Pompejanum Aschaffenburg
Fürth-"Spitz"
Lauf
Hof-Theresienstein
Geniesserbuch für Leib und Seele
„Wohlfühlorte für Leib und Seele“ versprechen die beiden fränkischen Journalisten Michael Kniess und Johannes Wilkes in ihrem frisch verfassten Büchlein aus dem ambitionierten kleinen Verlag „ars vivendi“ aus Cadolzburg: Also mehr als nur eine „Bradworschdd em Weggla“( Bratwurst im Brötchen) und einen Schoppen vom weißen Bacchus. Aber: wie definiert sich ein „Wohlfühlort“? Und ist „Wohlfühlen“ überhaupt möglich in Franken, einer deutschen Region, die klar im Schatten von „Bayern“ steht und stets darunter litt?
Der Blick ins Buch zeigt sofort: erstens- ja, Wohlfühlen geht super in Franken. Und zweitens- die Tipps der beiden Einheimischen sind wirklich gut, sie versprechen nicht zuviel.
Unterfranken
Direkt am träge dahinziehenden Main, hat einst König Ludwig I.( das war der mit der Tänzerin Lola Montez…) seine Sehnsucht nach Italien mit einem Bauwerk gestillt. Das Pompejanum in Aschaffenburg ist ein Ort fürs Sinnieren und Träumen- ein fränkischer Traum! Wer nach Franken fährt, träumt vielleicht auch vom guten Bier, das dort nach wie vor in vielen kleinen Lokalbrauereien gebraut wird.
Also kein 0815-Massengeschmack, sondern richtig lecker und individuell. Wie es die Franziskaner-Mönche auf dem Kreuzberg in der Rhön machen: süffig schäumts im „Seidla“( dem Bierkrüglein) , man kann in 860 Metern Höhe auch übernachten und tags drauf von Frankens höchster Bushaltestelle wieder nach Hause gondeln. Das hat Unterfrankens berühmtester und mächtigster Kurgast sicher nicht gemacht: Reichskanzler Otto von Bismarck musste zum Abspecken regelmässig nach Bad Kissingen kommen und fasten. Jeden Tag musste der Mann auch noch auf einen mit rotem Samt bespannten Thron steigen, der auf einer riesigen Waage stand und noch steht: Weight watcher auf Fränkisch.
Kissingen ist auch heut ein beschaulicher Ort zum Entspannen, Kurkonzerte und Saalekreuzfahrten inklusive. Wohl fühlt sich der Besucher ganz bestimmt auch auf Deutschlands einzigem Quitten-Lehrpfad in Astheim bei Volkach ( im Herbst schon rein farblich eine Wohltat) und beim – natürlich muss auch mal ein Wein sein!- abendlichen Freiluft-Schoppen-Trinken auf der Alten Mainbrücke (erbaut 1488) in Würzburg. Das Menschengedrängel dort mutet in Zeiten von Corona manchmal etwas schräg an, tut dem Wohlsein aber keinen Abbruch. Und wer seinem Leib etwas Gutes tun möchte, dem empfehlen Kniess und Wilkes den Taubertalradweg an der Grenze zu Baden-Württemberg: dort, so schreiben sie, radelt man lieblich den Fluß entlang.
Oberfranken
Zum Beispiel der Theresienstein-Park in Hof. Für manche der schönste Park der Republik, benannt nach Königin Therese von Bayern(Ja, nach ihr wurde auch die Theresienwiese in München benannt), die dort schon 1816 lustwandelte. Ein echter Wohlfühlort ist auch der Marktplatz in Coburg, denn dort werden einzigartige Bratwürste angeboten: 31 Zentimeter lang, unbedíngt über Kiefernzapfenfeuer geröstet , nur drei Metzger kennen das Rezept- mmmhh, lecker. Und ein Muß für jeden, der durch die ehemalige Residenzstadt bummelt. Im Schloß leben übrigens engste Verwandte von Queen Elisabeth …
Wer gern mal Süßholz raspeln mag, wird in Bamberg fündig: die Süßholzwurzel ist fünfmal süßer als Rohrzucker, war mal der Exportschlager der Stadt und kann nett verpackt als Souvenir erworben werden. Apropos Bamberg: im altehrwürdigen Flußbad Hainbad geht’s manchmal zu wie am Malibu Beach , da fühlen sich Körper und Seele ziemlich wohl. Und in Schwarzenbach an der Saale werden alle Fans von Dagobert, Donald, Tick, Trick und Track – seufz !-glücklich. Erika Fuchs hat die Duck-Tales dort ins Deutsche – ächz! -übersetzt und den Grundstein für ein wundervolles- woww!- Museum gelegt.
Das vom Verlag „ars vivendi“ liebevoll gemachte Buch ( 238 S., viele Fotos, Preis: 16 Euro) ist handlich, passt in jeden Rucksack und in jede Fahrradtasche.
Mittelfranken
In Mittelfranken sollten Radler unbedingt mal am alten Ludwigkanal von Nürnberg Richtung Kelheim strampeln, ganz gemütlich, mit vielen Pausen in lauschigen Biergärten und Gasthöfen. Und noch ein guter Tipp, um sich das fränkische Wohlgefühl buchstäblich zu er-radeln: von Nürnberg nach Fürth, immer an der Pegnitz lang. Eine echte Überraschung, diese Tour ! Auch Paddeln trägt zur Entspannung bei, auf der jungen Pegnitz etwa: idyllische Landschaft, ruhiges Wasser, wenig Menschen und der Imbiß von Monika Lauber in Lungsdorf. Dort den „Grubfden mid Hulzufenbroud“ probieren! Ein Gedicht.
Ein Platz zum Meditieren liegt mitten in der Großstadt Fürth, dort, wo die Pegnitz und die Rednitz zur-Obacht!- Regnitz zusammenfließen, an der sogenannten “Spitz“. Fürth hat sich schwer gemausert, ist zu einer der lebenswertesten Städte Bayerns geworden. Die Nachbarn in Nürnberg haben da noch etwas Luft nach oben, in Gostenhof oder Johannis tut sich aber schon Einiges. Die Kneipen sind hip, das Bier top und die Besucher kommen in immer größerer Zahl. Mittendrin liegt der Friedhof von St.Johannis, ein kulturelles Kleinod, für manche der schönste Gottesacker Deutschlands. Albrecht Dürer ist dort begraben, Veit Stoß und auch der erste Lokführer unseres Landes: der Brite William Wilson steuerte 1835 die erste Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth und zurück. Der Johannis-Friedhof -am schönsten ist er rund um Pfingsten. Dann blühen Tausende von Rosen über den alten Gräbern.
Insgesamt 114 Wohlfühlorte in Franken haben die Autoren zusammengetragen, garniert mit persönlichen Tipps und netten Anekdoten. Für ein Buch , das Franken auf leichte Art öffnet und Lust macht, die verborgenen Schätze dort baldmöglichst zu entdecken.
Quelle: eigen
Share on Facebook