Bo, alter Saloon
Bo, Wassergespülte Toilette
Bo,Undergroundtour
Bo
Bo
Seattles Stadt unter der Stadt
Wer durch den ältesten Stadtteil Seattles im US-Bundesstaat Washington, dem Pioneer Square läuft, bemerkt auf dem Bürgersteig häufig 1 x1 Meter große „Fenster“, mit einer Art kleiner „Butzenscheiben“ in Lila. Diese Fenster sind Lichtschächte für die Stadt unter der Stadt von Seattle. Clay, der Führer einer Seattle Untergrundtour erklärt auch gleich die eigenartige Farbe: „Die Stadtvorderen von Seattle waren auch in diesem Fall, und wie sich zeigen wird, in vielen weiteren Fällen, besonders ‚clever‘: Sie mischten Magnesium ins Butzenscheibenglas, weil sie hofften, es damit möglichst lange glasklar zu halten, doch Sonnenlicht färbte das Glas binnen kurzer Zeit in purpurnes Milchglas.“
Die Touren starten täglich und stündlich direkt am Pioneer Square und führen die Besucher in eine unglaubliche bizarre Welt 6 Meter unter Straßenniveau. Da steht noch ein Plüschsofa neben der Saloontheke, durch das Fenster blickt der Besucher auf einen schmalen Bürgersteig aus Holz neben einer gewaltigen Mauer, die sich endlos am Gebäude entlang zu ziehen scheint. Die Decke bildet wiederum ein festes Gebilde aus Holzbalken und Stahlträgern. So zieht die Gruppe unterirdisch von Haus zu Haus, blickt auf ausrangierte Nähmaschinen und Matratzen, Leuchtreklamen und Aufzugstechnik, an wenigen Stellen von oben erhellt in purpurenem Schein.
Natürlich klärt die Führung die Entstehung dieser Stadt unter der Stadt auf, die nicht gerade ein gutes Licht auf die Bürger Seattles, zumindest in früheren Jahren, wirft:
Die Stadt war in einer Lagune gegründet worden, lebte vom Holzverkauf. Weil es häufig regnete und Fäkalien einfach aus dem Fenster geschüttet wurden, verwandelten sich Straßen zu riesigen stinkenden Schlammkratern, in denen Pferde versanken und sogar Kinder ertranken. Abhilfe versprachen sich die Stadtvorderen durch den Bau einer großangelegte Kanalisation, die nach dem Prinzip der Schwerkraft die Fäkalien in die Bucht spülen sollte. Leider wurde die Macht der Flut vergessen und der Effekt drehte sich um: Toiletten wurden alle 6 Stunden zur Fäkalienschleuder.
Ein Brand kurz vor Beginn des Goldrausches,der dadurch eingedämmt werden sollte, das brennende Gebäude von der Feuerwehr gesprengt wurden, breitete sich bei starkem Wind dadurch erst so richtig aus und vernichtete fast die gesamte Stadt.
Zeit für einen Neuanfang: Die Kanalisation wurde so gebaut, dass es keine waagrechten Rohre mehr gab, alle Häuser mussten aus Stein und Stahl gebaut werden. Im Abstand von einem Meter von den Häusern wurden in den Straßen Mauern errichtet, zwischen den Mauern aller Bauschutt, Erde und Lehm geworfen sowie die neuen Abwasserrohre angelegt und mit einem Straßenbelag gedeckelt. Endlich waren die Straßen frei von Schmutz auch wenn Geschäfte und Kneipen nur über Leitern von oben erreicht werden konnten. Das machte Einkaufen nicht nur äußerst kompliziert und anstrengend, es sorgte auch dafür, das über 17 Saloonbesucher in den Tod stürzten.
Besonders ‚clever‘ war daher die Idee des Stadtparlaments,bei Neubauten Hauseingänge sowohl für das Parterre als auch für den ersten Stock vorzuschreiben. Natürlich zogen die Besitzer älterer Häuser nach und so konnten von der Straße aus die Hauseingänge über Stege erreicht werden. An Regentagen liefen die ebenerdig gelegenen Geschäftseingänge gerne mal voll und schnell entstanden Geschäftseingänge auch im ersten Stock. Der Abstand zwischen Straße und Haus wurde mit Stahlträgern und Holzplanken überbrückt und mit der Zeit verloren die unteren Geschäfte an Bedeutung, wurden aufgegeben.
Diese Stadt unter der Stadt ist jetzt natürlich eine Touristenattraktion, die mit humorvollen Geschichten und Anekdoten sowie einer gehörigen Portion Selbstironie bestens unterhält.Die Führung dauert 90 Minuten und kostet 22 Dollar für Erwachsene.
Weitere Informationen unter https://www.undergroundtour.com
Quelle: Eigen
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