Reiseboykott für Ägypten?

Ein deutlicher Zwischenruf
Hinze ärgert sich über die Sorglosigkeit im Umgang mit dem Tourismus nach Ägypten und fragt sich: Warum eigentlich nicht ein Reise-Boykott?
„Deutschland ist Reiseweltmeister – und lässt sich touristisch von Ägypten an der Nase herumführen. Das Land am Nil droht in Chaos und religiösen Auseinandersetzungen zu versinken –doch dem deutschen Urlauber erzählen Regierungsvertreter wie der alte und neue Tourismusminister Hisham Zaazou "das Blaue vom Touristen-Himmel". Ein Skandal, denn selbst das "Auswärtige Amt" wäre über weniger Ägyptenurlauber glücklich.
Es ist an der Zeit mehr Mut zu zeigen. Mehr Mut bei der Auswahl von Reisezielen. Deutschland gilt weiterhin als ein Reiseweltmeister, doch touristisch lassen wir die Muskeln niemals spielen. Damit muss Schluss sein – und als erster Sparingspartner kommt nur ein Land in Frage: Ägypten. Es gibt derzeit keinen plausiblen Grund, eine Reise ins Land am Nil zu planen bzw. anzutreten. Nein, Ägypten muss die rote Tourismus-Karte bekommen. Da mögen die Reisekonzerne klagen und schreien, aber es muss mal an der Zeit sein, NEIN zu sagen zum Ägypten-Urlaub.
Gründe gibt es genug – der jüngste: Die Posse um den neuen, alten, neuen, alten Tourismusminister Hisham Zaazou. Im demokratischen Teil dieser Welt lässt sich nicht mehr ganz nachvollziehen, ob oder ob der Minister nicht im Amt ist. Zaazou ist ein politisches Chamäleon. Das mag in Deutschland kaum interessieren, aber es bringt deutsche Urlauber in Gefahr. Und da hört der Spaß auf!
Bereits auf der ITB in Berlin kannte Zaazou nur zwei Strategien: Schlechtreden und schönreden. Für alles, was im Land nicht touristisch rundläuft, machte der ausgefuchste Unternehmer ausländische Journalisten verantwortlich. Sie seien Schuld, am Chaos und am schlechten Bild des Landes. Nur im Umkreis von 100 Metern um den Tahirplatz berichten, das sei typisch für die verhasste Journaille. Gut, mit der Journalistenkritik ist Zaazou ja nicht allein. Da gibt es noch andere Schurkenstaaten, die ähnlich argumentieren.
Doch Zaazou ist auch ein Künstler im schönreden! Mantra-artig preist und lobt er die Sicherheit und die Qualität und die Preise usw. eines Ägypten-Urlaubs. Er verschweigt die Gefahren, weil es keine Gefahren geben darf. Er zeichnet ein Bild von Frieden und Glück, weil es im Tourismus keine Grautöne geben darf. Seine Rede auf der ITB-Pressekonferenz ist das untrügliche Dokument seiner "weltfremden" und realitätsfernen Einschätzungen. Inkl. seiner Idee der großen Video-Werbewände in allen deutschen Großstädten. Eine Idee, von der auch knapp fünf Monate später niemand etwas gehört hat.
Doch die Realität, Herr Minister ist eine ganz andere! Wer auf den letzten Programmvorstellungen der großen deutschen Reiseveranstalter abseits der offiziellen Termine mit dem Reisemanagern sprach, der bekam (mit Ausnahme von Dietmar Gunz /FTI) einen ganz anderen Eindruck: Die deutsche Reisebranche steht kurz davor, über den Partner Ägypten zu verzweifeln. Nur aus wirtschaftlichen Gründen, so manch Kommentar, kann man Ägypten nicht fallen lassen! „Die Lage im Land ist schlicht weg eine Katastrophe“, so lautete eine noch eher harmlose Formulierung. Landesweit ist das soziale System zusammengebrochen, hohe Arbeitslosigkeit bedroht den inneren Frieden.
Es mag der deutschen Reisebranche entsprechen, dass die touristische Fachpresse in Zeiten der Krise gern die Werbetrommel für Länder wie Ägypten rührt. Da ist der Chefredakteur vielleicht gerade im Ägypten-Urlaub – und schon schreibt er live und aktuell vom Pool: „Hier ist alles friedlich und herrlich!“ So etwas gehört sich nicht. Da haben Leser mehr recht auf Hintergründe und sachliche Informationen. Aber wenn es Ägypten schlecht geht, dann müssen bald wieder teure Anzeigen geschaltet werden – und da möchte die Fach-Zeitschriftenbranche natürlich gern dabei sein.
Die einen denken nicht an den Leser (sondern nur an die Umsätze in den Reisebüros) – und Ägypten denkt nicht an die Urlauber. Auch Ägypten denkt in erster Linie nur ans Geld verdienen. Wie anders lässt sich sonst erklären, dass sich in diesen turbulenten Tagen die ägyptische Regierung entschließt, die Visumgebühr auf 25 US-Dollar zu erhöhen und eine „Security Charge“ (allein das Wort klingt in Ägypten ja wie Hohn) von 8 Euro einzuführen.
Einen Luxusurlauber treffen diesen neuen Steuern nicht. Doch Ägypten ist längst ein Billigst-Reiseland geworden, und die neuen Gebühren könnten die Billigreisen an den Rand der Existenz drängen. Denn sie machen den ägyptischen Ramschurlaub zu teuer. Geld verdienen, so eine weitere Erkenntnis der aktuellen Programmvorstellungen, lässt sich mit Nil, Pool und Pyramiden sowieso kaum noch etwas.
Sind die Billigreisen am Ende wäre zumindest ein positiver Effekt erzielt: die Zahl der deutschen Nil-Urlauber würde zurückgehen. Und das wäre zu wünschen. Übrigens würde sich auch das „Auswärtige Amt“ freuen. Denn dort gibt es nach internen Papieren (die „The Reception Insider“ vorliegen) eine klare Strategie: Die Zahl der aktuellen Ägypten-Urlauber „durch Abfluss“ verringern und möglichst wenige neue Urlauber nachkommen lassen. Alle großen deutschen Veranstalter haben die Strategie von ihrem Dachverband DRV zugeschickt bekommen. Sie wissen also, was in Ägypten droht.
Das ist die Realität im Sommer 2013 – auch wenn sie viele nicht wahrhaben wollen.“
Diese und weitere Geschichten von Peter Hinze gibt es unter http://https://www.reception-insider.com
Zusatz der Redaktion:
Zu Hinzes Zwischenruf passt auch die neueste Aufregung um Klaus Brämig. Der Vorsitzende des Tourismusausschusses des Deutschen Bundestages meinte vor wenigen Tagen:"Meine Furcht ist, dass radikalisierte Teile dieser Gruppen nach ihrer Entmachtung auch zu Terrorakten greifen könnten. Ob und inwieweit diese Radikalen dann auch Rücksicht auf Touristen nehmen, vermag niemand vorauszusagen."
Der Chef des Deutschen Reiseverbands (DRV), Jürgen Büchy, war entsetzt, als er von Brähmigs "Furcht" vor Anschlägen las. Besonders hart ging Karl Born, früherer Vorsitzender der Geschäftsführung von TUI Deutschland und jetziger Honorarprofessor fürTourismusmanagement an der Hochschule Harz in Wernigerode, mit Brähmig ins Gericht. In einem Blogeintrag spekulierte Born, ob Brähmig "an einer Art Ägypten-Phobie" oder "schwerwiegender an Islamophobie" leide. Unterstützung erhält Brämig weder vom Auswärtigen Amt, das seine Reisewarnungen nach Ägypten Zug um Zug verschärft, noch aus dem Innenministerium. Seine Fürsprecher bekleiden keine offiziellen Ämter wie z.B. der Bundestagsabgeordnete und Mitglied des Menschenrechtsausschusses, Jürgen Klimke ( CDU) oder Hans-Joachim Hacker, tourismuspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

Quelle: www.reception-insider.com

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