Frachtschiffreisen im Trend - Seefahrt pur für Urlaubsabenteurer - Für kleines Geld um die Welt
Frachtdampfer statt Traumschiff: Wer aufs weite Meer hinaus will, muss keine teure Kreuzfahrt buchen. Ferne Länder und Ozeane lassen sich auch an Bord von Frachtschiffen bereisen - nur viel schlichter, preiswerter, ohne Cocktail-Chichi und Käpitainsdinner. Dafür gewürzt mit einem ordentlichen Schuss Abenteuer. Und das kommt offenbar an bei den Bundesbürgern: Mit dem Bananendampfer in die Karibik fahren, auf dem Containerschiff nach Hongkong oder durchs Eismeer schippern liegt im Trend, heißt es beim Verband Deutscher Reeder (VDR). Die Tourismusnische hat im Sog des boomenden Kreuzfahrtmarkts Aufwind bekommen.
Einige Reedereien nehmen schon seit über 80 Jahren vereinzelt Passagiere in freien Offizierskabinen mit auf hohe See. Jetzt werden es immer mehr. Auch Reisebüros bieten zunehmend Frachtertouren an. Genaue Fahrgastzahlen gibt es nach VDR-Angaben nicht. Höchstens Schätzungen. Danach heißt es für jährlich über 5.000 Reisende "Leinen los" für den individuellen Abenteuerurlaub auf einem Hochseefrachter. Die Nachfrage sei steigend, sagt auch Peter Zylmann, selbst Kapitän und Chef des gleichnamigen Frachtschiff-Touristik-Unternehmens. Der Branchenführer vermittelt allein rund 1.500 Passagiere pro Jahr an Reedereien, die Mitfahrgelegenheiten rund um die Welt ermöglichen.
Frachterreisen sind nichts für verwöhnte Urlauber. Es gibt keine Animation, keine Abendunterhaltung, kein durchorganisiertes Reiseprogramm. Wer sich als Gast auf einem Dampfer einschifft, der Waren über die Weltmeere bringt, ist in erster Linie auf sich gestellt. Außer der Mannschaft sind meist nur wenige weitere Passagiere an Bord. Wer will, kann dem Kapitän auf der Kommandobrücke über die Schulter gucken, im Hafen beim Löschen der Ladung zuschauen, von Deck aus den Horizont beobachten. "Das ist Seefahrt pur, so kommt man dem Meer sehr nah", erzählt Zylmann.
Zum Beispiel bei der fünfwöchigen Fahrt mit dem Bananen-Kühlschiff von Antwerpen in die Karibik und zurück. Oder bei der 7-tägigen Schnuppertour nach Norwegen, bei der dreiwöchigen Rundreise durch die Straße von Gibraltar bis nach Spanien oder in die Eiswüste des finnischen Meerbusens, wo Eisbrecher den Weg bahnen müssen.
Auch wenn Luxus ein Fremdwort auf Frachterreisen ist, muss kein Passagier auf Komfort verzichten. Containerschiffe bieten in der Regel gut ausgestattete Kabinen mit Meerblick, die normalerweise als Unterkunft für Offiziere oder Ingenieure genutzt werden und auf der Passage frei geblieben sind.
Das Angebot reicht von einfach bis zum Viersterne-Niveau. "Von der Riesensuite bis zur kleinen Crew-Kabine ist alles dabei", sagt Kapitän Zylmann. Auf manchen Schiffen gibt es sogar Sauna, Fitnessraum und Bibliothek, ab und an auch einen Pool. Gegessen wird in der Messe, zusammen mit Mannschaft und Kapitän. Gutbürgerlich und reichlich, so die Anbieter.
Wenig Zeit für Landausflüge
Was häufig zu kurz kommt, sind die Landausflüge, wie in den einschlägigen Internet-Foren gern beklagt wird. Nur wenige der angesteuerten Frachthäfen liegen in unmittelbarer Nähe der Städte. Und die Zeit ist knapp für ausgiebiges Sight-Seeing. Denn das Container-Löschen und Neubeladen hat immer Vorrang. Passagiere müssen sich danach richten. Das Frachtschiff wartet nicht auf Bummler.
Dafür ist der Abenteuerurlaub im Vergleich zur klassischen Kreuzfahrt relativ preiswert zu haben. Die fünfwöchige Fahrt auf dem Bananendampfer Richtung Guadeloupe, Martinique, Kolumbien und Costa Rica kostet pro Person um die 2.700 Euro, Vollpension inklusive. Kürzere Strecken innerhalb Europas, etwa nach Irland, sind für ein paar hundert Euro zu haben. Eine 124-Tage-Weltreise über fast alle Weltmeere kostet circa 8.600 Euro. Als grobe Orientierung gilt: Pro Tag fallen in etwa Kosten zwischen 60 und 100 Euro an, je nach Reederei und Strecke.
Was sich bei den Preisen stets bemerkbar macht, ist die so genannte Deviationsversicherung. Die Police ist Pflicht. Sie deckt die Mehrkosten ab, die der Reederei entstehen, sollte ein Passagier krank werden und das gesamte Schiff deshalb umgeleitet werden müssen. An Bord von Frachtschiffen gibt es nämlich keinen Arzt.
https://www.zylmann.de
https://www.reederverband.de
Quelle: -eigen-
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