Urlaub ohne Kreti und Pleti

Exklusive Luxusreisen boomen
Immer mehr Deutsche gönnen sich 2015 Ferien vom Feinsten. Für eine Nacht Mauritius wird da schon mal ein durchschnittliches Monatsgehalt auf den Kopf gehauen.
Das Jahr geht zu Ende. Zeit für Millionen Bundesbürger, endlich mal in Ruhe über die Urlaubsplanung für 2015 nachzudenken. Und die kann unterschiedlicher kaum sein: Die Mehrheit der Deutschen freut sich auf Campingurlaub in Kroatien, auf zwei Wochen Mallorca im Dreisterner oder all inclusive in der Türkei zu zweit für 2.200 Euro. Und dann gibt es einige wenige, die die gleiche Summe für eine einzige Nacht im Luxushotel auf den Seychellen hinblättern. Pro Person, versteht sich. Privatinsel, Butler-Service, Baumhaus im afrikanischen Busch mit Gourmet-Koch: Was so mancher nach einem langen Monat Arbeit netto auf dem Konto hat, das geben gut Betuchte 2015 mal locker an einem einzigen Urlaubstag aus.

Luxusurlaub boomt. Teuer Verreisen ist gefragt wie nie zuvor. Es werden immer mehr, die sich die schönsten Wochen des Jahres so richtig was kosten lassen. Das Hochpreissegment wächst laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mit am stärksten im deutschen Reisemarkt. Das Geschäft mit den Massentouristen tritt seit längerem eher auf der Stelle. Hochpreisig – damit meinen die GfK-Marktforscher Ferien im oberen Preissegment, für die die Deutschen mehr als 3.000 Euro pro Person investieren. „Für Qualität sind immer mehr Bürger bereit, viel Geld auszugeben“, sagt Sibylle Zeuch, Sprecherin des Deutschen Reiseverbandes (DRV) in Berlin. „Der hochpreisige Markt läuft gut", unterstreicht Ulf Sonntag von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR).

Ob Fünfsterne-Plus-Hotel mit Unterwasserrestaurant, exotische Flecken mit eigenem Strand und Golfplatz, Privatsafaris, Kreuzfahrten auf die Galapagos-Inseln, in die Arktis oder um die Welt, Helikopter-Skifahren in Kanada - gebucht wird momentan alles, was außergewöhnlich und edel ist. 6.500 Euro für sieben Tage Malediven und persönlicher Wellness-Beratung, pro Person? Kein Problem. Dafür greifen Wohlhabende gern mal tiefer in die Tasche. Wer statt gewöhnlicher Strand-Lodge die Wasser-Villa auf Stelzen buchen will, muss nochmal 2.500 Euro drauflegen. Die Tour ist schließlich nicht von der Stange. Genausowenig wie eine Woche Yoga-Urlaub auf Bali mit US-Star-Trainer ab 3.800 Euro oder Zug fahren mit dem nostalgisch-noblen Eastern & Oriental durch Asien, Bediensteter in Livree inklusive, das Ticket ab 3.950 Euro aufwärts.

Hauptsache, abseits der Touri-Ströme, ohne Kreti und Pleti, etwas Besonderes, Abenteuerliches, bloß kein Pauschalangebot - das liegt im Trend. Laut FUR-Reiseanalysen hat sich der Anteil der Urlaubsreisen, bei denen pro Person sogar 4.500 Euro und mehr ausgegeben werden, in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. „Ist die Reise teuer, ist damit auch ein klares Versprechen verbunden: Man ist unter Seinesgleichen, an Orten, die möglichst abgefahren sind – und die sich nicht jeder leisten kann“, wie Reiseforscher Sonntag erklärt. Cluburlaub ist nach Ansicht Sonntags 2015 dagegen auf dem absteigenden Ast: „Das kriegt man jetzt in jedem all-inclusive-Hotel. Die Anbieter müssen sich neu erfinden.“ Gleiches gelte auch für Kreuzfahrten, bei denen inzwischen schon der Dorf-Bäcker mit an Bord ist. Früher waren Betuchte auf der Aida noch unter sich. Jetzt muss es die MS Europa oder die Silver Spirit sein. Deren Preise kann sich definitiv nicht Jedermann leisten.

Getoppt wird das nur noch von den superteuren Traumreisen der Extraklasse, allesamt maßgeschneidert für Kunden mit dem nötigen Kleingeld. Ein kleines Spezialsegment für richtig Reiche, sagt Reiseforscher Sonntag. Doch es brummt. Wer sich in dieser Liga bewegt, bucht nicht aus dem Katalog im Reisebüro nebenan. Sondern beim persönlichen Berater. Einzigartig muss die Tour sein, vom Allerfeinsten.

Wie zum Beispiel die neuen Spitzen-Angebote der Lufthansa (https://www.LH.com/firstclass). Für Kunden, die First Class oder im Lufthansa-Privatjet reisen, ist das Teuerste gerade gut genug. Wer schon immer mal mit Hollywood-Stars über den roten Teppich bei der Oscar-Verleihung laufen wollte und eine prall gefüllte Reisekasse hat, kann das am 22. Februar 2015 in Los Angeles tatsächlich tun. Eigentlich gibt es die Tickets für das Event plus After-Show-Party nirgends zu kaufen - für 69.700 Euro pro Person macht die Airline es jedoch möglich. Logis im Sechssterner, Limousine und Besuch beim Starfriseur inklusive.

„Unsere Kunden wollen keine goldenen Wasserhähne, sondern intensive Urlaubserlebnisse, Eindrücke, die man nicht kaufen kann“, betont auch Jenifer Loch von Designreisen, einem Münchner Unternehmen, das so genannte Premium-Kunden betreut. Unternehmer, Schauspieler, Manager, Fußballstars. Die Klientel sei höchst anspruchsvoll, heißt es auch beim Münchner Mitbewerber art of travel mit drei Filialen bundesweit. Ein Anruf genügt und die individuellen Ferien werden vom persönlichen Betreuer zusammengestellt. Genaue Preise gibt es nur auf Anfrage. Hotel- und Reiseempfehlungen sind bis ins Detail getestet.

"20 bis 25.000 Euro pro Person pro Reise sind für viele unserer Kunden normal", berichtet Expertin Loch. Dafür gibt es alles, was das Herz des elitären Urlaubers begehrt – vom super-exklusiven Trip nach Polynesien, über Amazonas-Luxus-Kreuzfahrten mit Spezialschiffen bis hin zur Privatinsel auf den Seychellen mit lediglich elf Villen. „Da ist man unter sich“, erzählt die Münchner Urlaubsdesignerin. Für Silvester sind noch einige Last-Minute-Touren offen. Besonders gefragt sind Luxus-Resorts im Indischen Ozean oder ausgefallene Safaris in Afrika, mit Übernachtung im Bauhaus unter dem Sternenhimmel – natürlich im kuscheligen Bett, mit Butler und feinsten Speisen. Kostenpunkt: 1.000 Euro pro Person und Nacht auf der Busch-Plattform. Für die abenteuerliche Reise ins All, die Designreisen exklusiv im deutschen Markt anbietet, liegen 2015 allerdings erst fünf Buchungen vor. 250.000 Dollar für etwa drei Stunden Flug im Raumshuttle, den Blick auf die Erde und zehn Minuten Schwerelosigkeit, sind dann doch kein Pappenstiel.

Barfuß-Luxus auf den Malediven unter dem Motto „no news, no shoes“ ist da schon eher gefragt, wie Jenifer Loch berichtet. Oder etwa „asketischer Luxus“ beim Frühjahrsfasten im Nobel-Hotel in Österreich, wo sich Wohlhabende bei wenig gesundem Essen für viel Geld treffen, Meditation, Ernährungsberatung und Yoga inbegriffen. Bis zu 1.000 Euro die Nacht macht die Premium-Kundschaft im Schnitt für solche Aufenthalte locker, pro Person versteht sich. Mahlzeiten und Getränke gehen extra.

Völlig außer Reichweite und unbezahlbar für die Deutschen, die sich nächstes Jahr auf ein paar freie Tage auf dem Campingplatz freuen oder Urlaub in Kroatien machen. Trotzdem wachsen die Buchungszahlen auch im superteuren Luxussegment beständig. Bei der alljährlichen Luxusreise-Messe International Luxury Travel Market (ILTM) Anfang Dezember in Cannes wurde deutlich: Etwa 13 Millionen Menschen weltweit haben über eine Million Dollar „zum Investieren“, unter anderem auch in Reisen. Deshalb wächst der Nischenmarkt der Top-Luxusreisen bislang fast jedes Jahr überproportional um etwa 20 Prozent. „Wir verkaufen die letzten Paradiese auf der Erde, aber wir Normalos können uns die auch nicht leisten“, sagt Reiseberaterin Loch.

Quelle: eigen

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