Queen Mary 2 und meine Wenigkeit

Tagebuch einer Atlantik- Überquerung mit dem letzten Linien-Passagierschiff der Welt, Tag 8

Letzter Tag unserer Reise mit der Queen Mary 2. Die Sonne brennt vom Himmel. Genau wie die vergangenen drei Tage. Einfach super. Beim Aufwachen sind wir schon etwa auf Höhe von Belgien. Der Luxusliner tuckert jetzt nur noch gemächlich auf dem Ärmelkanal die viel befahrene Straße von Dover entlang. Bis zur Elbmündung ist es nicht mehr weit.

Gestern haben wir nach langer Überfahrt - und ganz viel Wasser ums uns herum - mal wieder festen Boden unter den Füßen gehabt. Mein Seemannsgang und das leichte, innerliche Schwanken hat mich anfangs ein wenig irritiert, ging aber schnell weg. Der Luxusliner legte in Southampton an, von wo aus die berühmte Mayflower Mitte des 17. Jahrhunderts mit den ersten Siedlern Richtung neue Welt in See gestochen war. Auch die Titanic startete hier ihre Jungfernfahrt - und steuerte schnurstracks ins Unglück.

Für das Hafenstädtchen Southampton war der Untergang des Schiffs eine furchtbare Katastrophe. Fast die ganze Crew stammte von hier, unzählige Familien verloren ihre Liebsten. Heute erinnert ein Museum an das Unglück. Und der herrlich süße Nachtisch Baked Alaska , der am Vorabend des Southampton-Landgangsbei uns an Bord auf der Dinnerkarte stand. Der in Eisberg-Form aufgetürmte, gebackene Eischnee mit fluffiger Füllung und Kirschen soll am Unglücksabend krönender Abschluss des Titanic-Menüs gewesen sein. Ob das nun Seemannsgarn ist oder nicht: So was können nur die Brits.

Überhaupt sind mir die Briten ganz doll ans Herz gewachsen, so höflich, geduldig, gesellig und ein wenig schräg wie wir sie an Bord kennengelernt haben. Was haben wir auf dieser Fahrt für herzliche, lustige Typen aus ganz Großbritannien (und auch aus USA und Kanada) getroffen. Amazing. Und dann enterten gestern die Deutschen in Scharen die Mary 2. Grund: In Southampton schifften etwa 1800 Gäste aus. Bis Hamburg kamen neue dazu. Zum Schnupperpreis mal das berühmte Schiff erleben, welch Gelegenheit. Leider haben wohl nicht nur die Nettesten Tickets für die 2-tägige Restpassage gekauft, jedenfalls ist das mein Eindruck. Vielleicht liegt es auch an der Sprachbarriere, viele Ältere können kaum Englisch. Aber die Nase vorn haben beim Granteln - das klappt.

Anyway. Davon lass ich mir nicht den letzten Tag verderben. Schön war‘s. Lustig. Einmalig. Unvergesslich. Ich habe die Langsamkeit des Seins wiederentdeckt, und das bei meist glatter See und zum Schluss viel Sonnenschein. Eine der ruhigsten Atlantikpassagen überhaupt, hören wir. Es gab schon Leute, die auf der Strecke tagelang grün im Gesicht waren und aus dem Bett fielen. Blieb uns erspart. Super. Ich muss übrigens noch Abbitte leisten wegen der Sonnenhüte so mancher Gäste, über die ich mich an Tag 1 noch lustig gemacht hatte. Die waren bei der intensiven Sonne auf dem Meer definitiv Gold wert. Ich hatte natürlich keinen dabei. Vielleicht das nächste Mal. Bye-bye, Queen Mary 2. See you.

Den ersten Teil gibt es unter https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=tipps&pID=4162

Ein besonderes Angebot zu den Jubiläumsfahrten der Queen Mary 2 gibt es unter https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=tipps&pID=4175

Quelle: Eigen

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