Vorsicht beim Geldwechsel im Ausland
Bundesbürger, die es über die Feiertage in die Ferne gezogen hat, sind beim Geldabheben wohl millionenfach in die Euro-Falle getappt. Das Abkassieren am Geldautomaten mit saftigen Aufschlägen sei außerhalb der Eurozone inzwischen weit verbreitet, warnt Kerstin Backofen, Finanzexpertin von Stiftung Warentest in Berlin. Wie zum Beispiel am Flughafen London: Will sich ein Reisender dort beispielsweise 400 Britische Pfund ziehen, muss er sich innerhalb von Sekunden entscheiden. Rechts leuchtete auf: Kurs mit Umrechnung. 545,60 Euro. Links steht der Kurs in Landeswährung. Wer intuitiv die Euro-Taste drückt, zahlt mächtig drauf. Der Wechselkurs fällt dann deutlich schlechter aus. Die Bank bittet für den bequemen „Umrechnungsservice“ gleich mit 50 Euro mehr zur Kasse als für die Abrechnung in Pfund. Ein echtes Ärgernis.
Auch in Polen, Tschechien, Russland, in der Schweiz, der Türkei oder den Arabischen Emiraten wird Reisenden beim Geldziehen gern angeboten, die Landeswährung direkt in Euro umzurechnen – und dann wird es immer empfindlich teurer. Die gleiche Kostenfalle warte oft auch beim Bezahlen in Hotels, beim Shoppen oder Tanken weltweit, mahnt Backofen zur Vorsicht. Millionen Bürger, die jetzt über ihrer Urlaubsplanung für 2015 sitzen, sollten auf der Hut sein.
Gehen Reisende der Masche auf den Leim, machen sie nach Beobachtungen von Stiftung Warentest bis zu zehn Prozent Verlust. Das passiert mit Girocards, also den früheren ec-Karten, wie auch mit Kreditkarten oder der Postbank Sparcard. Was vor etwa fünf Jahren mit vereinzelten verdeckten Aufschlägen für den Euro-Kurs begann, scheint sich mittlerweile zu „einem neuen Geschäftsfeld“ entwickelt zu haben, bemängelt Backofen. Die Automatenbetreiber nehmen bei der Direktumrechnung nicht nur einen schlechteren Kurs. Sie führen Reisende noch dazu gezielt aufs Glatteis.
Die Anzeigen an den Geldautomaten sind nach einem Test der Berliner Verbraucherschützer mittlerweile so geschickt gestaltet, dass die ahnungslose Kundschaft unweigerlich draufzahlt. So leuchtet zum Beispiel bei den Automaten von Euronet in der tschechischen Hauptstadt Prag das Display rot auf, wenn der Kunde auf die Umrechnung in Euro verzichtet. Aufgeschreckt, etwas falsch gemacht zu haben, drücken die meisten ganz schnell doch die Euro-Taste – und bekommen 9,4 Prozent weniger Kronen ausgezahlt als sonst üblich.
„Nicht zur Sofortumrechnung verleiten lassen“, warnt Kerstin Altdorf vom Bundesverband deutscher Banken (bdb) in Berlin. Auch wenn mit Euro leichter zu rechnen ist – der angezeigte Betrag in der Landeswährung ist immer die günstigere Variante. Das gilt auch, wenn Reisende zum Beispiel in Abu Dhabi das Hotel, den Einkauf im Modegeschäft in London oder die Tankrechnung in Polen gleich in Euro umgerechnet zahlen sollen. Wer die Option verweigert, macht alles richtig. Dann ist es an der Heimatbank, fair in Euro umzurechnen.
Nur: Die meisten Urlauber merken vor Ort meist gar nicht, dass sie ein schlechtes Geschäft gemacht haben, wenn sie sich für eine bequeme Sofortumrechnung entschieden haben. Auf den Displays der Geräte wird der verdeckte Aufschlag jedenfalls nicht sichtbar, weder beim Zahlen im Laden noch am Geldautomaten. An vielen Stationen zum Geldziehen steht sogar frech: „0%-Commission“, also keine Gebühren. Eine bewusste Irreführung, mahnt Backofen zur Vorsicht.
Nicht einmal nach der Reise, wenn der Kontoauszug kommt, fällt der verdeckte Aufschlag auf. Abgebucht wurde schließlich nur der Euro-Betrag, der in Rechnung gestellt wurde. Nur, wer an anderen Automaten ohne Sofortumrechnung ähnlich viel Geld abgehoben oder woanders in Landeswährung mit Karte eingekauft hat, wird den Unterschied bemerken.
Aber dann ist es zu spät. Pech gehabt. Beschweren bei der Hausbank daheim bringt nichts. Für den schlechten Kurs plus Aufschlag sind die Automatenbetreiber respektive die Zahlungsdienstleister im Urlaubsland zuständig. Genau die sind es auch, die den Mehrbetrag kassieren. Deshalb: Finger weg von der teuren Sofortumrechnung auf Reisen, ganz gleich, wo sie angeboten wird, ob beim Geldabheben oder beim Einkaufen und Tanken.
Wer auf Reisen in Nicht-Euro-Länder geht, sollte sich am besten vorher über den aktuellen Wechselkurs informieren, wie Fachfrau Altdorf rät. Um schlechte Kurse und Gebührentricks zu erkennen, können sich Urlauber notieren, was ein Euro derzeit in der Währung des Reiselands kostet und was eine Einheit der Landeswährung in Euro ausmacht. Unter anderem auf https://www.oanda.com gibt es Umrechnungstabellen zum Ausdrucken, wie Stiftung Warentest empfiehlt. Am einfachsten geht der Check jedoch via Smartphone mit der kostenlosen App „Reise+Geld“ des Bundesverbands deutscher Banken. Damit lassen sich rund 160 Währungen weltweit in Windeseile umrechnen – und Fallen sofort umschiffen.
Tipp für Kreuzfahrer:
Euro oder Dollar? Was kommt günstiger? Diese Frage beschäftigt viele Bürger, die ihre Ferien auf hoher See verbringen wollen. Viele Kreuzfahrtlinien überlassen ihren Passagieren die Wahl, in welcher Währung sie ihr Bordkonto am Ende der Reise begleichen. In der Regel fährt der Reisende besser, wenn er in Dollar zahlt. Zwar fällt dann eine Gebühr von 1-2 Prozent für den Auslandseinsatz der Kreditkarte an. Der Wechselkurs der eigenen Kreditkartengesellschaft fällt aber besser aus als der Kurs der Kreuzfahrtgesellschaft. Diese verlangen zudem oft ganz eigene, happige Umrechnungsgebühren. Bei Royal Caribbean oder Celebrity Cruises sind das beispielsweise drei Prozent. Wer auf einem ihrer Schiffe die Bordrechnung in Euro wählt, ist dann mit drei Prozent für die Umrechnung von Euro und Dollar dabei plus (meist) einem Prozent für den Auslandseinsatz der Kreditkarte. Wichtig: Die Kreditkartengesellschaft will auch dann Geld für den Auslandseinsatz, wenn das Bordkonto in Euro läuft, die Reedereien die Kreditkartenabrechnung aber außerhalb des Euro-Raums abwickeln, beispielsweise über den Firmensitz der Kreuzfahrtgesellschaft, in Miami.
Quelle: eigen
Share on Facebook