Darf es etwas mehr sein?

Das Geschäft der Fluggesellschaften mit Zusatzleistungen.
 
Früher hieß es „duty free-Verkauf“, mit dem sich vor allem Urlaubsreisende mit dem Kauf von Zigaretten, Hochprozentigem und diversen Düften und Cremes während des Fluges – sogar auf innereuropäische Strecken – in die richtige Ferienstimmung versetzten. Und dann gleich noch einmal auf dem Rückflug für die „Nachbereitung“ zuhause. Heutzutage gibt es Marlboro, Jonny Walker und Chanel No5 allenfalls noch auf der Langstrecke. Aber die Fluggesellschaften haben längst andere und höchst attraktive, weil umsatzträchtige Alternativen entdeckt.
Sie nennen sich im Fachjargon „Ancillaries“, gemeint sind damit Zusatzleistungen aller Art.
 
Der Begriff für „Ancillary“ ist nicht einheitlich gefasst und kann eine Reihe von ganz unterschiedlichen Zusatzleistungen beinhalten. Der Einfachheit halber kann unterschieden werden zwischen den Leistungen, die unmittelbar mit der Flugreise zusammenhängen, beziehungsweise von der Airline selbst angeboten werden. Das sind so Annehmlichkeiten wie zusätzliches Gepäck, Priority- Boarding, Fast-Line, die flexible Umbuchung oder Stornierung der Flüge. Angeboten werden weiterhin freie Mittelplätze, XL-Sitze oder solche an den Notausgängen, natürlich auch die Nutzung von WLAN und vor allem die Vorbestellung von Bordmenüs, was sich zunehmender Beliebtheit erfreut.
 
Das andere sind die Leistungen, die von anderen Partnerunternehmen der Fluggesellschaften angeboten werden. Dazu zählen beispielsweise die Klassiker wie die Versicherungen, also Reiserücktrittsversicherungen, die gerade in Corona-Zeiten mehr denn je gefragt. Des Weiteren sind es Vermittlung von Hotelübernachtungen und Mietwagenverträgen sowie Transferleistungen, Rail & Fly-Angebote und Vieles mehr. Und die Liste der Zusatzleistungen wird umfangreicher und bunter, wie der Blick auf die einschlägigen Webseiten zeigt. Dort finden sich Golfpakete, Tagesausflüge und Bootstouren – vor allem bei den Ferienfluggesellschaften.  
 
Den Überblick behalten ist schwierig
 
Den Vergleich anzustellen „Wer bietet was und günstiger“ ist nicht immer so einfach, schließlich sind die Angebote an Zusatzleistungen nicht einheitlich geregelt. Im Gegenteil, die Fluggesellschaften versuchen sich auch an dieser Stelle mit höchst attraktiven Offerten und kreativen Kombinationen von der Konkurrenz abzuheben. Andererseits bleibt der Flugpreis nach wie vor das Kriterium Nummer Eins und nur die wenigsten Reisenden werden die Auswahl ihrer „Fluggesellschaft des Vertrauens“ davon abhängig machen, welche Schmankerln die Airlines nach dem Motto „Darf es etwas mehr sein?“ zu bieten haben. Eine Ausnahme machen da vielleicht die Golfer, deren Blick natürlich immer in Richtung Golfpakete, beziehungsweise Kosten der Beförderung vom Golfgepäck gelenkt ist.
 
Global Player spielen etwas anders
 
Bei den Großen in der Branche, den sogenannten „Global Player“ geht das Spiel mit der Kundenbindung etwas anders, man möchte sagen subtiler. Diese Airlines setzen vor allem auf die Bonusprogramme sowie das Geschäft mit dem Co-Branding der verbundenen Kreditkartenunternehmen aber durchaus auch auf Partnerschaften mit Hotels und Mietwagenanbietern, an denen gute Umsätze gemacht werden, wie nachstehender Vergleich zeigt. Vorab sei jedoch Folgendes angemerkt: Die Bonuspunkte oder Bonusmeilen á la Miles & More, Flying Blue, Sky Miles, Mileage Plus oder andere klingen vielversprechend und anwenderfreundlich. Die realistische Betrachtung, wie viele Bonusmeilen oder -punkte für einen Prämienflug (der nicht immer nach Wunsch verfügbar ist) oder den schon so lange begehrten Rollkoffer von Rimowa oder den Status-Chronometer eingesetzt werden muss, ist mitunter ernüchternd.

  55 Prozent Einnahme durch Nebenprodukte
Wie auch immer es sei, die Airlines machen mit den „Ancilleries“ fröhliche Umsätze.
Für das verflossene Jahr gibt es noch keine belastbaren Zahlen, aber das Verhältnis dürfte vergleichbar mit 2020 sein. Bei einem massiven Rückgang im Passagierverkehr machten die Umsätze aus Extra-Geschäften mehr als die Hälfte des Umsatzes aus. Spitzenreiter soll nach den Erhebungen eines US-Consultingunternehmens die ungarische Billiglinie Wizz Air sein, deren Nebeneinkünfte mehr als 55 Prozent des Gesamtumsatzes betrug, gefolgt vom Low-Cost-Carrier Ryanair mit etwa 36 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Lufthansa und deren Töchter soll der Studie zufolge der Anteil an Nebeneinkünften „nur“ etwa acht Prozent ausgemacht haben.
Doch die Marketingverantwortlichen der Fluggesellschaften sind gedanklich schon weiter. Sie haben längst das „Merchandising“ für sich entdeckt, also das Anbieten von Gebrauchsgütern versehen mit dem eigenen Airline-Logo. Demnächst werden also Uhren, Rollkoffer und Badelaken im Flugzeug und in den Reisebüros angeboten werden.

Quelle: Eigen

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