Villa Ariston
Milenji Gasdtrowelt
Villa Madonna
Von Lust und Liebe im kroatischen Opatija /
Liebe liegt in der Luft. In der lauen, wohl bemerkt, denn in dem gleichermaßen milden wie mondänen Seebad Opatija herrscht ein vorzügliches Klima. Sanft streichelt die warme Oktobersonne die vielen Paare, die Hand in Hand durch entzückende Gärten und entlang der alten Uferpromenade spazieren, sich verliebte Blicke zuwerfen und ab und an ein paar zarte Küsse austauschen. Kaiserliche Villen und prächtige Paläste, stuckverzierte Kaffeehäuser und stilvoll restaurierte Seeterrassen säumen ihren Weg und erzählen leise Geschichten aus einer anderen Zeit. Geschichten über glanzvolle Zeiten, über die Liebe und die Lust.
Eine davon ist die der Villa Angiolina. Zu Anfang der 1840er Jahre, als Opatija noch Abbazia genannt wurde und eine kleine Fischersiedlung mit 35 Häuschen war, kaufte der wohlhabende, Ruhe und Erholung suchende Kaufmann Iginio Scarpa in einem stillen Hain in der Nähe der Kirche St. Jakob ein Grundstück mit angrenzender Halbinsel. Der Patrizier und Freimaurer, der mit Holz- und Weizen sein Vermögen gemacht hatte, war der turbulenten Geschäftigkeit seiner Heimatstadt Rijeka überdrüssig und suchte nach einem Ort des Rückzugs. Hier ließ er 1844 eine wunderschöne Biedermeier-Villa errichten, die er nach seiner geliebten, mit nur 30 Jahren sehr früh verstorbenen Frau Angiolina benannte. Zudem ließ er einen riesigen Garten anlegen, der mit zahlreichen seltenen, exotischen wie heimischen Pflanzen bestückt wurde, die ihm Freunde aus Nah wie Fern mitgebrachten.
Doch Freunde wollen gefeiert werden, und so entwickelte sich das prachtvolle Haus mit seinen rauschenden Festen schon bald zum glänzenden Mittelpunkt der gehobenen Gesellschaft der Region. Durch die Hochzeit von Scarpas Sohn mit Maria von Bruck, der Tochter des österreichischen Finanzministers im Jahr 1855, ließ auch die kaiserliche Prominenz des Nachbarlandes nicht lange auf sich warten. Bereits 1859 verbrachte Erzherzog Ferdinand ein paar Tage in der Villa Angiolina, nur einen Sommer später folgte seine Gattin, die österreichische Kaiserin Maria Anna, die gleich die ganze Badesaison über blieb. Allerdings sollte es bis 1884 dauern, bis das erste Luxushotel, das Hotel Quarnero, heute Kvaner, eröffnete. Danach allerdings schossen die Nobelherbergen, Sommerhäuser und Villen nur so aus dem Boden.
Da namhafte Mediziner die Vorzüge des mediterran milden Klimas allerorts anpriesen, wurde Abbazia 1889 offiziell zum „Curort“ ernannt. Hochadel, Industrielle und Künstler entflohen dem Winter und reisten in das „österreichische Nizza“, um im „Meeresaerosol“ zu flanieren. Einer von Ihnen war Kaiser Franz Josef, der sich in der Villa Madonna mit seiner Freundin, der Wiener Burgtheater-Schauspielerin Katharina Schratt, getroffen haben soll – mit der ausdrücklichen Unterstützung seiner Gattin Elisabeth, „Sisi“, die offenbar diese Beziehung stärkte und schützte. Ihr hingegen wurden heimlich Treffen mit Graf Gyula Andrassy in der Villa Minach nachgesagt. Der ungarische Politrebell war lange Zeit enger Freund und Berater der Kaiserin. Klarere Verhältnisse herrschten hingegen in der Villa Ransonnet alias Kremesek: Konsul Leo Kremesek soll hier im Kampf mit seinem Dienstmädchen das Gemächt verloren haben, da er die Dame zwar lieben, aber nicht ehelichen wollte.
Während also Liebe und Hiebe hinter eleganten Häuserfassaden vollzogen wurden, tanzte die Hautevolee der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie in großen Kristallsälen mit glitzernden Kronleuchtern und blanken Marmorböden. Oder besser noch, spazierte entlang der von Palmen, Magnolien und Akazien gesäumten, schönen Uferpromenade. Ein Vergnügen, zu dem die geschichtsträchtigste Meerespromenade der Welt Liebende bis heute verführt, denn der „Kaiser-Franz-Josef-Weg“, von Einheimischen und Insidern schlicht Lungomare genannt, erzählt noch immer von den glanzvollen Zeiten – und verbindet diese fast spielend mit dem Flair des 21. Jahrhunderts.
Denn entlang des 14 Kilometer umfassenden Weges, der an idyllischen Häfen, kleinen Badebuchten, zahlreichen majestätischen Villen und stattlichen Hotels vorbeiführt, kann der neuzeitliche Romantiker nicht nur die in den vergangenen Jahren auf Hochglanz polierten Restaurants und Kaffeehäusern genießen, die mit Fisch und Sachertorte locken. Selbst wer, wie in früheren Zeiten, mit großer Ballrobe tanzen oder fürstlich „curen“ möchte, findet entlang des Lungomare ein reiches Angebot. Vor allem im Frühjahr, aber selbst im Herbst, wenn sich die Straßen allmählich leeren, die Luft aber immer prickelnder wird, und das Licht sich schon spätnachmittags orangefarben in die Kvaner Buch ergießt, ist die richtige Zeit gekommen, um einer Diva wie Opatija einen Besuch abzustatten. In und mit viel Liebe. So, wie es schon die einstigen hochherrschaftlichen Kurgäste taten.
INFORMATIONEN
? Allgemeine Auskünfte unter https://www.kroatien.hr sowie beim Tourismusverband
Kvarner https://www.kvarner.hr
? Anreise: Der Winterflugplan verbindet Düsseldorf (https://www.eurowings.de) und München (https://www.croatiaairlines.com) mit Rijeka jeweils sonntags und donnerstags bereits ab 65 Euro retour. Der Sommerflugplan nach Rijeka ist weit ausgiebiger: Von Frankfurt am Main fliegt Ryan Air und Condor, ab 65 Euro OneWay, inklusive aller Gebühren mit Handgepäck, https://www.ryanair.de und https://www.condor.de. Von Düsseldorf geht es mit Eurowings und Ryan Air, ab 75 Euro Oneway inklusive aller Gebühren mit Handgepäck, https://www.eurowings.de und https://www.ryanair.de. Von München starten Lufthansa und Croatia Airlines, ab 80 Euro Oneway inklusive aller Gebühren mit Handgepäck, https://www.lufthansa.de und https://www.croatiaairlines.com. Von Berlin fliegen Eurowings und Croatia Airlines, von Hamburg nur Eurowings, ab 80 Euro Oneway inklusive aller Gebühren mit Handgepäck, https://www.eurowings.de und https://www.croatiaairlines.com. Die 20 Kilometer nach Opatija werden meist als Transfer von den Hotels angeboten.
? Übernachten: Im allerbester Lage, mit herrlicher Aussicht, liegen gleich fünf Häuser der Amadria Park Hotel Gruppe, allen voran die Hotels Milenij (am Lungomare, ab 140 Euro pro Nacht mit Frühstück) und Agava (im Zentrum, ab 90 Euro pro Nacht mit Frühstück), beides aufwendig restaurierte Villen mit eleganten Zimmern, Telefon +385 51 202000, https://www.amadriapark.com. Wer Ruhe sucht und sich zumindest abends lieber in sein modernes, schickes Zimmer mit grandiosem Ausblick auf die Riviera zurückziehen möchte, ist in der Villa Kapetanovic perfekt aufgehoben. Das kleine Boutiquehotel hat einen Außenpool sowie einen kleinen Saunabereich, der nur exklusiv pro Zimmer vergeben wird. Außergewöhnlich freundliches Personal, ein weit über die Region hinaus bekanntes Restaurant mit riesiger Weinauswahl runden das Angebot ab, Telefon +385 51 741 355, https://www.villa-kapetanovic.hr. Das Doppelzimmer mit Frühstück kostet ab 80 Euro pro Nacht.
? Essen und Trinken: Fisch, Fisch und nochmals Fisch, frisch auf den Tisch und in riesiger
Auswahl gibt es im Restoran Johnson im Nachbarort Moscenicka Draga, Telefon +385 51 737 578, https://www.johnson.hr. Ihr Olivenöl soll zu dem besten Kroatien gehören. Moderne Möblierung in altem Gemäuer, dazu riesige Schinken an der Decke und eine Speisekarte, die sowohl preislich wie kulinarisch sehr ansprechend ist, bietet die Cantinetta Sveti Jakov, Pava Tomasica 1, Opatija
Quelle: eigen
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