Diskussionen und Meinungen in Zeiten von Corona
Da meldete die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR), das trotz unsicherer Rahmenbedingungen die Urlaubsstimmung unter den Deutschen „überraschend positiv“ ist, da zeigen die Daten des touristischen Handels-Panels Travel Insights ein völlig anderes Bild: Die Reisebüros und Reiseportale haben im Dezember kaum Neugeschäft abgeschlossen, Buchungen erreichten nicht einmal ein Fünftel des Vorjahresmonats.
Generell führt der Lockdown zu einer Verschlechterung der Stimmung bei den Verbrauchern, stellte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) fest. Und diese Stimmung kann sich gerne auch auf andere Lebensbereiche übertragen. Kein Wunder also, das man auch in der Politik schnell zur Normalität zurückkommen möchte und sei es mit sehr drastischen Mitteln.
"Warum können wir die Reisen nicht verbieten?", soll nach einem Artikel der BILD die Kanzlerin hundertmal in einer Corona-Krisensitzung gefragt haben. Auf ehemalige DDR-Bürger gemünzt fiel angeblich die Antwort aus, „..weil wir ein freies Land sind".
Innenminister Horst Seehofer hatte dann aber demselben Blatt Anfang der Woche gesagt, auch drastische Maßnahmen müssen geprüft werden, wie "deutlich schärfere Grenzkontrollen", besonders an den Grenzen zu Hochrisikogebieten, "aber auch die Reduzierung des Flugverkehrs nach Deutschland auf nahezu Null.“
Auch Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern hält eine weitere Beschränkung der grenzüberschreitenden Reisetätigkeit für notwendig. Ziel ist dabei „sich vor der Mutation abzuschotten, die durch Reisen von einem Land ins andere gebracht wird".
Ins selbe Horn stößt auch der Reiserechtler Horst Führich: "Durch ein drastisches Herunterfahren der Einreisen aus Hochrisikogebieten in den nächsten Wochen hoffe ich, dass die Reisesaison 2021 gerettet wird und wir ab Ostern oder Pfingsten wieder Reisen können“. In einem Gespräch mit dem Portal „reisevor9“ erklärte aber auch sein Unverständnis, warum Beherbergungsverbote den Inlandstourismus praktisch lahmlegen müssen, wenn Verstöße gegen amtliche Reisewarnungen bei Auslandsreisen vom Staat bisher nahezu geduldet werden.
Gegenwind gibt es durch den Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß. Er ist gegen weitere drastische Einschränkungen des Flugverkehrs. Aus seiner Sicht reichen die Test- und Quarantänepflichten, auch um sich vor Virusmutationen zu schützen. Vielmehr müsse man die wirtschaftlichen Interessen der Reiseindustrie sehen. Die IATA sieht mit den Worten des Verbandschef Alexandre de Juniac, das die Airlines zu Sündenböcken gestempelt werden sollen und verweigert daher jede Unterstützung für ein mögliches Reiseverbot. Dem schließt sich auch der Deutsche Reiseverband an, der keine weitere Stigmatisierung von Reisen wünscht. Die Bundesregierung möge sich doch vielmehr auf ihre Impfstrategie konzentrieren, bei der der DRV „im internationalen Vergleich dramatischen Defizite“ sieht.
Ergänzung am 29.1.2021, 23:30 Uhr:
Ab heute ( 30.1.) gilt eine Einreisesperre bis zum 17.Februar aus Großbritannien, Ilrand, Portugal, Südafrika, Brasilien, Lesotho und Swasiland. Ausgenommen davon sind Deutsche, in Deutschland lebende Ausländer, Transitreisende, Crews von Flugzeugen und Schiffen und der Warenverkehr.
Quelle: eigen
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