Spritztour nach Moskau

Deutsche Reiseveranstalter und Covid-19-Impfreisen
Als vor 14 Tagen eine deutsche Illustrierte in einem Artikel über Dubai auch Impfreisen erwähnte, schlugen die Wellen hoch. Danach bietet der Londoner „Knightsbridge Circle“, eine Art privater Reiseclub, Luxusreisen mit 2 Impfungen, 21 Tagen Luxusunterkunft und First-Class-Flügen für Personen über 65 Jahre für 45.000 Euro an. Nachprüfen lässt sich dieses Angebot freilich nicht, denn der exklusive Reiseclub ist ja „privat“ und die Webseite nur mit Mitgliedschaft zu öffnen.

Das einzige Land, das sich derzeit nach unseren Recherchen klar für einen Impftourismus positioniert, ist Russland, das sich gerne als „Helfer in der Not“ für die Bewohner der EU präsentieren würde. Dort hat man mit dem Impfstoff „Sputnik“ auch ein hochwirksames Präparat entwickelt, das zum Beispiel mit einer Notzulassung im EU-Land Ungarn bereits verimpft wird . Auch Nicht-Russen können sich in Russland selbstverständlich impfen lassen: Für 50 Dollar pro Spritze ( also 100 Dollar für die zwei nötigen Impfgänge im Abstand von mindestens 21 Tagen) wird man in Moskauer Krankenhäusern verarztet.

Nun benötigt man für den Besuch der russischen Hauptstadt ein Visum, das zwar mittlerweile elektronisch angefordert werden kann, aber dennoch mit einem Zeitaufwand verbunden bleibt. Auch dafür bietet nach unseren Recherchen das russische Aussenministerium wohl schon Lösungen an: Sollten sich Veranstalter finden, die mindestens 300 Passagiere garantieren, könnte man sich auch Impfzentren für Impftouristen im Transitbereich von Flughafen vorstellen. Da man dann gar nicht nach Russland einreisen würde, entfalle auch die Visumspflicht.

Damit dürfte ein Impfreisen-Angebot aus Deutschland für unter 1000 Euro pro Spritztour nach Moskau ( welche man dann natürlich zweimal unternehmen müsste) möglich sein. Experten sehen auch bei der Wiedereinreise nach Deutschland kein großes Problem, denn nach derzeitiger Lage wäre nicht einmal ein Schnelltest nötig und selbst wenn, könnte dieser gleich aus Deutschland mitgenommen werden. Dennoch bleiben deutsche Reiseveranstalter zurückhaltend. Die Geschäftsführung von FTI zum Beispiel könnte sich solche Überlegungen nur vorstellen, wenn „Sputnik“ als offizieller Impfstoff von den Brüsseler Behörden zugelassen wird. Und das, lehrt ja die Erfahrung, kann dauern.

Österreichisches Impfreisen-Angebot, auch für „Kreti und Pleti“
Solange will man in Österreich nicht warten. Der österreichische Verleger Christian Mucha will Impfreisen für 20.000 Euro, bald aber auch für „Kreti und Pleti“ anbieten. Auf seiner Webseite „impfreisen.at“ sieht er vor allem das Versagen der EU-Impfbemühungen als Triebfeder seines Handelns. 3 verschiedene Impfreisen sollen es sein: ein Diskount-, ein Vorzugs- und ein Luxusangebot. Um das „ soziale Gewissen“ zu beruhigen, verspricht impfreisen.at jeden Zehnten für das Diskountangebot-Vorangemeldeten kostenlos mitzunehmen. Alle Reisen sind derzeit nur vorreservierbar, Konkretes liefert der streitbare Verleger noch nicht ab. Dafür weist seine Webseite schon über 3200 Voranmeldungen mit 13.000 Passagieren auf. Als mögliche Länder stehen Serbien, die Seychellen, natürlich die arabischen Emirate im Raum. Auch Israel wurde angedacht, dort allerdings reagierte man schon Ende letzter Woche mit einer klaren Absage an Impftouristen.

In einem Statement von Ella Zack Solomon, Direktorin Staatliches Israelisches Verkehrsbüro für Deutschland, Österreich und der Schweiz heißt es: „….als Vertreter des Ministeriums für Tourismus des Staates Israel betonen ( wir; Anm. d.Red.), dass es keine Möglichkeiten für Touristen in Israel gibt, sich impfen zu lassen. Es werden keine Impfreisen angeboten. Impfungen erhalten ausschließlich die Einwohner Israels.“

Warten auf Genehmigungen
In Deutschland ist man von Seiten der Reiseveranstalter durchaus am Thema interessiert, reagiert aber mit Zurückhaltung. Einzig FIT- Reisen glänzt mit einer eigenen Webseite. Auf https://www.fitreisen.de/impfreisen/ gibt es derzeit aber auch kein konkretes Angebot, erstaunlich dabei vor allem eine Einschränkung: „Grundvoraussetzung ist, dass eine solche Impfreise auch behördlich gewünscht und genehmigt wird.“

Auf so eine Genehmigung wird man aber wohl mindestens genauso lange warten müssen, wie auf den Impfstoff im eigenen Land, denn auf Nachfrage von „reisenundgolfen.de“(r+g) teilte das Auswärtige Amt nur mit: „Alle Reisenden entscheiden in jedem Fall in eigener Verantwortung, ob sie eine Reise antreten. Dies gilt insbesondere auch für etwaige Reisen mit dem Ziel einer Impfung im Ausland. Nach unserer Kenntnis sehen die Impfregeln in vielen Ländern Impfungen derzeit nur für einen streng begrenzten Personenkreis vor. Hierzu zählen in der Regel eigene Staatsangehörige und beispielsweise für Ausländer mit dauerhaftem Aufenthalt.“ Von behördlichen Wünschen und Genehmigungen ist diese Aussage weit entfernt.

Das Bundesinnenministerium sieht nach Anfrage von r+g das Bundesgesundheitsministerium in der Pflicht, dieses wiederum verweist für eine dann nötige Wiedereinreise aus dem Land ,in dem man geimpft wurde, auf die jeweiligen Landesgesundheitsämter und die Bundespolizei, die wiederum dem Bundesinnenministerium untersteht. Also eine ähnliche klare Zuständigkeit wie bei der Impfstoff-Beschaffung und Verteilung.

Quelle: eigen,div

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