Queen Mary 2 und meine Wenigkeit

Tagebuch einer Atlantik- Überquerung mit dem letzten Linien-Passagierschiff der Welt, Tag 7

Mein Handy zeigt 04:47 Uhr an, als ich aufwache. Trotzdem hab ich keine Ahnung, wie spät es ist. Das iPhone kommt mit der Cunard-Zeitumstellung einfach nicht mit. Ich noch viel weniger. Draußen ist es schon hell. Muss ich jetzt 4 Stunden dazurechnen oder nur 3? Ist es bereits kurz vor 8? Vor 9? Das wäre nur zu klären, wenn ich im TV-Bordsystem nachgucke. Will ich aber nicht, mein Mann schläft noch. Eigentlich ist es ja auch egal, Zeit spielt nicht mehr so die Rolle hier an Bord.

Dass wir den 3. August haben, kriegt man auf der Überfahrt eigentlich nur mit, wenn man sich für das riesige, tägliche Veranstaltungsprogramm an Bord interessiert. Wann der Rumba-Tanzkurs losgeht, die Yoga- und Pilates-Stunden, die Stuhlfitness für Senioren, der Golf-Putting- oder Darts-Wettberb, wann sich die Bridge-Gruppe trifft, wann gemeinsam gemalt oder gesungen wird (ja, es gibt sogar einen Chor an Bord) und natürlich, was abends an Show-Acts angesagt sind.

Halt, ich habe die vielen spannenden Vorträge im Auditorium vergessen, mal über die Psychologie von Serienkillern, weshalb Menschen lachen, warum es überhaupt Kreuzfahrten gibt oder wer das Bier erfunden hat. Ein bunt-gemischtes, tolles Angebot, auf englisch wie auf deutsch. Weiterbildung auf Cunard-Art, großartig.

Und auch das muss ich euch noch erzählen. Gestern Abend war doch tatsächlich Maskenball an Bord. Also ein Gala-Event mit Abendkleid, Dinner-Jacket und Maskerade im Gesicht. Total schräg. Und offenbar Tradition an Bord. Die meisten Herren sahen aus wie Robin, Gehilfe von Batman. Oder wie Phantome der Oper. Schon ein wenig verrückt. Masken gab es für Nicht-Stammgäste, die nicht bereits welche dabei hatten, vorher im Bordshop zu kaufen. Kaum ein Brite, Amerikaner oder Kanadier, der da unverkleidet durch die Gegend lief. Die Masken blieben selbst beim Dinner und später beim Tanzen auf. Bis die anfangs bass-erstaunten, meist deutschen Spaßbremsen auf den Geschmack kamen, waren die Masken längst ausverkauft.

Mein Handy ist hier auf dem Atlantik übrigens (fast immer) ohne Netz. Okay, ich geb zu: das liegt auch ein wenig daran, dass sich Cunard die Verbindung ins Internet fürstlich bezahlen lässt. Ziemlich aus der Zeit gefallen, finde ich. Aber manche Passagiere sparen mit Absicht. Die sind froh darüber, nicht auch noch auf hoher See erreichbar zu sein - und haben die Route genau deshalb gebucht.

Und hurra: Schon bald können die Handys via EU-Roaming online gehen. Morgen in aller Früh legt das Schiff in Southampton, England an. Die 398. Transatlantiküberquerung der Queen Mary 2 ist übrigens seit heute Mittag schon beendet, rein nautisch betrachtet - und zwar seit dem Moment, als sie den Leuchtturm der Isles of Scilly passierte. Cool. Wir sind jetzt nämlich schon im Ärmelkanal, nur noch 50 Seemeilen von Land‘s End, dem westlichsten Punkt des Königreichs entfernt. Hamburg, ich komme.
Den letzten Teil gibt es unter https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=tipps&pID=4173

Den ersten Teil gibt es unter https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=tipps&pID=4162

Quelle: Eigen

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