„Ein Hole-In-One ist mir noch nie gelungen“


Bayern-Präsident Uli Hoeneß und sein Golfspiel
Exklusiv für die Zeitschrift „Grünland“, die Golfzeitung für das Fünfseenland und den Münchner Süden, stand Uli Hoeneß dem Redaktionsleiter Thomas Kirmaier Rede und Antwort.

– Herr Hoeneß, bitte zwei Namen: Mit wem würden Sie am liebsten 18 Löcher gehen und mit wem auf keinen Fall?
Ich schaue am Abend schon des Öfteren Golf auf Sky. Ich würde gerne mal mit Rory McIlroy spielen. Mit wem ich nicht gerne spielen möchte, das sage ich lieber nicht. Da jemanden zu nennen, das kann ich mir nicht leisten.

– Dann nennen wir ein paar Namen: Kahn, Müller, Lahm, Schweinsteiger, Salihamidzic, Beckenbauer, Brehme, Ballack
die Liste ließe sich unendlich fortsetzen. Warum spielen so viele Fußballer Golf?
Ich glaube, dass Fußballspieler prädestiniert sind, um gute Golfspieler zu sein und zu werden. Erstens sind sie alle sehr sportlich. Zweitens haben sie ein gewisses Ballgefühl. Das heißt, sie haben den Vorteil, ohne große Übung einen Ball schlagen zu können. Insofern sind die Fortschritte, die man als ehemaliger Fußballspieler macht, sehr viel schneller als bei einem Normalsterblichen. So kommen die Erfolgserlebnisse auch schneller. Und die Fußballprofis, die dann angefangen haben, Golf zu spielen, waren mit ihrem Handicap immer sehr schnell unter 20 oder sogar im einstelligen Bereich.

– Was ist Ihr Handicap?
Das ist so um 24. Mal darunter, mal darüber.

– Wann und wie sind Sie eigentlich zum Golf gekommen?
Meine Frau hat irgendwann angefangen, Golf zu spielen. Und dann hab' ich mir gedacht, bevor ich sie gar nicht mehr sehe, fange ich auch an. Das war so vor zehn, 15 Jahren. So können wir wenigstens auf dem Golfplatz ein paar Stunden gemeinsam verbringen. Bei mir war es dann so, dass ich immer mal wieder Knieschmerzen hatte. Dabei bin ich kein Fan davon, mit dem Cart zu fahren. Ich möchte schon laufen.

– In welchem Club sind Sie Mitglied?
Im Golfclub Tegernsee, im GC Feldkirchen-Westerham und im Golfclub Riedhof.

– Wo, wann und wie war Ihre letzte Runde? Und wer war dabei?
Die letzte Runde habe ich im Golfclub Tegernsee gespielt, von dem ich nur 500 Meter entfernt wohne. Ich denke, dass ich da so 22, 23 über Par gespielt habe, also mein Handicap. Da waren meine Frau und der Wirt des Freihaus Brenner mit seiner Frau dabei.

– Welcher aktuelle Bayernspieler ist der beste Golfer?
Ich weiß es nicht ganz genau, aber ich habe gehört, dass Thomas Müller das beste Handicap haben soll. Er muss ziemlich deutlich unter zehn sein. Ich habe lange nicht mehr mit ihm gespielt, aber er muss schon richtig gut sein. Wir hatten früher viele Jahre das so genannte Bayern München Masters, bei dem vier, fünf Profis gegen vier, fünf Funktionäre gespielt haben. Da gab's nicht das grüne, sondern das rote Jackett. Das wollen wir irgendwann mal wieder einführen.

– Werden auf dem Golfplatz auch Spielertransfers verhandelt?
Einmal haben wir Golf gespielt mit Ottmar Hitzfeld und Franz Beckenbauer. Das war in Egmating. Da haben wir auf irgendeinem Par-4-Loch bergauf entschlossen, Stefan Effenberg aus Mönchengladbach zurückzuholen.

– Nehmen Sie Trainerstunden?
Nein. Das ist wahrscheinlich ein Fehler. Ich bin ja eigentlich ein sehr ehrgeiziger Mensch, aber beim Golfen ist es nicht so, dass ich mich ärgere, wenn ich mal einen Schlag verhaue oder wenn mein Ergebnis nicht ganz so gut ist. Da bin ich erstaunlicherweise ziemlich entspannt. Das ist interessant, dass ich mich nach einer schlechten Runde gar nicht furchtbar aufrege.

– Also noch nie einen Schläger geschmissen?
Ich hab' in meinem Leben erst einmal einen Schläger geworfen. Aber sonst bin ich da wie gesagt sehr entspannt und spiele ohne Druck.

– An welches kuriose oder besondere Ereignis auf einem Golfplatz erinnern Sie sich spontan?
Ein Hole in One ist mir noch nie gelungen. Ich kann mich aber noch an eine Runde mit meiner Frau in Südfrankreich erinnern. Da war irgendwo an einem abgelegenen Par-4-Loch eine Riesenschlange in der Nähe des Grüns gelegen. Wir haben schlagartig die Flucht ergriffen; das war natürlich sehr unangenehm.

– Wie oft spielen Sie? Gibt es eine Putting-Matte in Ihrem Büro?
Früher hatte ich mal eine solche Matte, aber jetzt habe ich dazu keine Zeit. Ich kann das ganz schlecht einschätzen, würde aber sagen, dass ich im Schnitt so zweimal im Monat auf den Golfplatz schaffe. Mehr geht einfach nicht. Im Urlaub spiele ich natürlich jeden zweiten Tag. Zu meinem 65. Geburtstag habe ich jetzt zwei Reisen nach Griechenland bekommen. Da werde ich mit meiner Frau sicher einen tollen Platz spielen.

– Wer aus Ihrer Familie spielt noch Golf?
Meine Frau, aber meine Kinder spielen nicht. Mein Bruder spielt sehr gut Golf. Der hat Handicap 12, glaube ich. Der spielt öfter, und wenn er den Ball richtig trifft mit seinen langen Hebeln, dann fliegt der schon mal weit über die 200-Meter.

– Verfolgen Sie große Turniere wie bspw. das Masters in Augusta im TV?
Ja, regelmäßig. Golf schaue ich von den Stunden her mehr als Fußball. Seitdem Sky keinen englischen Fußball mehr hat, schaue ich am Sonntag häufig Golfturniere. Auch am Samstag. Wenn da ein PGA-Turnier aus Amerika kommt, schaue ich das manchmal bis nach Mitternacht. Nicht nur Augusta. Das ist ja sowieso ein Muss. Irgendwie ist es für mich unheimlich beruhigend und angenehm, ein, zwei Stunden Golf zu schauen.

– Also lieber Golf als Basketball?
Nein, nicht lieber. Aber ein Golfturnier dauert einfach länger als ein Basketballspiel. Wenn ich am Wochenende ein Basketballspiel und ein Golfturnier schaue, habe ich doppelt so viele Stunden mit Golfschauen verbracht.

– Denkbar, dass sich der FC Bayern in Zukunft intensiver im deutschen Golf engagiert?
Nein. Wir haben darüber mal nachgedacht, als man den Golfplatz Margarethenhof (am Tegernsee/Anm. Der Red.) kaufen konnte, ob wir uns das leisten. Das haben wir diskutiert, aber dann wieder fallen lassen, weil das gesellschaftspolitisch kein gutes Zeichen gewesen wäre.

– Warum nicht?
Das würde dieses Klischee vom Kapitalismus des Fußballs noch verstärken. Das wollten wir vermeiden. Obwohl es eigentlich eine ganz reizvolle Sache gewesen wäre, vor allem für Sponsoren.

– Also ist das Image des deutschen Golfsports nach wie vor schlecht?
Nein, bei mir nicht. Es gibt aber nach wie vor Leute, die das sehr kritisch sehen und das nicht verstehen können. In Amerika oder England ist es Volkssport. Da kannst du für billiges Geld an jeder Ecke Golf spielen. Das ist in Deutschland leider noch nicht der Fall. Ich habe gehört, dass der Nachwuchs leider sehr stark zurückgeht. Ich bin befreundet mit Herbert Hainer, dem ehemaligen Adidas-Chef, also Taylor Made. Die sagen, sie haben ziemliche Probleme. Wenn die jungen Leute Golf spielen, dann können sie nicht mehr lange genug in ihren Computer starren. Das ist das Problem heute. Die jungen Menschen sind nicht mehr bereit, drei oder vier Stunden am Stück auf ihr Ding zu verzichten. Das ist ein Problem für uns alle, übrigens auch für den Fußball.

– Abschlussfrage: Eigentlich wollten Sie in den nächsten acht Wochen keine Interviews mehr geben. Warum haben wir eines bekommen?
Weil Sie mir so lange auf die Nerven gegangen sind, dass wir gesagt haben, den müssen wir jetzt von der Backe kriegen, sonst ruft der jeden zweiten Tag an. Aber irgendwie hat mir das sehr imponiert und gefallen, weil ich es wahrscheinlich auch so machen würde.

Wir fassen das als Kompliment auf, Herr Hoeneß, und bedanken uns für das Gespräch.


Frage-und-Antwort-Spiel:

Nach der Runde: Aperol oder kühles Bier? kühles Bier

Equipment: Titleist oder Taylor Made? Klar, Taylor Made

Nach Fehlschlag: cool bleiben oder Schläger schmeißen? Cool bleiben

Was ist wichtiger für Uli Hoeneß: Golf oder Basketball? Basketball
Handy auf dem Platz: No go oder immer online? Handy dabei und auf "leise" unter der Woche, damit ich
erreichbar bin, wenn etwas Besonderes ist. Am
Wochenende habe ich es aber manchmal gar nicht mehr
dabei.

Schönere Plätze am Tegernsee oder am Starnberger See? Tegernsee

Links- oder Rechtshänder? Rechtshänder

Vom Tee zum Grün: Im Cart oder laufen? Laufen

Uli Hoeneß spielt am liebsten: Drive, Pitch oder Putt? Am liebsten der Schlag mit dem Eisen 5 nach dem Drive.
Da habe ich die meisten Erfolgserlebnisse.

Gern mal eine Runde mit Langer oder Kaymer? Am liebsten mit beiden, denn ich schätze beide sehr.

Das Interview führte Thomas Kirmaier, Redaktionsleiter „Grünland“, das Foto stammt von Franz Hübner.

Quelle: Grünland

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