Golf Ahoi!

Mit dem Hausboot von Golfplatz zu Golfplatz

Aus der dunkelbraunen Flüssigkeit perlt es macchiato-farben an die Oberfläche, bildet kurze Schaumkronen, um gleich wieder in sich zu zerfallen: Wie ein endloser Strom Guinness-Bier zieht sich der Shannon durch die Mitte Irlands. Befahren nur von Hausbooten, die sich gemächlich durch das Wasser pflügen und mit ihren Schiffsschrauben die kaffeebraunen Perlen aufsteigen lassen.
Die meisten Freizeit-Kapitäne starten vom kleinen Örtchen Banagher aus, wo man sich Boote in allen Größen und Preisklassen mieten kann. Meist sind es größere Anglertrupps aus Österreich und Deutschland, die den Shannon wegen seines Fischreichtums lieben, alle auf der Suche nach ihrem Fang des Lebens oder auch nur nach der Ruhe bei Sonnenuntergang mit einem gut gekühlten Smithwick-Bier. Auch Großfamilien oder Paare sind mit dem Hausboot unterwegs, um Irland mal ganz anders, nämlich auf dem Wasserweg zu erkunden. Häufig am Heck festgezurrt: Leih-Fahrräder, mit denen sich auch das Festland entdecken lässt. Nur wenige Freizeit-Kapitäne haben auch noch Golfbags mit an Bord.

Dass sich mit dem Hausboot in Irland gemütlich von Golfplatz zu Golfplatz schippern lässt, gilt bislang noch als absoluter Geheimtipp unter golfbegeisterten Touristen. Nur auf der „grünen Insel“ halten eine Reihe von Golfplätzen eigene Häfen und Anlegestellen für Hausbootfahrer bereit. Kein anderes Land in Europa hat Vergleichbares zu bieten.

Wer das Abenteuer "Hausboot" ohne Vorkenntnisse auf dem Shannon wagt, braucht in jedem Fall eine gute Wasserkarte. Für Touristen ist es oft gar nicht so leicht, die Zufahrten zu den Häfen und vor allem den Golfplätzen zu entdecken. Die Sonne lässt die kleinen Wellenspitzen tausendfach aufblitzen, schon die Bojen, die vor Flachwasser und einer möglichen Gefahr des Auflaufens warnen, sind dabei kaum auszumachen. Die wilde Landschaft am Shannon, dazu seine Seen wie dem Lough Ree, lassen kaum Orientierung zu. Die Ufer sind hinter unzähligen schwarzen, runden Steinen kaum auszumachen oder gehen direkt in Kuhweiden über. Riesige Seerosenflächen oder dichte Schilfgürtel versperren die Sicht. Ohne die Seekarten, die jede Boje, jedes Flachstück und jeden Zugang exakt verzeichnen, könnte man so manche Zufahrt gar nicht finden.

Der Hafen des Golfplatzes von Glasson zum Beispiel, in einer Seitenbucht des Lough Ree gelegen, wäre ohne fachmännische Anleitung gar nicht zu finden. Ein breiter Schilfgürtel schirmt den Anlegesteg perfekt ab. Erst wenn man die schmale Zufahrt durch langsames Annähern entdeckt hat, öffnet sich der Blick auf den versteckten, romantischen kleinen Hafen. Dann heißt es nur noch Boot festzurren, Bags ausladen – und schon ist der Abschlag von Loch 18 in Sicht. Von der Anlegestelle aus ist der kleine Anstieg zum imposanten Klubhaus mit angeschlossenem Fünf-Sterne-Hotelbetrieb leicht zu Fuß zu schaffen. Dort angekommen, lohnt es sich, einfach stehenzubleiben und den erhöhten Ausblick auf die Bucht zu genießen. Nach der Runde wird man es auf der Terrasse mit einem Drink in der Hand wiederholen. Ein Traum. Der Platz selbst führt über eine weitere Anhöhe durch Obstbäume und lässt weitere Ausblicke, diesmal auf den ganzen See mit seinen unzähligen bewaldeten Inseln zu.

Bei klarem Wetter und Sonnenschein ist sogar der Hafen der Hodson Bay zu erkennen, der zum Athlone Golf Club gehört – eine weitere Station für golfende Freizeit-Kapitäne, praktisch einmal quer über den Shannon, auf der Seite gegenüber. Mit dem Auto wären es nur 45 Minuten, um von Glasson zur Hodson Bay zu kommen. Mit dem Hausboot geht es trotz einer Höchstgeschwindigkeit von 5 Kilometer pro Stunde auf direktem Wasserweg nicht unter 60 Minuten ab.

Die Anlegestelle ist deutlich komfortabler und großzügiger gebaut, immerhin liegt hier direkt am Ufer ein größerer Sterne-Hotel-Komplex mit eigenem Wassersport-Areal und Kinder-Hüpfburgen und –rutschen. Der Athlone Golf Club thront über der Hotelanlage so versteckt hinter großgewachsenen Ahorn- und Gingko-Bäumen, dass die Geräuschkulisse vom Strand komplett abschirmt wird. Der Platz selbst ist sehr gepflegt und erweist sich mit seinen Teichen und Sümpfen als äußerst anspruchsvoll. Zwei Spielbahnen führen direkt am See entlang, alle anderen sind erstaunlich hügelig.

Von beiden Plätzen aus liegt das Städtchen Athlone nur eine knappe Hausbootstunde entfernt. Der geographische Mittelpunkt Irlands besitzt nicht nur den ältesten Pub der Insel ( wie es ungefähr weitere 10 Städtchen in Irland behaupten) und eine öffentliche Marina zum Übernachten, sondern auch eine geschichtsträchtige Burg mit einer kleinen Altstadt, die wiederum viele weitere Pubs auf beiden Seiten des Shannon vorhält. Museen sind unnötig in Athlone. In manchen Pubs wie dem „Gertie Browne“ sind die Wände und Decken schon über und über mit Ausstellungsstücken und Devotionalien aus mehreren Jahrhunderten verziert.

Von Athlone aus führt die nächste Etappe nach Karte ungefähr vier Stunden flussabwärts. Es können aber auch fünf oder sechs Stunden werden – weil es vorher noch die Schleuse von Athlone zu passieren gilt. Das zeitraubende Problem ist eine Person mit gesunder Körperfülle und dauerhaft roter Nase. Der Schleusenwärter, ein an sich freundlicher und hilfsbereiter Ire, wie nahezu alle Iren an sich freundlich und hilfsbereit sind, legt gerne die „Coming late, going earlier“-Mentalität an den Tag. Da kann die einstündige Mittagspause schon mal von Viertel vor eins bis Viertel nach zwei gehen und die Teatime auch eine Stunde füllen, die bei den Öffnungszeiten der Schleuse gar nicht als Ruhezeit ausgewiesen ist.

Im nächsten größeren Hafen, Shannonbridge, sollte man ebenfalls übernachten. „Parkers Restaurant at the Old Fort“ bietet eine interessante Küche in einem Gebäude mit noch interessanterer Geschichte. Beides ist französisch angehaucht, zumindest blieb der geschichtliche Bau ohne nachhaltigen Einfluß. Am nächsten Morgen muss der Weg nicht den Shannon entlang am Torfheizkraftwerk vorbei, sondern in den Nebenfluss Roscommon Galway führen. Eng und verschlungen windet er sich durch die Moorlandschaft. Bei Gegenverkehr sind seemännische Höchstleistungen zur Vermeidung von Hausbootkollisionen notwendig. Die Fahrrinne für Hausboote endet schließlich in der hübschen Marina von Ballinasloe.

Von hier aus ist das liebenswert geschäftige Zentrum des Städtchens in fünf Minuten zu Fuß erreichbar. Der Golfplatz liegt allerdings nicht in Laufnähe. Hausbootfahrer müssen circa sieben Euro fürs Taxi investieren, wenn sie vom Hafen aus zum Abschlag des Golfplatzes Ballinasloe wollen. Aber es lohnt sich. Die in Obstwiesen platzierten Bahnen wirken wesentlich leichter zu meistern, als sie sich dann erweisen. An der Bar des Clubhauses lässt sich beim Plausch mit Einheimischen sogar eine Mitfahrgelegenheit zurück zur Marina organisieren.

Von da aus geht es in der warmen Abendsonne wieder durch die feinen Kanäle zurück zum Shannon. An seiner Mündung in den Lough Derg liegt der Ort Portumna, der „Landeplatz der Eiche“, wie der Ortsname auf deutsch heißt. Portumna kann mit einem besonders gepflegten Golfplatz punkten, idyllisch in einem Waldstück gelegen. Die Bahnen, eingebettet in einem prächtigen Park im Stile des Englischen Gartens, bieten alles, was das Golferherz begehrt. Das Clubhaus dient auch als Treffpunkt deutscher Einwanderer, die – ganz nach irischer Weise – einem Schwätzchen nicht abgeneigt sind. Dabei werden dann schon "ganz irisch" der Golfkurs von Portmarnock Links oder der K-Club, die beiden großen Vorzeigegolfclubs der Hauptstadt, als "ganz nett zu spielen" im Vergleich zum eigenen Platz bezeichnet.

Start- und Landepunkt einer einwöchigen Hausbootgolftour ist idealerweise das zentral gelegene Banagher. Direkt gegenüber der Marina auf der anderen Seite des Shannon liegt der öffentliche Pitch&Put-Platz. Hier kann für fünf Euro eine Runde über 18 Loch entlang des Shannon-Ufers gegangen werden, ausgestattet mit einem Leih-Wedge und einem Putter. Nach gut 90 Minuten, die sich manche Hausfrau sogar mit Einkaufstüten in der Hand auf dem Heimweg gönnt, ist der Platz gespielt und die Vorfreude auf ein Kilkenny-Bier in „Flynn’s Pub“ stark angewachsen. Dort perlt es macchiato-farben aus der dunkelbraunen Flüssigkeit an die Oberfläche, bildet kurze Schaumkronen, um gleich wieder ins sich zu zerfallen, fast so, wie bei der Schiffsschraube des Hausboots im Wasser des Shannon.

Hausboote gibt es unter anderem bei: Hausboot Irland, Carrick Craft, Waveline Cruisers.
https://www.hausbootirland.de
Hier kann bereits online ein Kurs gemacht werden, der die wichtigsten Grundkenntnisse vermittelt und per Quiz abfrägt. In der Marina von Banagher erhält man vom sehr freundlichen Personal die Seekarten, die Chipkarten für Toiletten- oder Duschbenutzung in anderen Marinas, sowie eine Einweisung in das Boot und eine erste „Fahrstunde“ mit fachmännischer Begleitung. Die Marina, die nur für Gäste von Carrick Craft zugänglich ist, verfügt über ausgezeichnet gepflegte Duschen und Toiletten, im Vorraum und im Büro ist via WLAN auch Internetempfang. Die Erstausstattung mit Lebensmitteln und Getränken kann bereits vorab bestellt werden und wird vom Marina-Personal im Boot verstaut.
Eine Woche für ein Hausboot für 4 – 6 Personen kostet zum Beispiel im August ca 1450 Euro.

• Weitere Anbieter sind zum Beispiel: Emerald Star, dertour, le Boat, Locaboat und Silverline Cruisers

Günstige Flüge nach Irland gibt es bei Aer Lingus https://www.aerlingus.com/html/de-DE/home.html, so zum Beispiel von Berlin nach Dublin und zurück, Mitte Juli für 140 Euro pro Person.

Weitere Informationen zu den angefahrenen Golfplätzen gibt es unter:
https://www.glassongolfhotel.ie
https://www.athlonegolfclub.ie
https://www.ballinasloegolfclub.ie
https://www.portumnagolfclub.ie
Weitere Informationen zu Irland als Reiseland unter: http://https://www.ireland.com/de-de/
Weitere empfohlene Golfplätze unter https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=golf&pID=2191

Quelle: eigen

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