Glitzerwelt und "grüne Hölle"


Der Stadtstaat Singapur überrascht mit seiner Vielfalt
Das mit dem Kaugummiverbot und den blitzblanken Straßen gilt zwar noch immer in Singapur, doch die quirlige Tropenstadt hat sich in den letzten Jahren ganz schön verjüngt.

Die erste Nacht in der asiatischen Metropole zwischen Malaysia und Indonesien sollte einer Bootstour auf dem Singapur River gehören. Wer Glück hat, erwischt Fremdenführer Tan Khey Cheow, der ortskundig durch die sehr lebendige City geleitet. In Windeseile winkt er im 2.500 qm großen Merlion Park ein Riverboat herbei. Überall hell erleuchtete Wolkenkratzer, Bars und aus den voll besetzten Restaurants tönt lautes Gelächter. Hoch und höher ragt die extravagante Architektur in den Nachthimmel. Sie dominiert und belebt mit ihrer modernen Lichttechnik die Skyline der Stadt und kreiert eine einzigartige Atmosphäre von Luxus, Lebensfreude und Vitalität.

Was heute im hellen Glanz erstrahlt, war nicht immer so prachtvoll. Die Vorzeigemetropole hat ihre Eigenständigkeit als kultureller Schmelztiegel und florierende Handelsoase über die Jahrhunderte schwer erkämpft. Aber auch wenn sich rund um das Südchinesische Meer viel verändert hat, eines ist mit Sicherheit gleich geblieben: die Liebe zum Tee.
Damit das auch so bleibt gibt es in Singapur traditionelle Teehäuser, die beste Qualität verkaufen und zugleich das Ritual des Trinkens demonstrieren. In einem davon zelebriert der Zeremonienmeister Patrick Kany diese Kunst, die bereits über Jahrtausende von Jahren überdauert hat. Er demonstriert, wie die Tassen und die Teekanne zu halten sind. Nachdem er die Trinkgefäße und die Kanne gereinigt hat, brüht er mit kunstvollen Handbewegungen einen großen, gusseisernen Pott das heiße Wasser über die Kanne mit den Teeblätter und lässt es je nach Sorte ziehen. "Der erste Aufguss ist nur zum Riechen und wird nicht getrunken", erklärt der Meister. Erst beim zweiten Aufguss kommt der Genuss des feinen Geschmacks, der sich mit den folgenden Aufgüssen immer wieder verändert.

Damit zwischen den hypermodernen Hochhausschluchten und den rasanten, vielspurigen Autobahnen die Natur nicht zu kurz kommt, bietet die Stadt eine Menge Grünzonen in allen Facetten, die ganz unterschiedlich das Stadtbild enorm auflockern, bereichern und nicht zuletzt für eine Verbesserung der Luft sorgen. Im Fort Canning Park,der mit 210 Quadratmetern mitten in der Stadt liegt, dem ersten Gouverneurssitz, den auch Sir Stamford Raffles bewohnte, grünt und blüht es überall. Auf dem hügeligen, Rasenterrain ragen gigantische Tropenbäume in den Himmel. Tan führt zu einem tropischen Regenbaum und zeigt den Kanonenbaum, dessen Früchte tatsächlich wie Kanonenkugeln aussehen.
Eine weitere "grüne Hölle" mit dem Namen "Gardens by the Bay" erstreckt sich im Marina Bereich und ist mit einer Fläche von 54 ha der größte botanische Garten der Welt. Künstliche Supertrees überragen mit 30 m das Gelände. Man bestaunt Baumgiganten, edle Orchideen und seltene Kakteen. Während sich im "Flower Dome" die mediterranen Bougainvillea, Jasmin oder Orleander duftend und bunt präsentieren, rauscht im "cloud Forest" ein 35 m hoher Wasserfall nach unten und im sogenannten Nebelwald wachsen subtropische Pflanzen in Hülle und Fülle. Über einen Skywalk und Hängebrücken kann das Pflanzenparadies akribisch entdeckt werden, die feuchte, tropischene Luft erschafft Dschungelgefühl.

In Singapur excellente und hochpreisige Lokale zu finden ist nicht schwer. Doch Fremdenführer Tan leitet zu einem typischen, singapurischen Markt, wo all die Spezialitäten frisch gekocht oder gegrillt zubereitet werden und sich auch die Einheimischen gerne treffen. Es ist der Lau Pa Sat Festival Market. Eine offene gusseiserne Halle aus dem letzten Jahrhundert liegt inmitten des Bankenviertels. Wenn es dunkel wird, strömen die Besucher aus den angrenzenden Vierteln an die Grillstände, um sich zum Beispiel zehn kross geröstete Satéspieße mit Garnelen oder Rindfleisch zu holen. Dazu offeriert der Küchenchef eine scharfe, dunkle Soße. Ebenso empfiehlt Tan Huhn mit Reis, Nasi Goreng oder Nudelsuppe und Pfannkuchen.
Lau Pa Sat unter freiem Himmel oder in der luftigen Halle wird von allen Besuchern regelrecht zelebriert. Ob alleine oder mit der ganzen Familie der Schlemmermarkt ist bis tief in die Nacht voll besetzt und man schätzt die preisgünstigen und pikanten Mahlzeiten und die angenehmen, nächtlichen Temperaturen.
Bevor der Besucher dann in sein Hotel zurückkehrt, sollte er unbedingt zum speienden Merlion am Singapur River spazieren. Halb Löwe, halb Fisch gab er der Stadt ihren Namen, denn Singa-pura heißt Löwenstadt. Mit einer Höhe von 8.60 m und 70 Tonnen schwer ist er das berühmte Wahrzeichen von Singapur, das für Glück und Reichtum steht, solange die Wasserfontäne sprüht.

Quelle: eigen

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