Forderungen nach Abschaffung dieses Privilegs werden immer lauter
Da kann man eigentlich nur noch den Kopf schütteln: Auf den Flughäfen in Deutschland herrscht das Chaos, Gepäck wird nicht befördert, Flüge annulliert und das alles, weil zu wenig Personal vorhanden ist. Da stellt sich schon die Frage, warum das alles passiert ist, denn wie viele Flüge in diesem Sommer gebraucht werden, ist ja mindestens bekannt, seitdem man die Anzahl der Buchungen kennt. Und am Geld kann es nicht liegen, dann in Deutschland geniessen die Luftfahrt-Unternehmen auch noch das Privileg, schon bei der Buchung den Komplettpreis verlangen zu dürfen. Damit werden die angehenden Passagiere zu zinslosen und ungesicherten Kreditgebern der Airlines, die bei einem Streik dann womöglich ihr Geld auch noch komplett verlieren.
Laut „Handelsblatt“ gibt es bereits eine Initiative von der Bundesregierung, aus dem Verbraucherschutzministerium: „Wenn die Fluggesellschaften bei berechtigten Ansprüchen der Fluggäste in den nächsten Monaten Erstattungen, Ausgleichszahlungen sowie Entschädigungen nicht schnell und unbürokratisch leisten“, sagte ein Sprecher, „wird man die Vorkasse-Praxis überprüfen müssen.“ In die gleiche Kerbe schlägt auch Ramona Popp, Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes VZBV. Sie fordert die Abschaffung des Vorkasseprinzips bei Airlines, da die jetzigen Probleme als „hausgemacht“ gelten. Diese Einschätzung teilt auch die Vorsitzende des Reisebüroverbands VUSR, Marija Linnhoff. „Schon am 6. April berichteten Urlaubsexperten im Tourismusausschuss des Bundestages von einem Buchungsansturm für den Sommer.“ Den Airlines war also klar, dass sie gar nicht die Kapazitäten dafür hatten, was sie gleichzeitig an Flügen verkauften.
Gerade die massenhaften Flugabsagen der letzten Wochen – allein bei der Lufthansa fielen über 3700 Flüge komplett aus - haben die Position der Airlines weiter geschwächt, wie bisher die Kunden in Vorkasse zwingen zu können. Erwartungsgemäß wird die Sachlage von den Luftfahrtlinien anders eingeschätzt: Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), hält die Vorgehensweise der Vorkasse für durchaus berechtigt, gelte sie doch auch bei Stadiontickets oder ÖPNV-Fahrkarten. Außerdem sei diese Praxis in seiner Branche weltweit Usus.
Im Übrigen hat der Gesetzgeber ja geregelt, das im Falle einer Flugabsage nach sieben Werktagen der bezahlte Preis zurücküberwiesen werden muss. Doch gerade in diesem Punkt zeigt die Realität wie weit Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Während der Corona-Krise mussten Passagiere teilweise 7 Monate auf ihr Geld warten. Und auch in dieser Sommer-Saison herrscht bei den Flugrechteportalen Massenandrang.
Ein Modell für die Bezahlung von Flugtickets könnte sein, den vollen Betrag grundsätzlich erst zum Zeitpunkt des Check-ins fällig zu stellen. Wer bucht, aber nicht erscheint, soll aber zum vollen Preis abkassiert werden können. Dem Argument, dadurch würden sich die Flugpreise aber deutlich erhöhen, denn dann müssten sich ja die Airlines im Falle eines Falles über Bankkredite finanzieren, hält die Verbraucherzentrale Bundesverband für nicht stark genug: „Selbst bei einer vollständigen Überwälzung auf die deutschen Fluggäste, würden sich die Preise um nicht mehr als 3,3 Prozent erhöhen.“
Quelle: div
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