An Loch 2, Adendorf
Loch 4, Adendorf
Loch 6, Adendorf
Zur Platzreife in drei Tagen. Geht nicht? Geht. Ein Erfahrungsbericht von Berrit Gräber
Eigentlich hat mich der Golfsport nie sonderlich gereizt. Viel zu elitär. Kostspielig. Zeitraubend. Allein die Vorstellung, erstmal wochenlang in einem Kurs mit 25 weiteren Anfängern an den ersten Schwüngen zu verzweifeln, hat mir schon die Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Und dann nochmal viele Abende lang Regeln pauken. Nee, nix für mich. Aber dann kam das unwiderstehliche Angebot der Hotelgruppe Best Western: In nur drei Tagen zur Golfplatzreife, Intensiv-Crashkurs im kleinsten Kreis plus Wellness im angeschlossenen Viersterne-Resort Castanea in Adendorf bei Lüneburg. Das klang nach Spaß, Effizienz und schnellem Erfolg.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe tatsächlich die Platzreife geschafft. Mein Coach und Golf-Gott Allan, ein junger Schotte, hat das Kunststück fertig gebracht, mich an einem einzigen Wochenende golfplatztauglich zu trimmen. Aber der Weg dahin war eine echte Herausforderung – für ihn wie für mich und die übrigen drei Mitstreiter im Kurs. Als ich Donnerstagabend in die umwerfend schöne Bernhard-Langer-Suite des Castanea-Hotels einchecken durfte, dachte ich noch: Wow, in dieser Wohlfühl-Atmosphäre mit Ausblick auf den 18-Loch Platz kann nichts mehr schief gehen. Der Zimmer-Name ist Programm.
Freitag, Tag 1: Nach meinen ersten Schlägen auf der Driving Range der Golf Academy Adendorf am nächsten Morgen bin ich schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen. Mal halte ich mein Leih-Eisen 7 falsch, mal fehlt der Schwung, mal gehe ich plötzlich in die Hocke. Der einzige Trost: Den anderen drei Anfängern fällt auch nichts in den Schoß. Panik überfällt mich: Übermorgen ist schon Prüfung, wie soll das gehen? Golf-Pro Allan bleibt gelassen. Er korrigiert, gibt Tipps, macht Mut. Weil die Gruppe so klein ist, hat jeder von uns das Gefühl, einen Privatlehrer zu haben. Als ich zum ersten Mal das wunderbare metallische „Ping“ höre, wird mein Körper von Glücksgefühlen geflutet. Mein Ehrgeiz ist geweckt.
„Super, aber jetzt immer weiter üben, üben, üben, ihr schafft das alle“, ruf Allan. Der Mann hat gut reden. Wo er herkommt, ist Golf Pflichtfach in der Schule. In Schottland spielen schon zehnjährige Knirpse wie kleine Götter. Hier, in der Lüneburger Heide, sind 50-Jährige nichts als blutige Anfänger. Eigentlich will ich später unbedingt noch in den tollen Wellnessbereich ins Hotel, ins Schwimmbad, in die Saunen. Aber daraus wird nichts. Ich muss dranbleiben. Üben. Nach der Turboeinführung wage ich mich noch auf den 9-Loch-Übungsplatz gleich neben der Driving Range. Furchtbar, diese ständigen Hochs und Tiefs. Wenigstens haben wir Spaß dabei. Abends bin ich so erledigt, dass ich gleich nach dem fantastischen Abendessen ins Bett sinke und von Bernhard Langer träume.
Samstag, Tag 2: Golf ist der Sport der intensiven Emotionen. So viel hab‘ ich schon kapiert. Meine Gemütsverfassung schwankt zwischen tiefer Verzweiflung und unvergleichlichen Glücksmomenten - während wir stundenlang abschlagen üben, chippen, putten, kurze Schläge. Dazwischen Pausen im Clubhaus für Regelkunde, Etikette und eine der grandiosen Adendorfer Currywürste. Und stets das unbehagliche Gefühl: Morgen ist schon Prüfung, wie soll das gehen? „Der Einstieg in den Golfsport ist viel einfacher als Sie denken“, lese ich in der Werbebroschüre des Golf-Verbands. Klingt wie purer Hohn. Nachmittags verzichte ich erneut auf 1.700 Quadratmeter Wellness. Der 9-Loch-Platz ruft. Üben, üben, üben. Wenigstens ist das Abendessen wieder ein Hochgenuss. Diesmal träume ich nicht von Bernhard Langer. Ich hab‘ Schiss, dass ich morgen alles vermassele.
Sonntag, Tag 3: Das hervorragende Frühstücksbüffet lockt. Beim Aufwachen dachte ich noch panisch: Heute ist Prüfung, wie soll das gehen? Nach dem ersten Kaffee bin ich etwas lockerer. Und dann geht’s los. Der 18-Loch-Mastercourse direkt neben dem Hotel wartet auf uns. Eine Herausforderung selbst für gute Spieler. Mindestens zwölf Nettopunkte nach Stableford muss ich zur Platzreife zusammenkriegen. Gestern hat mir Allan noch gesagt: 3 Dinge brauchst du beim Golfen: Ball, Schläger und eine gute Ausrede, wenn du nicht triffst. Ich hoffe, ich brauche heute nicht viele Ausreden. Die ersten beiden Bahnen laufen bescheiden. Bahn drei markiert den Wendepunkt. Ab da hab ich mehr Glück – und am Ende mit Ach und Krach die magischen zwölf Punkte in der Tasche. Die Theorieprüfung im Anschluss ist im Vergleich dazu fast geschenkt. Ich bin stolz wie Bolle, als mir Allan die offizielle Urkunde am frühen Nachmittag in die Hände drückt. Ich will jetzt dranbleiben und noch viel öfter das "Ping" hören, das den Ball so wunderbar fliegen lässt.
Mein Fazit: Der Platzreifekurs des Best Western Castanea an einem einzigen Wochenende ist machbar. Aber kein Spaziergang. Wer vorher schon einmal einen Schläger in der Hand hatte und sich ein wenig auskennt, ist stark im Vorteil. Blutige Anfänger wie ich haben es schwer. Die vorgesehenen 14 Kursstunden reichen kaum aus, um die Platzreife zu bestehen. Nur wer noch zusätzlich fleißig übt, kann Erfolg haben. Der Wermutstropfen: Dadurch schrumpft die Chance, möglichst viel vom tollen Wellness-Bereich des Hotels mitzukriegen. Die Alternative: Einen Crash-Kurs unter der Woche machen, von Montag bis Donnerstag. Dann bleibt mehr Zeit fürs Üben und Erholen. Der Wochenendkurs kostet 359 Euro inklusive Frühstück, der Kurs mit fünf Übernachtungen 499 Euro. (https://www.castanea.bestwestern.de).
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