Hinze, Nepal Impressionen
Hinze, Kathmandu
Hinze, Nepal Impressionen
Expedition
Nepal erhöht die Einreisegebühren kräftig
Im nächsten Jahr startet Nepal die Werbekampagne „Visit Nepal 2020“. Ihr Ziel: mehr als zwei Millionen ausländische Besucher. Wer dann in das Land der Berge reisen möchte, konnte bereits Mitte Juli einen Vorgeschmack auf das manchmal unberechenbare Nepal erleben: Die kommunistische Regierung erhöhte die Preise für Besuchsvisa – so kurzfristig, dass nicht einmal alle Konsulate die neuen Visa ausstellen konnten.
Die Kampagne trägt den Namen „Visit Nepal 2020“ und soll das Land im Himalaya nach den schweren Erdbeben 2015 wieder fest auf der touristischen Weltkarte positionieren. Geht es nach der Regierung in Kathmandu, soll die Zahl ausländischer Besucher 2020 auf über zwei Millionen Gäste im Jahr steigen. Ein Zuwachs zum aktuellen Stand um fast 60 Prozent.
Derartige Wachstums-Aussichten sind mehr als ambitioniert, räumen selbst positiv gestimmte Reiseveranstalter, auch auf dem deutschen Markt, ein. Möglicherweise ist eine solche Steigerung, so vermuten Insider, nur mit einem statistischen Trick bei einer veränderten Zählung der Überland-Einreise indischer Besucher zu erreichen. Lukrativ sind indische Einreisen aber ebenso wenig wie die Ankünfte der Besucher aus China: Beide Nationalitäten reisen visa- und damit auch kostenfrei ins Land der hohen Berge (Chinesen bereits seit Dezember 2015). Der Hintergrund: Beide Nationen sind einflussreiche Nachbar-Staaten, die sich das Recht auf kostenfreie Einreise ihrer Bürger auch durch die wirtschaftliche Abhängigkeit Nepals als selbstverständlich herausnehmen.
Ratlosigkeit herrschte dagegen in den betroffenen Ländern. So zeigte sich unter anderem das Konsulat in München überrascht und bat, die Anfrage nach Visa - wenn möglich - einige Tage aufzuschieben, „bis die benötigen Sticker eingetroffen seien“. Das zuständige Ministerium in Kathmandu räumt ein, es könne in der Tat zu Lieferproblemen gekommen sein, die allerdings in der Zwischenzeit behoben seien.
Mit der Preisanhebung dürfte das „Visit Nepal 2020“ zumindest ein finanzieller Erfolg werden. Dafür legte die Regierung nun bereits in aller Eile die Grundlage – zur Überraschung aller Beteiligten: Obwohl bereits im Mitte Mai 2019 beschlossen, wurde die Preiserhöhung für die Einreisevisa nun innerhalb weniger Tage per Gesetz angewendet: Seit dem 17. Juli gelten die neuen Tarife. So kostet das häufig ausgestellte 15 Tage-Visum nun 30 statt 25 US$, eine Steigerung um immerhin 20 Prozent. Das 30-Tage-Visum kostet nun 50 US$ anstatt wie zuvor 40US$. Auch alle anderen Tarife wurden entsprechend angehoben. Das 90-Tage-Visum, vor allem von Expeditionen und Bergsteigern nachgefragt, stieg sogar um 35US$ auf 125US$. Also um fast 40 Prozent. Es liegt nahe, damit vor allem Expeditionen zu treffen, die sich lange im Land aufhalten und an Bergen wie dem Mount Everest, Annapurna oder Manaslu längst nicht mehr genug Geld in die nepalesischen Kassen spülen.
Möglichen Protesten gegen die Preiserhöhungen erteilte das „Department of Immigration“ bereits im Vorfeld eine Absage: „Wir haben die Gebühren seit mehr als zehn Jahren nicht erhöht. Es wurde nun Zeit – und hat nichts mit dem Tourismusjahr 2020 zu tun“, erklärte ein Vertreter der Behörde gegenüber The Himalayan Times.
Das Nepal Tourist Board hofft vor allem mit Verbesserungen der Infrastruktur den internationalen Tourismus zu fördern und so die teurere Einreise zu rechtfertigen. Allzu viel konkretes hörte man aus dem Ministerium bislang allerdings in Sachen „Visit Nepal 2020“ nicht. So wurde die Landesbahn des internationalen Flughafens in Kathmandu aufwendig saniert, zwei weitere Airports sollen den Status „international“ erhalten, neue Hotels im Luxus-Bereich sollen in den nächsten Monaten eröffnen und bislang unzugängliche Bergregionen für Wanderer nun geöffnet werden. Skeptiker bezweifeln jedoch, dass allein damit der Tourismus nachhaltig angekurbelt werden kann. Schließlich fehlt es im Land überall an dringend benötigter Infrastruktur und gut ausgebildeten Personal.
Trotz allem zeigt sich die Regierung in Kathmandu weiterhin optimistisch – und hält so eine positive Nachricht für ihre internationale Besucherklientel bereit: Man könne versprechen, dass die Preise im „Visit Nepal 2020“-Jahr sicher stabil bleiben. Und erst 2021 erneut steigen würden. Dann aber mit großer Sicherheit. Der Tourismus gehört zu den wichtigsten Einnahmequellen des einstigen Königreiches im Himalaya. Daran wird sich so schnell nun nichts ändern.
Quelle: eigen
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