Wohnmobil-Produktion
die "Mutter aller Wohnwagen"
Wohnwagen und Wohnmobile boomen in Coronazeiten
Sie überrollen Deutschland, (über-)füllen Seeufer und Campingplätze und finden immer weniger Platz: Wohnmobile sind die Gewinner der Corona-bedingten Neuorientierung im Inlandstourismus.
Die entsprechenden Hersteller fahren Sonderschichten, suchen händeringend Mitarbeiter und freuen sich über explodierende Umsatzzuwächse. Allein bei Dethleffs in Isny im Allgäu rollen im Jahr 12 000 Wohnmobile aus den neu errichteten Produktionshallen. Der damalige Peitschen-und Skistockfabrikant Arist Dethleffs hatte anno 1931 den ersten Wohnwagen – das sogenannte „Wohnauto“- gebaut, damit seine malende Ehefrau ihn auf den langen Dienstreisen begleiten konnte.
“ Die Deutschen kaufen alles auf!“ freut sich Geschäftsführer Alexander Leopold. Er sucht qualifiziertes Personal vom Allgäu bis hinunter zum Balkan, die Branche boomt gewaltig:“ Das Zulassungs-Plus beträgt 100 Prozent!“ Die Kunden werden immer jünger, die schönsten Wochen des Jahres in der mobilen Ferienwohnung zu verbringen gilt längst nicht mehr als spießig, sondern als hip:“ Es darf gern luxuriös sein,“ weiß Leopold, die Reisemobile werden aber auch kleiner und leichter.
Unbedingt an Bord: die Mini-Garage fürs ebenfalls stark nachgefragte Pedelec. Statt harter Pritschen ist jetzt Sitzkomfort im Loungebereich angesagt, die eingebauten TV-Screens nehmen mit der Dauer der Pandemie deutlich an Größe zu, die Kühlschränke werden leiser, die Betten länger. Außerdem verlangt der Wohnmobil-Pilot 2021 nach immer raffinierteren Lichtkonzepten für seine Behausung. Die übrigens nicht nur für den Urlaub angeschafft wird:“ Viele Käufer verlegen ihr Homeoffice ins WoMo,“ lacht der Dethleffs-Chef,“ da haben sie ihre Ruhe und können stundenlang in irgendwelchen Videokonferenzen sitzen.“
Der aktuellste Trend auf dem Wohnmobilmarkt heißt „urban vehicles“: das sind aufs Nötigste( Herd und Waschbecken) reduzierte Kompaktcamper, wendig, unabhängig von Strom-und Wasseranschluß, beliebt bei Leuten, die sich nach dem Motto „ich bin dann mal weg“ in die Natur stellen ,zum Wandern, Klettern oder Paddeln. In Deutschland ist das allerdings längstens eine Nacht lang erlaubt, wer länger Station machen möchte, muß sich einen offiziellen Stellplatz suchen. Und dort trifft er in diesen Pandemie-Zeiten auf viele, die sich länger eingerichtet haben.
Der Caravan-Pionier Dethleffs hat eine Initiative gestartet, um mehr Stellplätze für die rollenden Urlaubsquartiere zu generieren. Pünktlich zum Firmen-Jubiläum werden deutsche Bauern dabei unterstützt, solche Plätze einzurichten und damit mehr Möglichkeiten für den mobilen Urlaub auf dem Bauernhof zu schaffen. Bis zu drei Wohnmobile darf der Landwirt ohne extra Genehmigung beherbergen, für mehr Plätze muß die zuständige kommunale Behörde grünes Licht geben. “Leider arbeitet die deutsche Bürokratie da sehr zäh,“ bedauert Michaela Wein vom Portal https://www.landsichten.de/camping, über das die Buchung des Wohnmobil-Aufenthalts zwischen Kuhstall und Hühnergehege möglich ist. Es lohnt sich aber, regelmäßig zu checken, welche Höfe neu dazu kommen.
Quelle: eigen
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