(Fast) unbekannte Orte in den Alpen

Ein Buch für Besuche abseits des Trubels
Autor Georg Weindl nimmt den Mund ganz schön voll, wenn er seine 76 Tipps für „secret places“ in den Alpen ankündigt. Abseits der Routen des Massentourismus lägen sie, viel Unbekanntes dabei, Überraschungen selbst für Alpenkenner. Er hat sich wirklich große Mühe gemacht, entsprechende Plätze aufzuspüren und in seinem neuen Buch(erscheint für 29.99 Euro im Verlag Bruckmann, 192 Seiten mit 200 Fotos) zu präsentieren. Und tatsächlich hat Weindl ein paar echte Schmankerl entdeckt- zwischen den Seealpen im Westen und dem Wiener Wald im Osten des weiten Alpenbogens.

Gerstruben im Allgäu zum Beispiel. In einem engen Tal unweit von Oberstdorf gelegen. Ein paar sonnenverbrannte Bauernhäuser, die seit Jahrhunderten dort stehen , den Lawinen trotzen und in ihrer Einmaligkeit ihresgleichen suchen. Im einzigen Gasthaus von Gerstruben speisen Wanderer und Mountainbiker echt Allgäuerisch und genießen das Gefühl purer Nostalgie. Oder der Hintersee bei Bad Reichenhall. Ein türkisblau funkelnder Bergdiamant, nicht unbedingt spektakulär, sondern eher idyllisch-unaufgeregt. Ideal, um bei einem Spaziergang die Ruhe abseits des sonstigen Besuchertrubels wertzuschätzen.

Bielerhöhe und Karlbad
Diesen Trubel zu vermeiden ist in Österreich nicht immer ganz einfach. Spürnase Weindl ist dennoch fündig geworden. Zum Beispiel auf der Bielerhöhe, einem abgelegenen Hochgebirgspass auf der Grenze zwischen Tirol und Vorarlberg, zwischen Galtür und dem Montafon. Dort hat er Menschen getroffen, die einfach so auf der Sonnenterrasse liegen und auf die Bergwelt schauen -ohne Halligalli, ohne Animation, ohne Spaßbetrieb. Muss herrlich sein. So wunderbar „altmodisch“ geht’s auch in Karlbad(ohne s!) zu, einem Bergbad, wie es wohl früher viele gegeben hat. In seiner Badestube mitten in den Kärntner Nockbergen heizt Bademeister Georg Aschbacher mit glühenden Steinen aus dem Bergbach das Wasser in alten ausgehölten Lärchenstämmen auf 40 Grad auf. Mit dem Ruf „Boodn!“(Baden!) ruft er dann seine Gäste zum Einsteigen- ohne Luxus und ohne den andernorts üblichen Wellness-Schnickschnack.

Kohlern – Südtirols Sommerfrische
Schauen wir weiter nach Südtirol. Dort empfiehlt der Autor einen Abstecher nach Kohlern, auf dem Berg hoch über Bozen. Während es unten im dampfigen Talkessel brodelt , umfängt den Besucher oben auf 1100 Metern Höhe frische Bergluft und unglaubliche Ruhe. Hinauf geht’s mit einer Bergbahn, deren Vorläuferin anno 1908 die erste Luftseilbahn der Welt war. Kohlern war und ist eine Sommer-„Frische“ im besten Sinne des Wortes, noble alte Villen stehen dort, drei Gasthöfe und schöne Übernachtungsmöglichkeiten für Urlauber. Wem es in der Einsamkeit des Berges mal langweilig zu werden droht, ist mit der Bahn ruckzuck im Trubel rund um Waltherplatz und Obstmarkt. Auch im Fleimstal geht’s eher gemütlich zu. Im Dörfchen Altrei östlich von Auer entdeckt man als Wanderer zwei kulinarische Besonderheiten: einmal den aus blaublühenden Lupinen gewonnenen Kaffeeersatz, zum anderen die Rebsorte Solaris, die dank warmer Winde aus dem Gardaseegebiet sogar in 1200 Metern Höhe zu einem köstlichen Wein heranreift. Allerdings muss man dafür eine haarsträubend kurvige Bergstraße bezwingen…

Venzone – auch nach dem Erdbeben mittelalterlich
In Italien hat es dem Autor besonders das Mini-Städtchen Venzone abseits der vielbefahrenen Autostrada Alpe-Adria in Friaul angetan. Autofahrer brausen da gern vorbei, Radler machen in ihren Mauern gern mal Pause. Venzone wurde beim Erdbeben 1976 schwer zerstört, aber mit großem Engagement seiner Bürger wieder authentisch aufgebaut. Heute hat man dort das garantierte Bild einer befestigten Stadt aus dem 14. Jahrhundert vor Augen- ein Juwel abseits des Trubels.

Juf hat nur die Schönheit zu bieten
In der Schweiz lockt uns Weindl nach Graubünden ins allerletzte Dorf auf über 2000 Meter Höhe. Juf heißt die Ansammlung eines Dutzend Häuser, die höchstgelegene dauernd bewohnte Siedlung Europas. Weiler mit Namen wie Campsut, Cröt, Cresta, Pürt, Am Bach oder Juppa säumen das Sträßchen hinauf zu einem “secret place“, der laut Weindl nichts zu bieten hat außer „der traumhaften Schönheit der wilden Bergwelt.“ Na also, nichts wie hin nach Juf!

Alpenort mit Mittelmeerblich
Im wilden Slowenien steht der See von Bohinj auf Weindls Tipp-Liste, nicht weit von der Touristenrennstrecke Villach- Bled- Ljubljana und in Frankreich schließlich setzt das Bergdorf Sainte-Agnes den atemberaubenden Schlußpunkt der Reise zu den alpinen Geheimtipps. 700 Meter hoch über dem kosmopolitischen Badeort Menton steht dort ein Örtchen mit historischen Bauwerken , netten Lokalitäten und der Erinnerung an dunkle Vorkriegszeiten. Sainte-Agnes war mit seinen unterirdischen Bunkern Teil der Maginotlinie gegen die faschistischen Regimes in Rom und Berlin. Heute sitzt man in der mediterranen Sonne und blinzelt mit einem Pernod oder Cafe au lait in der Hand hinüber aufs silbern blinkende Mittelmeer, Richtung Süden. Ein traumhafter Ort abseits des Trubels.
Merci, Monsieur Weindl !

Quelle: eigen

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