Hinzes Anmerkungen zu heissen PR-Aktionen
Ich bekomme täglich Dutzende E-Mails von PR-Agenturen, Airlines und Reiseveranstaltern. Alle wollen mich informieren – alle wollen, dass ich ihre "News" veröffentliche. Manchmal entdecke ich tatsächlich eine gute Geschichte. Manchmal muss ich den Kopf schütteln – und entdecke so eine noch bessere Geschichte: einen richtig "guten" PR-Flop. Heute: ROBINSON und das Motto "Sex sells"
Ach, es gab Zeiten, da versuchte es „Robinson Club“ allein mit dem Slogan „Zeit für Gefühle“. Das war Anfang der 90er Jahre und erregte Aufsehen. Die Überraschung damals: Es klang etwas albern – und wurde dennoch ein ziemlich erfolgreicher Marketing-Auftritt.
Mittlerweile ist die Branche der Ferienclubs in die Jahre gekommen – gleich so wie ihre Gäste. Wer will schon in einen Club, wo landauf, landab Individualität und Unabhängigkeit propagiert werden. Also muss Neues her. Das kennt der Fachmann spätestens seit „Raider“ nun schon länger „Twix“ heißt. Ähnlich kreativ ging man in Hannover ans Werk: Schon länger heißt „Robinson Club“ einfach nur noch „ROBINSON“. Das trifft den Zeitgeist besser, und "riecht" nach viel mehr Individualität, Abenteuer und Natur. Aber auch die Aussage mit "Zeit für Gefühle" ist geblieben. Heute nur viel komplizierter. ROBINSON (Club) beschreibt die eigene Philosophie aktuell auf der Webpage so:
"Ein Urlaub bei ROBINSON, das ist Zeit für Gefühle. Denn ROBINSON überrascht und berührt: mit Leidenschaft und den neuesten Trends. Mit Genussmomenten und Momenten ganz für dich erlebst du mit deinen Liebsten und interessanten Menschen die perfekte Mischung aus Action und Entspannung.
Um diesen hohen Anspruch mit Qualität und echtem Leben zu füllen, wird die ROBINSON Philosophie von 7 Säulen getragen: Sport, die ROBINS, Essen & Trinken, Entertainment, Familie, WellFit und Nachhaltigkeit sorgen alle zusammen in jedem ROBINSON CLUB für diese ganz spezielle Atmosphäre, wie es sie nur bei ROBINSON gibt.
Das ist ROBINSON.
Das ist Zeit für Gefühle.“
Im April gab es nun eine so spezielle Atmosphäre, dass man sich zunächst die Augen reibt: ROBINSON war Location für das Titelshooting der „Playmate des Jahres 2013“! Siegerin wurde übrigens die "brünette Franzy Balfanz".
Weil jüngere Leser vielleicht nicht wissen, um was es eigentlich geht: PLAYBOY hat euer Vater in seiner Jugend gelesen. Es handelte sich damals um eine Zeitschrift, aber auch zugleich um ein Lebensgefühl (fragt bei eurer Mutter nach). Heute ist es allerdings so: Das schwarz-weiße PLAYBOY-Häschen-Logo sieht man nur noch auf Autos älteren Jahrgangs mit KfZ-Kennzeichen (aber ohne Katalysator) aus den ländlichen Randgebieten Deutschlands. Das liegt vor allem daran, dass zum einen das damalige Lebensgefühl fast vollständig abhanden gekommen ist (natürlich trugen da auch Frauen wie Alice Schwarzer zu bei): zum anderen an der Tatsache, dass dem PLAYBOY zugleich die Leser verloren gegangen sind. Letzte IWW-Zahlen für das Jahr 2012 attestieren der nicht mehr allzu „harten“ Publikation rund 200 000 Leser pro Ausgabe. Das ist nicht genug, um weiterhin den „starken Maxe“ zu spielen. Aber kein Grund zur Sorge: Dafür hat PLAYBOY einen veritablen Onlineshop in dem sich allerhand Spielzeug befindet, damit zumindest der Umsatz wieder „hochkommt“.
Es spricht also nur wenig dafür, dass so vermeintlich unterschiedliche Partner wie ROBINSON und PLAYBOY doch zusammenkommen. Aber weit gefehlt, hier gibt es eine Partnerschaft, die den Leser „ins Schwitzen“ bringt. Überschrift der aktuellen Pressemeldung aus Hannover vom 13. Juni 2013: „Club der heißen Häschen: Playboy-Shooting der ROBINSON“.
Was aber hat die Verantwortlichen zu dieser Promotion-Aktion getrieben? Es kann nur die Zielgruppe der Singles sein. Denn beim reiferen Ehepaar wird die vielleicht schon etwas üppigere Gattin künftig mit Sicherheit einen Bogen um „ROBINSON“ machen, denn wer weiterliest im PR-Test bekommt heiße Details vom Cluballtag, den man ja eigentlich schon als ein Stück Vergangenheit empfand: „Ob nackte Tatsachen auf dem Tennis Court, nasses Vergnügen im Whirlpool oder eine sexy Auszeit auf dem Liegestuhl – der ROBINSON Club Jandia Playa/Fuerteventura ist die ideale Kulisse für das PLAYBOY „Playmate des Jahres 2013“. Aber ich höre schon die Kommentare der Kunden im Reisebüro: „Nö Horst, nach die Jandia da fahre wir nisch!“ Okay, dafür kommen vielleicht wieder mehr Singles, wird man bei ROBINSON bilanzieren.
Dennoch: Die Zeiten mit einem PLAYBOY-Shooting zu werben, gehören längst der Vergangenheit an. Ich weiß aus meinen alten Burda-Tagen (der PLAYBOY gehört zur Verlagsgruppe) wie händeringend die Redaktion immer nach neuen, sonnigen Locations Ausschau halten musste. Die Zeiten, in denen Destinationen Schlage standen, diese Zeiten sind längst vorbei.
Fazit: PLAYBOY-Shootings sind out – genauso wie Pressemitteilungen darüber und wie das Magazin selbst. Sorry. Vielleicht hat man sich aber auch in Hannover nur an eine alte Journalisten-Weisheit erinnert: Sex sells! Und der Weisheit folge ich auch. Die Bilder kommen von ROBINSON kostenlos. Da wäre es doch gelacht, wenn diese Folge der "PR-Meldungen, die die Reisewelt nicht braucht" keine guten Einschaltquoten bekommen könnte.
Diese und weitere Geschichten von Peter Hinze gibt es unter https://www.reception-insider.com
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