Seit 1.Juli neue EU-Tarife
Gute Nachrichten für Sommerurlauber: Telefonieren, simsen und surfen wird immer billiger, zumindest innerhalb der Europäischen Union. Ab 1. Juli, pünktlich zur Hauptreisezeit, gehen die Mobilfunk-Preise in den 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) um einige Cent weiter runter. Ein Fünf-Minuten-Gespräch aus Spanien mit den Lieben daheim kostet dann etwa 1,10 Euro, momentan noch 1,40. Außerdem ist es erstmals möglich, die gewohnte Flatrate für einen Aufschlag mit ins EU-Ausland zu nehmen, zum Teil auch in die Türkei und in die Schweiz. Für manche Kunden ist es nicht einmal mehr teurer als daheim. „Wer den Bestpreis will, muss sich aber selbst kümmern und bei seinem Provider nachhaken“, rät Thomas Grund, Telekommunikationsexperte von Stiftung Warentest. Außerhalb der EU gibt es nach wie vor Fallstricke, die immer noch zu einer dicken Rechnung führen können.
Ein Telefonat darf EU-weit zurzeit maximal 28 Cent pro Minute kosten, eingehende Anrufe 8 Cent. Im EU-Ausland simsen, also eine Kurznachricht verschicken, ist für 9 Cent zu haben. Der Empfang ist gratis. Ab 1. Juli wird es billiger. Ein Telefonat kostet dann höchstens noch 23 Cent pro Minute, eingehende Gespräche 6 und die SMS 7 Cent. "Für 20 Euro kann man damit zum Beispiel 45 Minuten lang telefonieren, 7 SMS schreiben und 20 MB Daten verbrauchen“, rechnet Markus Weidner vom Online-Ratgeber teltarif.de vor. Die EU-Roaming-Gebühren werden Ende 2015 wohl ganz abgeschafft, so dass Mobilfunkkunden überall wie zu Hause kommunizieren können.
Beim Abrufen von e-mails, Bildern oder beim Surfen im EU-Ausland dürfen derzeit pro Megabyte (MB) gut 54 Cent in Rechnung gestellt werden. Ab 1. Juli sinkt die Preisobergrenze auf 24 Cent ab. Damit hat sich der EU-Tarif mehr als halbiert. Die Konditionen gelten sowohl für Kunden mit einem Mobilfunkvertrag als auch für Prepaidkarten.
Sie bekommen häufig automatisch den EU-Tarif eingebucht. Vielfach geht es aber noch güntiger. Prepaid-Kunden der E-Plus-Gruppe beispielsweise wie etwa Aldi Talk zahlen im EU-Ausland für ihre Telefonate und die mobile Datennutzung nicht mehr als zu Hause, und zwar einheitlich nur 9 Cent pro Minute, eingehende Gespräche sind grundsätzlich kostenfrei. Die Kosten pro MB Datenvolumen liegen mit 23 Cent auf Inlandsniveau, für SMS fallen 7 Cent an. Das 9-Cent-Angebot, das den EU-Tarif unterbietet, gibt es unter anderem auch für Kunden von Blau, so Seute. Preiswerte Datenpakete für den Urlaub können noch dazu gebucht werden.
Der EU-Tarif lohnt sich für Urlauber, die kurz zu Hause Bescheid geben wollen, wie Grund betont. Abgerechnet wird sekundengenau, nur die ersten 30 Sekunden zählen pauschal. Doch Handy-Vertragskunden bekommen das offizielle EU-Modell nicht automatisch eingebucht. Viele landen ungefragt in EU-Auslandstarifen, die ihre Provider voreingestellt haben. Diese Tarife sind für Wenigtelefonierer in der Regel teurer. Jede Verbindung kostet einmalig 75 Cent..Die Minute ist zwar oft billiger als im EU-Tarif, der Kostentreiber ist aber die Verbindungsgebühr“, gibt Grund zu bedenken. Sie ist auch für eingehende Telefonate fällig. Außerdem wird jede angebrochene Minute voll berechnet. Das kann sich summieren.
Neu ist diesen Sommer, dass es jetzt auch Handy-Flatrates fürs EU-Ausland gibt. „Vielnutzer sollten sich bei ihrem Provider schlau machen und sämtliche Möglichkeiten durchrechnen“, rät Grund. Telekom-Kunden beispielsweise können ab 1. Juli eine Dreifach-Flat für zusätzlich 19,95 Euro monatlich zu ihrem Standard-Tarif dazu buchen. Das deckt sogar die Schweiz, Norwegen und Island ab. „Ist aber erst ab 90 Minuten oder circa 80 MB Datenvolumen lohnenswert“, betont Weidner. Für fünf Euro extra Grundgebühr im Monat gibt es die Option ein ganzes Jahr lang. Vodafone bietet eine ReiseFlat Plus für 2,99 Euro pro Nutzungstag an. Sie gilt auch in der Türkei. Schon seit Februar können E-Plus-Kunden ihre deutsche Flatrate auch im Ausland nutzen, und zwar für 3 Euro monatliche Grundgebühr extra.
Überall in der Welt ist Telefonieren empfindlich teurer als EU-weit. Aus der Türkei oder USA daheim anrufen kostet mit einem Vertragshandy bis zu 1,63 Euro pro Minute, aus Ägypten happige 2,99. Selbst eingehende Anrufe kosten. Für Türkei-Urlauber etwa bis zu 69 Cent pro Minute, für Ägypten-Touristen 1,79 Euro. Auch der Datenabruf geht richtig ins Geld. Kurz mal die e-mails checken kann in Tunesien saftige 17 Euro pro Megabyte kosten. Wer weiß, dass er häufig im Internet ist, sollte vor der Abreise bei seinem Anbieter spezielle Datenpakete kaufen. Tages- oder Wochenpauschalen sind ab circa drei Euro pro Tag und etwa fünf Euro pro Woche zu haben. Reisende sollten sich rückversichern, dass sie beim Surfen an ihrem Urlaubsort nicht mehr als 59,50 Euro Kosten im Monat anhäufen können und zum Schutz vor Riesenrechnungen automatisch abgeschaltet werden.
Vor allem in Reiseländern wie der Türkei, Ägypten oder Tunesien können Smartphones und Laptops noch jede Menge unnötige Kosten produzieren. Navigationsprogramme und Apps wählen sich auch im Ausland ständig selbst ins Internet ein, aktualisieren Daten oder rufen im Fünf-Minuten-Takt e-mails ab. Das geht schnell richtig ins Geld. Das schützt: Vor Abreise die Internetverbindung in ausländische Netze am eigenen Smartphone deaktivieren und vor Ort lieber per WLAN im Hotel oder Internetcafe surfen.
Außerdem: Die Handy-Mailbox vor der Reise abschalten. Das Abhören zählt immer als Auslandsgespräch. Und Gespräche zwischen deutschen Handys am Ferienort möglichst meiden. Das kommt genauso teuer wie Telefonate nach Hause. Auch an den Außengrenzen Deutschlands lauern Gebührenfallen, etwa in der Nähe der polnischen Ostseeküste, im Grenzgebiet zu Tschechien, Frankreich, Schweiz, Österreich oder den Niederlanden. Obwohl meist noch Kilometer vom Nachbarstaat entfernt, bucht sich das stärkste ausländische Telefonnetz dort gern schon ins deutsche Handy ein. Gegenstrategie: Frühzeitig die Funktion „automatische Netzwahl“ deaktivieren und das Funknetz manuell einbuchen. Das schützt vor den teureren Auslandsgebühren
Quelle: eigen
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