Keine glorreiche Rückkehr zu Olympia

Ärger ums Golf in Brasilien
Im nächsten Jahr ist es wieder soweit: Golf wird nach 112 Jahren Pause wieder olympisch. Eigentlich ein Grund zur Freude, die aber am Zuckerhut nicht aufkommen will, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Denn mit dem Golfsport zu den Olympischen Spielen kommt auch ein neuer Golfplatz nach Rio de Janeiro, an dem sich jetzt schon die Bürger reiben.
Der „Olympia“-Golfplatz wird nämlich neu in ein Naturreservat gezimmert, obwohl es in Rio bereits zwei große Golfplätze gibt. Die Anlage des Golfclubs Itanhangá beispielsweise, die laut "Golf Digest" zu den hundert besten außerhalb der USA zählt. Sie liegt etwa zwanzig Autominuten vom künftigen olympischen Dorf entfernt. Trotzdem hat die Stadt Rio offenbar nie ernsthaft in Erwägung gezogen, Itanhangá für den olympischen Wettbewerb zu nutzen.
Warum es unbedingt im Naturschutzgebiet im Viertel Barra de Tijuca ein neues Grün braucht, lässt sich für Kritiker nur so erklären, das ausgerechnet dort der Stadtteil von Rio liegt , der am schnellsten wächst. Hier herrscht ein ehemaliger Bananenhändler, der zusammen mit dem Bürgermeister wohl kräftig mauscheln soll.
Der Bananenhändler soll den Wahlkampf des Bürgermeisters finanziert haben, im Gegenzug erwarb der Mann dafür von der Stadt das ehemalige Naturschutzgebiet Marapendi. Nicht nur, dass der Verkauf eines Naturschutzgebietes verfassungswidrig ist, nein, auch der Preis war wohl weit unter Marktwert. Immerhin dürfen neben dem Olympia-Golfplatz auf dem 100 Hektar großen Gebiet auch noch Luxusappartments und Villen direkt an das tief blau glitzernde Meer gebaut werden. Immerhin ermittelt nun die Staatsanwaltschaft.
Dabei spielt die Zerstörung eines Naturschutzgebietes mit unzähligen Tierarten kaum eine Rolle, ebenso wenig wie der ungeheure Einsatz von Wasser: Damit der Golfplatz direkt am Meer in voller Pracht zu den Olympischen Spielen 2016 ergrünen kann, bedarf es einer riesigen Menge von Wasser, mit dem die Fairways täglich bewässert werden. Für die Bewohner angrenzender Viertel, die wegen der extremen Wasserknappheit seit Wochen ihr Trinkwasser mit Tankwagen angeliefert bekommen, ein blanker Hohn. Da passt der Werbeslogan der Baufirma des Olympiagolfplatzes Riserva Golfe besonders gut: "Die Sonne geht für alle auf, aber nicht mit dieser Aussicht." Und dabei ist wohl nicht nur der Blick aufs Meer gemeint.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

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