Die schwarze Insel der Kanaren

Vulkangestein und Marslandschaft von Lanzarote
Mit Puerto del Carmen und Playa Blanca hat Lanzarote im Süden zwei schöne Badeorte, an denen Pauschalreisende und Individualisten gleichermaßen ganzjährig auf ihre Kosten kommen können. Doch die östlichste der Kanarischen Inseln hat viel mehr zu bieten als Badeurlaub. Karg und felsig ist sie, sagen die einen; faszinierend und voller Gegensätze, sagen die anderen.

Das Farbenspiel des Vulkangesteins
Tatsächlich: Üppiges Grün, Wiesen oder Blumenfelder sucht man hier vergeblich. Aber man vermisst es auch nicht. Denn Lanzarote scheint nicht von dieser Welt zu sein – und das macht einen Aufenthalt dort so besonders. Mehr als alle anderen Kanaren prägt der Vulkanismus die Insel. Gerade diese vulkanische Landschaft erzeugt ein spektakuläres Farbenspiel im Gestein und ist so schützenswert, dass Lanzarote heute UNESCO Biosphärenreservat ist. Unzählige Hügel erheben sich aus dem Boden und zeugen von den Feuerbergen, die hier einst gespuckt haben müssen. Arrecife ist die Hauptstadt von Lanzarote. Dort befindet sich der Flughafen und der Kreuzfahrthafen. Höhepunkt des Städtchens selbst ist die malerische Lagune Charco de San Gines zwischen Hafen und Altstadt. Fischerboote schaukeln hier im Wasser, umrandet von traditionellen Häusern und in der Ferne erheben sich die Vulkane des Hinterlandes. Rund um die Kirche Parroquia de San Gines treffen sich schon morgens die Anwohner und trinken bei den ersten Sonnenstrahlen ihren Kaffee. Das Leben spielt sich draußen ab – kein Wunder, bei ganzjährigen Temperaturen, die selten unter 20 Grad fallen. Für einen Ausflug über die Insel steht gegenüber des Arrecife Gran Hotel der einfache Familienbetrieb „Autos Temisa“ zur Verfügung.

Raus aus der Stadt geht es schnell. Die Hügellandschaft ist karg. Die weiß getünchten Häuser der Dörfer bieten hierzu einen schmucken Kontrast. Hier und da wachsen Palmen. Als Reisender hat man das Gefühl, dass die Inselbewohner nicht nur gelernt haben, sich mit der Umgebung zu arrangieren, sondern sie auch lieben und wertschätzen. Das Gestein wurde sozusagen kultiviert. Immer wieder sind Mäuerchen im Boden gebaut, in denen die schwarze Erde angelegt ist. So sieht es trotz des vielen Gerölls nicht aus wie auf einer Baustelle, sondern wie ein fertiges Kunstwerk.

Ein enger Gang in die Erdgeschichte
Ein absolutes Naturschauspiel sind die Felsspalten „Las Grietas“ an der LZ-35. An der Straße zu parken ist nicht unmöglich, aber schwierig, besser ist es, sein Auto am Ende der Kuppe auf dem ausgewiesenen Parkplatz neben dem Schild „Municipio de San Bartolome“ abzustellen. Hier oben weht ein heftiger Wind. Parallel zur Straße führt ein schmaler Trampelpfad unterhalb des Berges entlang. Fast unscheinbar und leicht zu übersehen eröffnet sich plötzlich eine schmale Felsspalte. Ohne Eintritt zu bezahlen, geht es hinein und den engen Gang hinauf durch die Erdgeschichte. Festes Schuhwerk ist dabei absolut erforderlich. Das Sonnenlicht lässt die verschiedenen Gesteinsschichten dieses längst vergangenen Vulkanausbruchs in den unterschiedlichsten Rot- und Braun- und Schwarztönen schimmern. Am Ende kraxelt man über die Felsen wieder hinauf in die Gegenwart und läuft oberhalb der Felsspalte zum Parkplatz zurück.

Über Montana Blanca führt die Route tiefer hinein in den Timanfaya Nationalpark. Er wurde durch heftige Vulkanausbrüche im 18. Jahrhundert geformt. Am Parkplatz an der LZ-56 beginnt ein Sandweg leicht hinab zum Krater des Vulkans El Cuervo. Überall liegen schwarze Lavasteine umher und mehrere kleine Erhebungen formen einen Horizont aus Vulkanen, so stellt man sich die Mars-Oberfläche vor. Beim Rundweg um El Cuervo kann man sich rechts halten und erreicht so nach wenigen Metern eine Möglichkeit, in den Krater hineinzulaufen. Für die Tour sollte mindestens eine dreiviertel Stunde Zeit eingeplant werden.

Wein inmitten der Steinwüste
Die Panoramastraße LZ-67 zwischen Yaiza und Mancha Blanca passiert den kostenfreien Teil des Nationalparks. Noch immer herrscht dort Vulkanaktivität und nur zehn Meter unter der Erdoberfläche brodelt es bei 300 Grad Celsius. Ausgewiesene Wege zu verlassen ist hier nicht nur gefährlich, sondern verboten. Auf dem Weg dorthin eröffnet sich mit La Geria ein weiteres Wunder: Mitten im Nirgendwo, umgeben von schwarzem Fels, schafft es Lanzarote hier, Wein anzubauen. Die Rebenpflänzchen wachsen vom Wind geschützt zwischen runden Steinmauern und nähren sich vom fruchtbaren Boden. Bei einem Abstecher an die Westküste der Insel beeindrucken die rauen Lavafelsen Los Hervideros, an denen die Gischt des Atlantiks brodelt, und die von schwarzem Sand umgebene grüne Lagune Charco Verde.

Teguise – Stadt der Salamander und Kakteen
Teguise ist eine der ältesten Städte auf Lanzarote und war bis 1852 die Inselhauptstadt. Vom Parkplatz an der Mühle („Molina de Teguise“) sind es nur wenige Schritte bis ins historische Zentrum, das vor traditionellen kanarischen Häusern, Tapas Bars, lokalen Produkten und Kunsthandwerk lebt. Kleine Kakteen gibt es hier zu kaufen, Cremes aus Aloe Vera, Mosaik aus schwarzem Lava und Magnete mit dem Symbol, das Lanzarote prägt: der Salamander. Geprägt ist die Insel aber auch von einem besonderen Künstler. César Manrique hat sich die Schönheit der Natur zu eigen gemacht und überall auf der Insel Kunstbauten geschaffen, die sich perfekt in die Landschaft integrieren. Das Mirador del Rio ist ein von ihm erbauter spektakulärer Aussichtspunkt mit Blick auf die Insel La Graciosa, der heute leider zur Touristenabzocke mutiert ist. In Manriques Lavahöhle Jameos del Agua werden regelmäßig hochkarätige Konzerte veranstaltet. Im Kakteengarten, dem letzten großen Werk von Manrique auf Lanzarote, sind etwa 4.500 Kakteenarten aus fünf Kontinenten zu sehen.

Um zum Mirador de El Risco de Famara zu gelangen, bedarf es ein wenig Abenteuerlust, denn den letzten Kilometer geht es auf einer unbefestigten Schotterpiste hinauf. Der Ausblick über den einsamen Famara-Strand entschädigt für die etwas holprige Anfahrt. Hinter Haria, dem Tal der Tausend Palmen, ist an der Panoramastraße LZ-201 der Mirador del Rio allgegenwärtig. Doch die Parkplatzjäger, die dort für jede Minute Halten abkassieren, haben diesen Ort vereitelt. Ohne Infrastruktur, dafür aber kostenlos und einsam, ist derselbe Blick auf die Klippen und die vorgelagerte Insel vom Mirador de Guiante zu sehen.
Wieder Richtung Arrecife zeugt die Ciudad Estratificada an der LZ-404 erneut von den bizarren Felsformen, die die Insel hervorgebracht hat. Denn neben all den Sehenswürdigkeiten und Schöpfungen – das wusste schon César Manrique – ist Lanzarote mit ihrer kargen Schönheit und ihren 100 Vulkanen sich selbst das größte Kunstwerk.

Quelle: eigen

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