China-Viertel
Blick vom Inasa
der Hafen
die Inselwelt
Abendstimmung
Dejima
Tatami-Haus
Besuch auf der südlichsten Insel Japans
Wer den Namen der Stadt Nagasaki hört, denkt sofort an den Abwurf der zweiten Atombombe auf Japan am 9. August 1945. Dass Nagasaki die Wiege des Katholizismus in Japan ist, ist weniger bekannt. In der Stadt auf der subtropischen Insel Kyushu begegnen wir auf unserer Rundreise an vielen Orten Spuren des Christentums: Kathedralen, Kirchen und Gedenkorte für christliche Märtyrer – einzigartig in einem Land, das wir bisher als mit Tausenden buddhistischen Tempeln und Shinto-Schreinen übersät kennengelernt haben.
Kyushu – drittgrößte Insel
Kyushu ist die südlichste und drittgrößte Hauptinsel Japans und begeistert uns durch ihre landschaftliche Schönheit. Besonders angetan hat es uns die Hafenstadt Nagasaki, die an der Westküste der Insel beidseits der Mündung des Urakami-Flusses liegt. Es empfängt uns eine heitere Stadt, in der die Wunden der Atomtragödie verheilt scheinen und die sich hervorragend mit Hilfe der drei Trambahnlinien erkunden lässt (Tagesticket: 600 Yen, ca. 3,60 Euro).
Friedenspark und Atomic Bomb Museum
Wir starten mit dem Friedenspark rund um das Epizentrum der Explosion und dem Atomic Bomb Museum (Ticket: 200 Yen; ca. 1,20 Euro). Anhand von Fundstücken, Aussagen von Betroffenen und Fotos rückt das Grauen nah an uns heran. „Bring mich in die Vergangenheit zurück, nur einmal. Ich möchte meinen Vater, ich möchte meine Mutter, meinen Bruder, meine Schwester zurück,“ wird der 5-jährige Fujio Tsujimoto zitiert – Worte, die uns wie viele weitere Berichte von Zeitzeugen mitten ins Herzen treffen.
Sundowner auf dem Inasa-Berg
Um die Schwere abzuschütteln, geht es danach zum Sundowner auf den Inasa-Berg. Von der Seilbahnstation Fuchijinja fahren wir auf 333 Meter Höhe (Ticket: 1250 Yen, ca. 7,50 Euro). Auf dem Inasa-Gipfel empfängt uns ein Observatorium mit großer Aussichtsterrasse. Das nächtliche 360-Grad-Panorama gilt als eines der schönsten Japans. Die Seilbahnbetreiber preisen es neben Hongkong und Monaco sogar als eines der drei romantischsten weltweit. Tatsächlich blicken wir auf eine Vielzahl kleiner Inseln, die die Sonne in orangerotes Abendlicht taucht. Die Bucht von Nagasaki mit Schiffswerften, Bootshafen und den Terminals der Kreuzfahrtschiffe breitet sich malerisch unter uns aus. Das Lichtermeer bringt den Nachthimmel zum Leuchten. Danach sind wir für ein Abendessen in der kleinen Chinatown Nagasakis bereit.
Spuren des Christentums
Am nächsten Tag begeben wir uns auf die Spuren des Christentums. 1571 erreichten erste ausländische Schiffe Nagasaki, dem damals einzigen offenen Handelshafen Japans. An Bord waren nicht nur Händler, die auf gute Geschäfte hofften, sondern auch Missionare aus Portugal und Spanien – mit dem Ziel, viele Seelen für den katholischen Glauben zu gewinnen. Mit Erfolg: Ende des 16. Jahrhunderts bekannten sich über 200.000 Menschen auf Kyushu, aber auch viele in Zentraljapan zum Katholizismus.
Mit dem Beginn der Edo-Zeit unter Shogun Tokugawa Ieyasu begann Anfang des 17. Jahrhunderts eine Epoche strenger Isolation. Nagasaki war für über 200 Jahre der einzige Hafen Japans, in dem ausländische Schiffe anlegen durften. Die ankommenden Händler und Geschäftsleute durften sich nur auf einer künstlichen Insel im Hafenbecken – der Dejima – aufhalten. Die Dejima wird derzeit aufwändig rekonstruiert, der Besuch lohnt sich aber schon jetzt. Wir besichtigen Tatami-Häuser, in deren Inneren der Boden des Schlafraums aus aufwändig gemachten Reisstrohmatten besteht, schlendern vorbei an Werkstätten und die Niederlassung der Niederländischen Ostindien Kompanie, die auf der Dejima ihren japanischen Außenposten und im Überseehandel das Sagen hatte.
Verborgener Glaube
Shogun Tokugawa verbannte aber nicht nur die Barbaren aus dem Land, sondern verbot auch den christlichen Glauben. In der Folge entstanden auf Kyushu zahlreiche geheime christliche Enklaven, in denen Katholiken im Verborgenen ihren Glauben praktizierten. Im Norden Kyushus gibt es deshalb Dutzende versteckte Kapellen und Andachtsräume, die teilweise heute noch genutzt werden.
Japanischer Nationalschatz
Ebenso wie die imposante Oura-Kathedrale in Nagasaki selbst. Der weiß-blau getünchte, auf einer Anhöhe liegende Holzbau hat dank seiner Distanz zum Epizentrum die atomare Katastrophe fast unversehrt überstanden. Errichtet wurde das Gotteshaus 1864, als nach der Öffnung Japans in der Meji-Zeit die ausländische christliche Gemeinde stetig anwuchs. In der Kirche mit dem Rang eines japanischer Nationalschatzes versammeln sich auch heute noch Gläubige aus aller Welt zum Gottesdienst.
Lese- und Serientipp: Shogun – historischer Roman von James Clavell über die Einigung Japans und den Aufstieg des Fürsten Toranaga zum Shogun. Toranaga ist dem tatsächlichen Shogun Tokugawa nachempfunden. Auf Disney+ gibt es eine spannende Neuverfilmung des Romans in 10 Episoden.
Mehr zu Nagasaki: https://www.discover-nagasaki.com/en ( in englischer Sprache)
Mehr zu Japan:https://www.japan.travel/de/de/ ( mit sehr guten Informationen auch zu Nagasaki)
Quelle: eigen
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