Toskana in der Steiermark
Klapotetz
südsteirische Weinstrasse
Karl Melcher
Uhudler-Anbau
die steirische Toskana an der Südsteirischen Weinstrasse
Die Weinstraße, genauer gesagt ist es die Südsteirische Weinstraße, schlängelt sich gut 25 Kilometer weit über die Hügel zwischen Gamlitz und Leutschach an der slowenischen Grenze hin. Es ist das wichtigste Weinbaugebiet der Steiermark. Deutlich grüner ist es hier als in der Toskana. Aber auf den Hügeln stehen die Zypressen wie im Süden. Und die Hügel staffeln sich in die dunstige Ferne. Das mediterrane Flair ist schon deutlich zu spüren.
Was gleich auffällt: Die Straße wie auch die Häuser sind immer hoch auf dem Grat der Hügel. Die Weinbauern wohnen oben und arbeiten nach unten. Ungewöhnlich. Das sorgt für reichlich Kurven an der teils recht schmalen Straße und für großartige Aussichten. Es geht immer hart an der Grenze entlang. Oft ist direkt auf der anderen Straßenseite oder im nächsten Tal schon Slowenien.
Aus Notwendigem wurde Marketing
Gut 60 Jahre alt ist die Südsteirische Weinstraße und damit die älteste im Land. Weinstraße hört sich gut an und ist heute ein prima Marketingbegriff. Aber eigentlich wurde die heutige Panoramastraße 1955 als notwendige Verkehrsverbindung angelegt. Die meisten Bauern hatten bis dahin keinen Straßenanschluß, nur holprige Wege für Fuhrwerke gab es. Das hat die Straße geändert: Seither können die Weinbauern ihre Produkte besser zum Markt bringen und sie auch direkt ab Hof verkaufen. Eine mittlerweile sehr beliebte Tradition. An jeder Abzweigunge warten Buschenschanken und Weinbauern mit oft recht stylischen Verkaufsräumen.
perfekt Gebranntes und viele Klapotetze
Für viele Steiermarkfans gehört es dazu, nach einer Wanderung in den Weinbergen einzukehren, die Winzer kennenzulernen und dann direkt aus dem Keller die Weine mitzunehmen. Und nicht nur die, oft produzieren die Höfe auch feine Brände, Marmeladen und so weiter. Die Jungbauern vom Gut Schwarzl zum Beispiel: Johannes führt seit 2015 den Weinanbau, seine Frau Kathi kümmert sich um die Schmankerl. Leute wie die Schwarzls machen die Südsteiermark zum idealen Revier für Entdecker: Man geht, fährt oder e-biked dahin, sieht ein Schild zum nächsten Hof und schaut was es da so gibt. Erfolgsfaktor: praktisch immer. Mehr unter https://www.gutschwarzl.at
Ach ja: der Klapotetz. Nicht zu vergessen, das ist ein Wort, das man sich merken muss in der Südsteiermark. Es fällt auf, dass vielerorts in den Weinhügeln ein Klapotetz steht. Mit laut klappernden Schlaghölzern soll dieses Windrad die Vögel aus dem Weinberg vertreiben. Eine alte Tradition in der Steiermark. Jedes Jahr am 25 Juli zu Jacobi werden die Klapotetze aufgestellt und klappern los. Je nach verwendeten Holzarten sogar in unterschiedlichen Melodien. Die Vögel wissen natürlich mittlerweile Bescheid und lassen sich längst nicht mehr verschrecken.
Vom Uhudler und Morillon
Man muss sich ein bisschen umgewöhnen als Weintrinker in der Steiermark. Da tauchen ganz neue Begriffe auf: Staubiger und Junker, Uhudler oder Morillon. Die ersten beiden sind ganz junge Weine teils noch im Gärstadium. Der Uhudler ist ein Direktträger, eine Urrebe, die nicht veredelt wird und die vor hundert Jahren die Weinstöcke Frankreichs und der Neuen Welt vor der Reblaus bewahrt hat. Der Geschmack des – meist roten - Uhudlers ist allerdings eher gewöhnungsbedürftig: Kräftige Johannisbeer-, Himbeer- oder auch Erdbeernoten sind nicht zu verleugnen. Dafür werden die Trauben wie etwa von der Isabella-Rebe gern auch zu Marmelade verarbeitet – und die schmeckt nun wirklich großartig.
Der Morillon übrigens ist ganz einfach ein Chardonnay, ein sehr guter sogar. Nur hier in der Steiermark wird er so genannt, weil der Erzherzog Johann einst die Trauben aus Frankreich brachte und sich aber nur vage an einen Ortsnamen erinnern konnte. So erzählt es der weintrinkende Volksmund.
Sauvignon Blanc Welschriesling und eben dieser Morillon sind in der Südsteiermark die wichtigsten Rebsorten. In der gesamten Steiermark werden aber auf gut 5000 Hektar Fläche daneben auch Riesling und Gelber Muskateller angebaut, im Westen auch der rosafarbene Schilcher aus der Wildbachertraube. Gute Rotweine gibt es auch – vor allem Zweigelt wird angebaut, aber auch die original österreichische Wildbacher-Traube, die dann zum Schilcherwein gekeltert wird.
Südsteirische Weingüter wie Gross, Tement, Polz oder Potzinger mischen ganz vorne mit in den Wein-Rankings in Österreich und der Welt. Aber es gibt auch immer mehr junge inspirierte Weinbauern. Winzer wie etwa Karl Melcher. Der 30jährige hat nach der Weinfachschule den kleinen Hof seiner Eltern bei Gamlitz übernommen und baut seit 2016 recht feine Morillons, Sauvignon Blancs und Gelben Muskateller an. Mit wachsendem Erfolg. Er verwendet nur organischen Dünger und mäht zwischen den Reben nur einmal im Jahr, um die Vielfalt der Insekten und Gräser zu erhalten. Sympathisch. Und die Weine müssen sich nicht verstecken. Mehr unter https://www.karl-melcher.at
Ein idealer Ausgangspunkt für die südsteirische Weinstraße ist das Ratscher Landhaus. Mehr dazu unter https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=reisen&pID=3531
Quelle: eigen
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