Baden-Württemberg feiert 250 Jahre Friedrich Hölderlin
Mit seinem radikal-innovativen Werk und seiner tragischen Lebensgeschichte verkörpert Friedrich Hölderlin wie kein anderer die verbreitete Vorstellung vom Dichter zwischen Genie und Wahnsinn. Zum Anlass seines 250. Geburtstags rücken in diesem Jahr zahlreiche Ausstellungen und literarische Veranstaltungen Leben und Werk des schwäbischen Dichters in ein neues Licht.
Am 20. März 1770 erblickte Friedrich Hölderlin in Lauffen am Neckar das Licht der Welt. Nach dem frühen Tod des Vaters lebte die Familie nur wenige Jahre in der Geburtsstadt des Dichters. Entsprechend geriet das ehemalige Wohnhaus lange in Vergessenheit, bevor es 1970 wiederentdeckt wurde. Zum 250. Geburtstag lässt die Stadt Lauffen das historische Areal behutsam umgestalten, barrierefrei einrichten und durch einen modernen Neubau ergänzen. Das von Hölderlins Großvater 1750 erbaute Haus ist weitgehend in seiner ursprünglichen Form erhalten. In vier Ausstellungsräumen präsentiert es künftig 16 Persönlichkeitsfacetten des sprachgewaltigen Dichters – vom Erfinder über den Utopisten bis zum Liebhaber. Mehr unter https://www.hoelderlinhaus.de
Bereits als Vierjähriger zog Hölderlin im Jahr 1774 mit seiner Mutter nach Nürtingen, wo er prägende Jahre seiner Kindheit und Jugend verbrachte. Im ehemaligen Schweizerhof in der Neckarstraße, dem heutigen Hölderlinhaus, lebte die Familie 24 Jahre lang. Bis 2021 wird das gesamte Areal zu einem Bildungszentrum umgebaut, in das künftig auch eine Dauerausstellung zum bekannten Sohn der Stadt einziehen wird. Bis dahin widmen sich im Jubiläumsjahr zahlreiche Lesungen, Konzerte und Stadtführungen Hölderlins Leben und Wirken in Nürtingen. Das Programm unter https://www.nuertingen.de/hoelderlin2020
Wie keine andere Stadt steht Tübingen für das Leben und Leiden Friedrich Hölderlins. In der Universitätsstadt am Neckar verbrachte er mehr als die Hälfte seines Lebens, davon alleine 36 Jahre im später nach ihm benannten Turm. 1787 kam er in die Stadt, um am berühmten Evangelischen Stift Theologie zu studieren. Viele Jahre später wurde er gleich nebenan ins Universitätsklinikum eingewiesen, nachdem man bei ihm „Wahnsinn“ und „Raserei“ diagnostiziert hatte. Die psychiatrischen Behandlungen blieben ohne Erfolg. Im nahe gelegenen Turmhaus fand er 1807 seinen Rückzugsort, den er bis ans Lebensende kaum noch verlassen sollte. Nach längerem Umbau öffnet er am 15. Februar 2020 mit einer neuen multimedialen Dauerausstellung wieder seine Türen. Im Zentrum steht dort Hölderlins Auseinandersetzung mit Sprache und Rhythmus. In der Ausstellung wird diese hör- und spürbar und für die Besucher zu einer körperlichen Erfahrung. In einem Sprachlabor kann man selbst mit Worten und Versen experimentieren. Erstmals wird auch der Garten des Turms einbezogen: Auf einer eigens konzipierten Gedichtlaufstrecke lässt sich Hölderlins Dichtkunst in Bewegung übersetzen.
https://www.tuebingen.de/hoelderlinturm
Viele weitere Ausstellungen, Orte und Veranstaltungen im Jubiläumsjahr sowie umfangreiche Informationen zu Friedrich Hölderlins Leben und Werk gibt es unter https://www.hoelderlin2020.de
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