Kaum verbessert

Was Anfänger von einem Zielhandicap-Kurs erwarten dürfen
Die Erwartungen der fünf Teilnehmer waren moderat. Die meisten wollten eigentlich nur ihren undankbaren PR-Status loswerden. Früher startete man seine Golfkarriere wenigstens noch mit Handicap 54. Heute ist man nach der Platzreife ein Nichts auf dem Platz. Ein Niemand. Ein PR halt, so etwas wie trotteliger Praktikant, der aber ganz viel teuren Unterricht vom Profi braucht und den Clubs viele Rookie-Turnierteilnehmer garantiert. Ich selbst laufe seit Jahr und Tag mit meinem 54er-Anfänger-Handicap durch die Gegend. Immerhin. Es macht mir aber nichts aus. Im Gegenteil: Ein wenig Understatement kann auch auf dem Golfplatz nicht schaden. Wer mit mir spielt, merkt sowieso, dass ich schon lange kein Anfänger mehr bin. Und der Welpenschutz kann auch ganz kuschelig sein. Aber mein Mann meinte: Es reicht jetzt. Wie wäre es mit einem 4-tägigen Zielhandicap-Kurs im Golfclub Sagmühle in Bad Griesbach?
Na gut, so beschlossen und gebucht. Warum nicht einen schicken Kurzurlaub dazu nutzen, endlich mal den Anfänger-Status hinter sich zu lassen. Das Angebot klang gut: 4 Tage Golftraining mit 16 Trainingseinheiten a 30 Minuten, Montag bis Donnerstag. Inklusive Platzrunde mit dem Golf-Pro, ein 10-Loch-Greenfee plus 2 vorgabewirksame 9-Loch-Runden. Der Golfplatz Sagmühle ist nach Einschätzung Ortskundiger selbst für Anfänger angenehm spielbar, viele lange Bahnen, aber alles machbar. Dachte ich. Dachten auch meine vier Mitstreiter. Die mit deutlich weniger Erfahrung und undankbarem PR-Status. Zielhandicap-Kurs klingt außerdem nach Zielverwirklichung. Und das wollten wir alle wirklich gern erreichen: Uns verbessern.
Doch es fiel echt nicht leicht. Alle aus der Gruppe fanden unseren Trainer Dave ganz prima. Ein Schotte, der seit Kindestagen Golf spielt, selbstverständlich auch einhändig abschlagen kann – das auch gern seinen bloody-beginner-Schülern demonstriert - und natürlich seinen eigenen Stil lehrt. So wie alle Golftrainer ihre eigene Methode haben, so viel habe ich in meiner kurzen Golfkarriere schon begriffen. Geh‘ zu einem Pro und du bist erstmal komplett verwirrt. Den Satz habe ich von Freunden schon so oft gehört. Und genau das passierte mir in Bad Griesbach. Leider. Nach 20 Minuten auf der Driving Range mit guten, geraden, soliden Schlägen bekam ich den dringenden Rat von Dave: Griff umstellen. Ich greife den Schläger falsch. Von da an ging es bei mir bergab. Verwirrt, mit ungewohnt verschränkten Händen traf ich keinen Ball mehr. Und Dave rief dauernd: „Keep it simpel, Golf ist keine Raumschiffwissenschaft!“
Doch, Dave. Genau das ist Golf: Eine Wissenschaft für sich. Und alles andere als simpel. Meine Mitstreiter kamen deutlich besser mit Daves Trainingstipps zurecht als ich. Ihre Laune war jedenfalls noch bestens, als ich schon begann, massiv an mir zu zweifeln. Was ich an den praktischen Einheiten definitiv gut fand, war die Wiederholung der basics beim kurzen Spiel, beim Putten und das Erspüren des „swing“, wie er es nannte. Auch das fand ich gut: Er ließ seinen Schülern die vielen Eigenheiten beim Schwung, korrigierte oft nur leicht. Die Platzrunde mit ihm war dagegen wenig hilfreich. Davon hatte ich mir eigentlich mehr erwartet. Aber gut.
Das erste 9-Loch-Turnier am vorletzten Tag war dann für alle ein kleines Desaster. Niemand aus der Gruppe war tatsächlich mit seiner Leistung zufrieden. Alle hatten das Gefühl: Nichts geht, kein Schlag sitzt. Die Ergebnisse fielen entsprechend mies aus: Keine Verbesserung, Ziel grandios verfehlt. Beim zweiten Turnier lief es schon besser. Drei Teilnehmer schafften es, ihren undankbaren PR-Status doch noch abzuschütteln und Handicaps zwischen 54 und 49 zu ergattern. Ziel dann doch noch erreicht. Wohlwollendes Zählen der Mitspieler machte so manches möglich. Für diese Drei war der Zielhandicap-Kurs ein Erfolg. Die vierte im Bunde war am Boden. Null Verbesserung. Sie war diejenige, die noch die größten Erwartungen von allen hatte und dann unter Tränen abreiste. Und ich? Ich habe jetzt Handicap 51, hadere seither mit meinem Griff – und fühle mich unfähiger als je zuvor.
Mein Fazit: Der Zielhandicap-Kurs kann Spaß machen. Die Atmosphäre im Golfclub Sagmühle ist entspannt, Anfänger sind wirklich herzlich willkommen. Pro Dave gab sich auf der Driving Range routiniert Mühe, seinen Schülern das Rüstzeug beizubringen, das er für das Nonplus-Ultra hält. Sich in Menschen einfühlen stand nicht im Mittelpunkt. An den letzten beiden Tagen war die Betreuung der Gruppe nicht mehr ganz so intensiv. Der viertägige Kurs kostet 295 Euro.
Weitere Informationen unter https://www.sagmuehle.de
Der Golfplatz Sagmühle im Bäder- und Thermenland Bad Griesbach gehört nicht zum regional dominierenden Hartl-Imperium. 1984 gegründet, hält der 18-Loch-Meisterschaftsplatz seine Spielbahnen flach am Ufer der Rott entlang. Die sehr gepflegte Anlage hat für alle Spielstärken viel zu bieten, einschließlich Flora- und Fauna-Einblicke. Das Tages-Greenfee liegt mit 70 Euro im Mittel. Nach Loch 10 gibt es ein Halfway-Häuschen mit Toiletten und Ausschank, das zum Verweilen geradezu verleitet.
Am Ende der Runde darf man es sich gerne auf der Terrasse des Klubhauses gemütlich machen. Sehr freundliches Personal begegnet dem Golfer sowohl in der Gastronomie als auch im Sekretariat. Golfer, die im angeschlossenen Hotel übernachten, sind voll des Lobes. Interessierte finden auf der Seite des Clubs auch interessante Pauschalangebote.

Weitere empfohlene Golfplätze unter https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=golf&pID=2191

Quelle: eigen

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