsinn.
siehe:DIE HOMEPAGE VON SOMA BAY, ÄGYPTEN https://www.somabay.com
Aber sie sind noch nicht die Krönung. Denn die Krönung kommt aus dem Fachbereich Fotografie. Die Quelle der Fotos verschweige ich, denn so könnte ein Rückschluss auf die Agentur gezogen werden. Und um einen solchen Rückschluss geht es mir gar nicht. Es geht vielmehr darum, nicht alles hinzunehmen, was per Mail kommt, nur weil der Journalist oder Blogger in einen Verteiler gerutscht ist. PR-Agenturen greifen gern auf folgendes „USP“ in eigener Sache zurück: „Wir haben einen großen Verteiler!“ Na denn, ich habe ein großes Herz.
Es sind die Fotos, die diese schlechte PR-Meldung zu einem Flop machen. „Willkommen: Auf der menschenleeren Baustelle Soma Bay“, so könnte die Überschrift lauten. Es gibt Fotos, da weißt der Leser: Hier will ich niemals Urlaub machen. Soma Bay schickt gleich fünf Beispiele in dieser Kategorie:
Foto 1 – Titel: "Das edel-orientalische Kempinski Hotel Soma Bay mit seiner kaskadenförmigen Pool-Landschaft"
Sieht aus wie eine Baustelle, ist vielleicht noch eine Baustelle. Ist menschenleer. Also stellt sich die Frage: Will da keiner hin? Hat es vielleicht noch gar nicht eröffnet? So ein Foto geht nicht durch. Es sei denn, das man Aktualität beweisen will – wie: Ägypten ist in der Reisebranche aktuell der größte Ladenhüter und hat noch viel Platz zu bieten für wagemutige Urlauber.
Foto 2 - Titel: "Das pharaonisch inspirierte Sheraton Soma Bay Resort"
Auch auf diesem Foto tut sich wenig. Vielleicht lassen sich bei gutem Willen drei Menschen, es könnten Bauarbeiter sein, erkennen. Keine belegte Liege, nicht einmal mit deutschen Handtüchern, niemand an der Bar, niemand im Pool oder im Meer. Einfach niemand im Niemandsland. Trash!
Foto 3 – Titel: "Der sportliche Robinson Club"
Aber im Robinson Club von Soma Bay herrscht Betrieb. Ein Schwimmer ist zu erkennen. Auf den Liegen natürlich niemand. Doch Vorsicht: Trügt der Schein? Könnte durchaus sein, denn bei genauer Betrachtung könnte der Schwimmer – eine Art Mensch mit Wingsuit – also ein fliegender Mensch sein. Aber nochmals Vorsicht, denn: Es sieht ganz so aus als sei es eine Fotomontage! Über ein solches Foto kann/darf sich die Robinson-Zentrale nicht freuen.
Foto 4 – Titel: "Und ab und an trifft man vielleicht sogar seine Lieblingspromis in Soma Bay"
„Schauspielerin Angela Roy mit ihrer Mutter auf Geburtstagsurlaub im Spätsommer 2012 (©: Agentur Schneider-Press Erwin Schneider), sagt uns die PR-Meldung. Ach, Angela: Auch wenn der Urlaub vielleicht umsonst war, bitte mach nicht solche Fotos. Das tut der Karriere keinen richtigen Gefallen. Das Bild ist nur peinlich. Out! Wer mit dem Namen Angela Roy jetzt nicht gleich so viel anfangen kann: Die Liste der künstlerischen Einsätze ist lang, sehr lang – und lässt sich hier im Detail anschauen. Zur Homepage Angela Roy: https://www.angelaroy.de
Foto 5 – Titel: Wenn die Sonne im Meer vor Soma Bay versinkt. . .
Zum Abschluss mein Lieblingsfoto – der Text dazu: „Der Tag klingt aus beim Dinner im kupfergoldenen Leuchten des Sonnenuntergangs bei feinen Drinks und erlesenen Speisen. In Soma Bay verzaubern eine Atmosphäre von Ruhe und Zurückgezogenheit, die unangestrengte Herzlichkeit der Menschen, die hier wirken und die einzigartige lichte Leichtigkeit des Lebens.“
Welch halbwegs vernünftiger Mensch will an diesem Tisch Platz nehmen? Auf Stühlen, die aus dem Konferenz-Center kommen; an einer Decke, die nass im Wasser hängt? Mitten im Roten Meer? Herr Ober, zahlen bitte!
Als betroffene Hotels, die ja den Gesamtkomplex Soma Bay bilden, würde ich für diese PR-Meldung „Schmerzensgeld“ verlangen. Wird aber niemand machen, denn eins haben doch alle genannten Herbergen gemeinsam: Allen Hotels geht es in Ägypten so schlecht, dass ihnen das Wasser schön höher steht als bis zur Stuhlkante. Da ist jeder Rettungsstrohhalm wichtig. Sei es auch einer, der sich den Titel „PR-Flop der Woche“ ganz locker verdient. Manchmal ist es besser zu schweigen. Manchmal ist es besser, sich nicht optisch in Szene zu setzen. . .
Weitere Informationen und Geschichten von Peter Hinze unter: http://https://www.reception-insider.com

Quelle: recption-insider

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