Peter Hinze: Blue Palace Inselblick
Peter Hinze: bei Paradosiako
Peter Hinze: Hafen von Rethimnio
Peter Hinze, Kloster Arkadia
Peter Hinze, Strand von Preveli
Griechenland feiert ein Reise-Comeback
Die Tage werden kürzer, die Bürgersteige nasser und insgesamt kann die Diagnose nur lauten: Ungemütlicher! Da will man eigentlich nur noch weg und so kam unser Autor Peter Hinze zu seinem persönlichen Reiserlebnis: Griechenland ist herrlich – zumindest wenn man sich im Herbst für einen Kurztrip nach Kreta entscheidet!
Dort, wo die Straße im griechischen Nichts endet, dort beginnt das Urlaubsglück: Pláka, fünf Kilometer hinter dem fast schon berühmten Strand von Eloúnda, lautet die Adresse, die sich Urlauber auf der Flucht vor dem November-Blues auf jeden Fall merken.
Ágio Nikoláos, der große Nachbar, ist quirlig, in dieser späten Jahreszeit noch immer gut besucht und die Mehrzahl der Besucher zeigt sich sprachlich eher „british“. Eloúnda, der kleine Nachbar, hat sich zu einer Art Nobeladresse mit besten Hotels am Strand entwickelt. Ihr Ruf schallt weit in die Welt hinaus, vielleicht auch nur deshalb, weil die griechische Hotellerie ansonsten vor allem als eher veraltet und kaum konkurrenzfähig zu Spanien und selbst Kroatien gilt.
Doch es tut sich etwas an Hellas’ Küsten. Der Wandel zum Feinen hat im Osten Kretas einen Namen: „Blue Palace Resort & Spa“. Den Zusatz „A Luxury Collection“ erfüllt der Gast mit Selbsterfahrung, wenn er bereits am frühen Morgen sanft durch seinen Privatpool gleitet – den Blick aufs Meer, auf die vorgelagerte Insel Spinalónga und auf einen wolkenlosen, mediterranen Sonnenaufgang gerichtet.
Während Zuhause Laubbläser den nassen Herbst in riesige Plastiktüten pusten, knackt über Pláka die Sonne schon beim Frühstück die 20-Grad-Grenze. Runter zum Strand, an den Pool, einfach nur Fitness oder doch eher sportlich auf die nahen Berge per Mountainbike? Die Antwort ist schwer zu finden, also lässt man sich treiben. Herrliches Hellas.
Wie ein rustikales Bergdorf zieht sich das „Blue Palace“ an einen steilen Berghang hinauf. Keine einfache Lage, also erklimmt der Gast am späten Nachmittag den Weg zu seinem vernachlässigten Privatpool per Seilbahn. Wesentlich einfacher dagegen ist am Abend das Streben zum kulinarisch-rustikalem Glück: Nach nur zehn Minuten Spaziergang erreicht man das Dorf Pláka, wo die „Taverne Giorgos“bereits Lady Gaga, Dolce&Gabbana und andere Society-Größen mit Vorspeisen, Fisch und Ouzo versorgte. Jetzt ist reichlich Platz direkt am Wasser und noch mehr Zeit, mit sommerlichen Anekdoten ganz normale Gäste in den Bann zu ziehen. Es läuft wieder mit den Fremden, zumindest hier im jetzt so stillen Pláka. Darauf noch einen Ouzo für alle.
Wer genug hat von sanfter Bucht und Stille, der fährt am nächsten Tag zum „City-Trip“ nach Àgio Nikoláos. Schlendert von Boutique zu Boutique, um dann bei einem Aperitif im „Gioma Meze“ bei herrlichem Blick auf Hafen und Gebirge festzustellen, dass auch im einstigen Fischerdorf internationale Modemarken den Ton angeben – eintönig. Einzigartig dagegen zeigt sich zum Dinner das „Paradosiako“mit einer Mischung aus einheimischem Publikum und in die Jahre gekommenen Seglern vom nahen Yachthafen. In einer Art „griechischer Tapasbar“ werden Gerichte auf der umfangreichen Speisekarte angekreuzt. Und was kommt dann auf den Tisch? Kleine Gourmet-Wunder: Zicklein in kretischen Gewürzen, Zucciniblüten im feinen Teigmantel – ach Hellas, warum kann deine Küche nicht immer so viel Leichtigkeit umwehen? Und dazu passt einfach die Atmosphäre. Lässig, rustikal, trotzdem modern – und etwas abseits der lärmigen Altstadtzone. Perfekt.
Auf einem Bein steht man schlecht. Auf Kreta bedeutet dies: Der Osten allein macht kein Inselglück. Die Fahrt in den Westen ist problemlos, dank EU-finanzierter Autobahn. Heraklion (mit einem veralteten, überforderten Flughafen) bleibt links liegen. Was für das Kloster Arkádia auf keinen Fall gelten sollte. Das kretische Nationalheiligtum im Inselinneren ist ein Highlight, vor allem wenn man am Abend kommt, die Sonne hinter den Bergen versinkt und sich Stille über das Land legt. Ganz so euphorisch fällt das Urteil über den gelobten Préveli Strand nicht aus. Selbst in diesen Tagen ist der Strand noch überlaufen, Plätze im Schatten rar und die Spuren eines turbulenten Sommers deutlich sichtbar; nicht nur, wenn gegen 16.00 Uhr die Armada der Ausflugsboote ihre Tagestouristen abholen. Und so ist es vor allem die Fahrt, die in Erinnerung bleibt – durch Gebirge und Schluchten, herrliche Ausblicke aufs Meer inklusive.
Das Ziel des Bettenwechsels heißt Réthimno, das den Titel „Großstadt“ für kretische Verhältnisse durchaus verdient. Es gibt Reiseführer, die schwärmen vom venezianischen Hafen. Also ist der erste Weg klar. . . Doch die Realität vor Ort jagt dem Pláka-Fan einen Schauer über den Rücken: Hier zeigt Kreta (und Griechenland) sein „altes Tourismus-Gesicht“. Verramscht, stillos, überlaufen. Der Hafen von Réthimno hat nichts Venezianisches mehr, er ist längst nicht mehr ein Hafen touristischen Glücks. Also machen wir einen Bogen um die Restaurantmeile, an der sich die Tische so dicht drängen, dass kaum ein Durchkommen ist. Zum Glück bietet die Altstadt viel mehr als nur Hafen. Zwar schieben sich auch in den nahen Gassen selbst im Oktober noch Urlauber in Scharen, doch immer wieder zeigt sich die Hafenstadt hier von einen lieblichen Seite. Vor allem, wenn es ums gastronomische Angebot geht: für einen leichten Mittagssnack bietet das „Lemonokipos“ die perfekte Kulisse unter Zitronenbäumen. Am Abend mag mancher im angesagten „Avli“ einen Tisch bestellen, um dann festzustellen: gutes Essen, schönes Ambiente, aber auch ganz schön dicht bestuhlt. Gibt es denn keine Alternative? Doch, und was für eine: das „Prima Plora“ liegt etwas außerhalb, entpuppt sich als charmantes Bootshaus mit großartigen Meeresfrüchten, Fisch und Fleisch – sowie einem fantastischen Blick aufs Meer und die venezianische Burg aus dem 16. Jahrhundert am Horizont.
In diesen Moment, der rote Wein tanzt schimmernd im Glas, ist der heimische Herbst vergessen. Keine Erinnerung an Laubbläser, Regenschauer und erste Schokoladen-Weihnachtsmänner. Nur Pláka, Pláka und sein Sonnenaufgang wollen einfach nicht aus der Erinnerung weichen. . .
Informationen zum Blue Palace Resort: https://www.bluepalace.gr
zur Taverna Giorgos: https://www.giorgos-plaka.gr
zum Essen bei Paradosiako:https://www.paradosiako-crete.gr
zum Mittagstisch bei Lemonokipos:https://www.lemonokipos.com
zum Dinner im Avli: https://www.avli.gr
oder zum https://www.primaplora.gr
Quelle: eigen
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