Alles in Öl gebadet

Zweiter Teil der Restaurantwelt Burmas
Peter Hinze kennt sich aus, zur Not auch mit Restaurants in Burma. Wie gut, erkennt man im zweiten teil seiner Gastro-Schau:
Thailand und Vietnam kennt der kulinarische Asien-Liebhaber von Zuhause. Kein Problem. Doch den „Burmesen um die Ecke“ gibt es kaum. So wird auch der Trip nach Burma selbst zu einem kulinarischen Abenteuer - und die Suche nach einem Restaurant zur Geduldsprobe.
Die Reise nach Burma (Myanmar) wirft beim Stichwort "Ankunft in Yangon" vor allem zwei Fragen auf: Wo gibt es ein gutes bzw. halbwegs bezahlbares Hotel? Und wo kann man nach der zumeist nervenaufreibenden Herbergssuche gut Essen?
Generell gilt: Beim Hotel ist guter Rat inzwischen teuer. Das Hotelangebot ist mäßig und die Preise üppig. Die Aussichten zum Thema "Kulinarik" sind in Burma allerdings auch nicht viel erfreulicher (so muss man ehrlich sagen, auch wenn es sofort Widerspruch geben wird). Es gilt die Faustregel: Burma ist kulinarisch weder Thailand noch Vietnam. Viele Asien-Experten, die die klassischen Touristendestinationen auch kulinarisch kennen, sind deshalb beim ersten Trip nach Burma (Myanmar) eher enttäuscht.
Zu recht! Burmas Kochtöpfe beherbergen eher bescheidene Köstlichkeiten. Vor allem dreht sich die Küche um eine überaus üppige Anzahl diverser Curries, die das „Öl im Küchenalltag“ der Burmesen bilden. Doch obwohl die Küche kein Schlaraffenland ist, gibt es genügend Locations, die ein perfektes und (ja es klingt banal, stimmt aber) landestypisches Erlebnis garantieren.
In kleineren Orten und Städten wird zumeist am Straßenrand und in kleinen, eher privaten Restaurants köstlich gekocht, in Yangon gibt es jedoch ein weitaus größeres Angebot (was sich später im Land selbst nicht findet, also Vorsicht!) und darunter sind einige richtige Restaurant-Klassiker. Die Auswahl ist subjektiv, und daher geschmacklos in der Tat getestet und erlebt.
Die erste Erkenntnis einer Burma-Reise ist kulinarischen Ursprungs und lautet: Ein Start in den Tag ohne einen Besuch in einem Teashop ist kein Start in den Tag, zumindest in Yangon, dem Epizentrum der „Teehaus“-Kultur. Die „Shops“ sind dort, wo das Leben pulsiert. Manchmal nur für wenige Stunden an einer belebten Straßenecke – und manchmal schreiben sie Geschichte, wie der Sanda Win-Teashop. Dort, in der Nähe des Universitätsviertels, soll 1988 der berühmte Volksaufstand „8888“ nach einem unbedeutenden Streit um die richtige Musik seinen Anfang genommen haben. 25 Jahre später können sich selbst Nachbarn nicht mehr ans „Sanda Win“ erinnern. Vergangen, vergessen.

Aber es gibt Teashop-Klassiker – wie das „Lucky Seven“, die begleiten mehr als „nur“ eine Generation. Im „Lucky Seven“, durch von Touristen frequentiert, wird Mohinga, das burmesische Nationalgericht, nahe an der Perfektion serviert, so sagen die Einheimischen, die Yangon ihr Zuhause nennen. In Yangons Mohinga schwimmt eine Mischung aus dünnen Reisnudeln in einer klaren Fisch-Brühe (in Bagan bevorzugt man Huhn, dickere Nudeln und eine Bohnensuppe). Dazu kommen einige Stücke Bananenstaude, ein wenig Tomaten; darüber verstreut eine Mischung aus frittierten Beilagen wie Speckschwarte oder Gemüse je nach Wahl. Abgeschmeckt wird individuell mit Koriander oder Limetten.
Später greifen die Gäste zu einer Tasse grünen Tee, die immer gratis gereicht wird. Oder man wählt die burmesische Variante: schwarzer Tee mit stark gesüßter Kondensmilch. Umrühren ist reine Geschmacksache, keine Pflicht. Dazu stehen – je nach Gusto süße oder salzige – Parathas, frittiertes Fladenbrot, auf dem Tisch. Die Alternative: deftigere Samosas – frittierte, dreieckige Teigtaschen gefüllt mit Fleisch oder Gemüse. Je länger die Aufenthalte dauern, desto mehr stellt sich bei mir regelmäßig der (nicht erfüllbare Wunsch) nach einem „Averna“ zur Verdauung ein. Also ein wenig Vorsicht, wenn man „fettige“ Speisen nicht unbedingt gewohnt ist. . .
Teashop Lucky Seven
Yangon - 49st Straße
Öffnungszeiten: ab 6.00 Uhr bis spätestens gegen 9.30/10.00 Uhr
Sechs Uhr morgens. Yangon. Altstadt. Auf halbem Weg zwischen Sule Pagode und Hafen. Dunkle Hinterhöfe und verwitterte Fassaden. Frisches Obst und Gemüse türmt sich auf den Bürgersteigen. Betelnuss-Verkäufer arrangieren das Tagesangebot.
Sechs Uhr morgens ist die Zeit für das „Shwe We Htun“-Teehaus. An den speckigen Teakholz-Tischen sitzen Händler, Taxifahrer, Eltern mit ihren Kindern auf dem Weg zur Schule, Ladenbesitzer und vor allem „das Volk von der Straße“. Und selten Touristen, obwohl auch „Lonely Planet“ den Shop „lobt“.
Süßer Burma-Tee, Kyauk Padaung, wird in kleinen, weißen Tassen serviert. Das kulinarische Angebot ist ähnlich wie im „Lucky Seven“, aber hier ist die Atmosphäre wesentlich rustikaler und die Preise wesentlich günstiger. Sicher nicht jedermanns Geschmack, weil zu einfach, aber ein herrlicher Platz, um das Yangon-Leben am Morgen zu genießen.
Immer wieder lernt man Gäste kennen, die gutes Englisch sprechen und sich gern mit den ausländischen Gästen unterhalten. Inzwischen auch gern über Politik und Wirtschaft. Früher ein Gespräch der Unmöglichkeit. Und kommt so schnell zur Erkenntnis: Die Euphorie über die Öffnung Burmas und um den politischen Aufstieg von Aung San Suu Kyi, Freiheits-Ikone und nach fast 15 Jahren Hausarrest seit Mai Parlamentsabgeordnete, sind längst alltäglicher Ernüchterung gewichen. „Demokratie füllt keine leeren Mägen“, sagt einer. Dagegen erfüllt der Teashop diese Aufgabe authentisch und politisch längst nicht mehr korrekt.

Shwe We Htun Teashop
Yangon / 37th Straße / Hausnr. 81
(Bitte Geduld beim Suchen: Es gibt keine Schilder, die den Weg weisen; von der Sule Pagode mit einem kleinen Fußmarsch zu erreichen)
Auf der Suche nach einem Platz zum Dinner? Inklusive „Selbst“-Kochen? Hot Pot ist auch in Yangon eine gute Lösung und das „Shwe Kaung“ der richtige Platz, auch wenn einige Einheimische, die inzwischen zu hohen Preise beklagen. Unter Touristen wird sich die Klage in Grenzen halten: Je nach Farbe (und nach dem Angebot) kosten die Schalen zwischen 700 und 2000 Kyat (also etwa 60 Euro-Cent und 1,80 Euro). Das ist okay, denn eines muss man auch im „Yangon der touristischen Neuzeit“ bedenken: Billig war gestern. Die Stadt hat inzwischen überall ihren Preis. Auch beim Essen.

Das Shwe Kaung-Prinzip: Tisch suchen, Gaskocher anstellen lassen und dann in den großen Kühlschränken kleine Schalen/Teller mit diversen Zutaten kaufen: Klassiker wie diverse Fleischsorten, Gemüse und reichliche Auswahl an Pilzen erfüllen eher westliche Vorstellungen. Gänsefüße oder Hühnchenkrallen inkl. Haut (denn die ist der wahre Genuss) sind eher für burmesische Gaumen geeignet.
Die Zutaten werden dann in einer Suppe am Tisch (diverse Geschmacksrichtungen im Angebot) selbstgekocht. Macht Spaß und ist ein durchaus schmackhaftes Erlebnis. Eher für den Abend geeignet und ideal für Gruppen. Zeit mitbringen ist auch ratsam, denn Hot Pot ist eine Art geselliges Erlebnis, auch in Yangon.
Shwe Kaung Hot Pot
Yangon – Koh Min Koh Chin Road 18
Shwe Gone Daing Bahan Township
Diese und weitere Geschichten von Peter Hinze finden Sie unter: https://www.reception-insider.com

Quelle: reception-Insider.com

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