Weisskopf-Museum in Leutershausen
„Er flog vor den Wrights“! Da sind sie sich hundertprozentig sicher. Wie eine Mauer stehen die drei Vorstandsmitglieder der Forschungsgemeinschaft Gustav Weißkopf Hans- Günter Adelhard, Hermann Betscher und Martin Jendretzke hinter dem Flugpionier aus Leutershausen. Ist er in den Morgenstunden des 14. August 1901 wirklich als erster Mensch mit Motorkraft geflogen? Zwei Jahre und vier Monate vor den Wrights. Ein klares „Ja“ ist die Antwort.
Die Spurensuche beginnt in Leutershausen, einem kleinen Städtchen in der Nähe von Ansbach. Dort wurde Gustav Albin Weißkopf am 1. Januar 1874 als Sohn eines Schreiners geboren. Schon als Kind hatte er den Beinamen „Der Flieger“. Er experimentierte mit Flugdrachen und baute schon frühzeitig Flugmodelle. Für „etwas verrückt“ hielten ihn die Leute, oder für „einen Spinner“.Als er 13 Jahre alt war, verstarben seine Eltern und der junge Mann machte sich, nach erfolgreich absolvierter Schlosserlehre, auf den Weg nach Hamburg. Von dort fuhr er mehrere Jahre zur See und versuchte als Gustave Whitehead ab 1894 in den USA ein neues Leben zu beginnen.
Die Leidenschaft für das Fliegen aber blieb. Baute er tagsüber als Angestellter der Spielzeugfirma Horsman Drachen, verbrachte er die Nächte im Keller seiner Wohnung um dort verschiedene Flugapparate und Motoren zu konstruieren.
„ Er war extrem fleißig“, weiß Martin Jendretzke zu berichten „und baute dort 1901 auch den Flugapparat 21“.
Am Dienstag den 13. August 1901 wurde die Geschichte richtig spannend. Hauptquelle für die Ereignisse ist, neben einigen Augenzeugenberichten, ein ganzseitiger Artikel aus dem Sunday Herald vom 18 August 1901.
Bereits kurz vor Mitternacht dieses Tages schoben Gustav Weißkopf und seine Assistenten Andrew Cellie und James Dickie die Flugmaschine unweit von Bridgeport/Connecticut auf eine unbefestigte Landstrasse.
Da es noch keinerlei Erfahrungswerte gab, hatte Weißkopf seine Maschine mit zwei Motoren ausgestattet. Beides waren Acetylen Aggregate und wurden mit Karbid und Wasser als Druckmotor ohne Verbrennung betrieben. Motor eins trieb mit einer Kette das Fahrwerk an, das aus winzigen Holzrädern bestand. Der Hauptmotor die beiden Luftschrauben.
Wie der Reporter des Herald in einer packenden Schilderung berichtet, wurde zuerst der Fahrwerksmotor getestet. Weißkopf und Cellie nahmen in der Maschine mit noch zurück geklappten Flügeln Platz, der Rest folgte dem Apparat auf Fahrrädern. Das funktioniert trotz des extrem schmalen, nur 30cm breiten Fahrwerks, überraschend gut und das urige Gefährt fuhr bis zu 30 Meilen (48km/h) schnell. Auf einer nur teilweise befestigten Strasse!
„War ein mutiger Mann, der Weißkopf“ wirft Hermann Betscher ein. Wer könnte da etwas anderes behaupten, wenn er Fotos von dem fragilen Fluggerät und dem Piloten sieht.
Beim ersten Tageslicht am Mittwoch den 14. August 1901 wurden die Tragflächen ausgeklappt und verspannt. Der Motor gestartet und auf der sanft abfallenden Wiese hob das Flugzeug Nr. 21 mit Weißkopf als Pilot ab.Als „Summen einer Nähmaschine“ haben später Augenzeugen das Motorengeräusch beschrieben. Einigen Kastanienbäumen konnte der Pilot geschickt durch Gewichtsverlagerung ausweichen, bevor er nach einer halben Meile (ca. 800m)in bis zu 15m Höhe wieder sanft auf der Erde landete. Er hatte einfach den Motor abgestellt.
„Ein wunderbares Erlebnis“ sollen seine ersten Worte nach dem vermutlich ersten Motorflug der Menschheit gewesen sein, „aber erst wenn wir überall hinfliegen können, ist das Fliegen von Bedeutung“
Warum Weißkopf nur Eingeweihte, die Wrights jedoch die ganze Welt kennt, hängt möglicherweise mit der fehlenden Unterstützung des jungen, deutschen Fliegers zusammen. Er starb völlig verarmt und verbittert am 10. Oktober 1927 in Bridgeport, nur 53 Jahre alt und wurde in einem Armengrab beigesetzt.
Hätte er damals so etwas wie das Leutershausener Triumvirat hinter sich gehabt, wäre die Geschichte möglicherweise anders ausgegangen. In zäher, vierjähriger Kleinarbeit haben sie den Leutershausener Pionier rehabilitiert und bewiesen, dass Flugapparat 21 tatsächlich flugfähig ist. Und damit gezeigt, dass Gustav Weißkopf wahrscheinlich als erster Mensch mit einem Motor geflogen ist.
„Lange vor den Wrights“ wie Martin Jendretzke mit etwas Stolz in der Stimme sagt.
Gustav Weißkopf Museum Leutershausen
Plan 6
91578 Leutershausen
Tel. 09823-951-0
https://www.weisskopf.de
Öffnungszeiten: Ostern bis Ende Oktober
Di.Mi.Do. Frei 10.00-12.00Uhr
Mi. und So auch nachmittags von 14.00-16.00Uhr
Quelle: -eigen-
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