Die Aromen der Sonora-Wüste

Tucson in Arizona ist erste „City of Gastronomy“
 
Im Mission Garden von Tucson zieht Jesús García die braunen Lappen vom Erdofen weg. Darunter duftet das Fleisch der gegarten Agaven. Auf diese Weise wird eine uralte Tradition der Ureinwohner wiederbelebt, die Teil des reichen kulinarischen Erbes der ersten „City of Gastronomy“ in den USA ist.
 
Der Biologe teilt das rauchig-süße Fruchtfleisch mit den Besuchern des Agave Heritage Festivals, das jährlich im April stattfindet. „Das ist mehr als eine Tradition, die nahrhaften, dürreresistenten Agaven sind ein Lebensmittel für die Zukunft“, ist sich Jesús sicher. Mit seiner Forschungsarbeit trug er zu der Ernennung von Tucson als UNESCO „City of Gastronomy“ im Jahr 2015 bei. Der Titel adelt die Fülle an einheimischen Lebensmitteln und Speisen sowie die uralte landwirtschaftliche Tradition der Region. 
 
Kostproben der Food-Geschichte
Quesadillas, Huevos Rancheros, Chicharrones – man merkt, dass es zur mexikanischen Grenze nicht weit ist. Tacos mit Pintobohnen und grüner  Salsa, handgemachte Tortillas, Frybread mit Honig oder Chimichangas klingen ebenso gut wie sie schmecken. Das Besondere sind jedoch die Wildpflanzen aus der Sonora-Wüste, die in den lokalen Küchen zum Einsatz kommen: Chollakaktus-Knospen, Chiltepin (die Urform des Chilis) oder Mehl aus den Schoten des Mesquite-Strauchs. Auch die drei Schwestern der indianischen Küche – Mais, Bohnen und Kürbis – dürfen nicht fehlen.

Die meisten dieser Zutaten kann man im Mission Garden am Ufer des Santa Cruz River kennenlernen, der als älteste Farm der USA gilt. Im Jahr 1699 gründeten spanische Jesuiten dort eine Mission, aus der gute 100 Jahre später Tucson hervorging. Ihre Missionsstation bauten die Spanier damals auf den Feldern, die bereits 3500 Jahre davor von indigenen Völkern angelegt, über Jahrtausende gepflegt und über ein Kanalsystem  bewässert worden waren. Der ehemalige Missionsgarten ist heute Farm und Freilichtmuseum zugleich. Bis heute werden dort noch viele der alten Sorten angebaut. In Zeiten des Klimawandels besonders bemerkenswert: In Tucson befindet sich auch eine der größten Samenbanken der Welt.
 
El Dorado für kreative Köche
Der UNESCO-Titel hat die Phantasie der lokalen Chefs angespornt und viele neue Gastronomen auf den Plan gerufen. Michelinstern-gekürte Hochglanzlokale sucht man dennoch vergeblich, umso mehr beeindruckt die coole aber unprätentiöse Restaurantszene mit Farm-to-Table-Konzepten, hippen Bistros und einzigartigen lokalen Spezialitäten. Die Menüs machen Appetit. Und neugierig: Enchiladas mit grünen Kaktustrieben (im El Charro Café , siehe: https://www.elcharrocafe.com ) Pork Chops vom Mesquite-Grill mit Poblano-Chilis und Wheatberries (im Tito & Pep Bistro, mehr unter https://www.titoandpep.com )oder Italo-Tacos „Taconnoli“ (bei Zio Peppe, siehe https://ziopeppeaz.com ). Viele der Speisen erzählen eine Geschichte, die in indianischen und mexikanischen Traditionen wurzelt. Im Laufe der Zeit und der Zuwanderung kamen weitere europäische, chinesische und afrikanische Einflüsse dazu. Das Ergebnis: eine der besten Küchen des amerikanischen Südwestens! Dabei werden die meisten Zutaten lokal produziert. Sogar das Fast Food an den Food Trucks wird stets frisch zubereitet. Man sagt, der scharf-fruchtige Sonoran Hot Dog schmeckt deshalb am besten in Tucson. Übrigens: Neben Tucson gibt es nur noch eine weitere US-Stadt, die diesen Titel trägt, nämlich San Antonio in Texas, die Heimat des TexMex. 
 
Übernachtungstipps: Wer gut isst, muss auch gut schlafen! Am besten im Hotel „The Graduate“ im Univiertel (Roof-Pool) https://graduatehotels.com/tucson oder im historischen „The Congress“ (tolles Frühstückslokal) https://hotelcongress.com

Quelle: Eigen

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