Die Welt ist bunt und das Interieur auch

Eine Kreuzfahrt mit der Norwegian Jewel
Die Kreuzfahrtschiffe der Norwegian Cruise Line (NCL) kommen mit viel Bemalung am Bug daher, kunterbunt und leicht, allerdings ohne den Kussmund, den man von der AIDA kennt. Das neueste Schiff, die Norwegian Bliss, die bis zu 4000 Passagiere aufnehmen kann, zieren Meeresbewohner auf blauem Grund. Bei der 2005 gebauten Jewel reichen ein paar in Rottönen gehaltene Wellen auf ansonsten blütenweißen Grund. Die bis zu 2370 Passagiere erfreuen sich auf dem 2014 renovierten Schiff an kräftigen Farben, die das Interieur des Ozeanriesen dominieren. In der Kabine dürfen es da schon einmal Kombinationen aus Pink mit Orange sein, oder aber der Teppichboden wirkt mit seiner Farbenvielfalt wie eine Vorlage des Meeresgrundes aus „Findet Nemo“.
Der Farbtrend setzt sich auf dem Schwimmdeck fort, auf dem die Whirlpools mit grell-bunten Dächern im Zirkuslook beschattet werden.
Auch im Theater, in den Bars und Restaurants wurde mit Farbe nicht sparsam umgegangen. Selbst die zum Verkauf angebotenen Bilder in der Galerie scheinen sich dem allgemeinen Schiffstrend anzupassen und finden guten Absatz.
So bunt wie die Einrichtung ist auch die Besatzung des Schiffes, die Angestellten kommen aus allen Teilen der Welt.Der Service-Gedanke steht im Mittelpunkt, überall wird mit dem Gast höflich und zuvorkommend umgegangen.
Unsere Testfahrt führte von Japan über Russland nach Alaska mit Ziel Seattle und gehörte nicht zum Routinefahrplan. Der sich daraus ergebende Stresstest, zum Beispiel mit russischen Grenzkontrollen, bestand die Crew mit einer Gesamtnote „gut“. Insgesamt funktionierte vor allem die Informationspolitik in anderen als der englischen Sprache nicht sonderlich gut. So wurden die japanischen Gäste, die in etwa 15 Prozent aller Passagiere auf dieser Fahrt ausmachte, speziell bei den Notfall-Übungen bedauert, die ausschließlich in Englisch und Spanisch abgehalten wurden. Ebenso waren die Besucher von Informationsveranstaltungen zu den jeweiligen Häfen enttäuscht. Die Vorträge brachten kaum Neues, was über allgemeine Kenntnisse hinausging.
Dafür durften sich asiatische Gäste in einem der Spezialitätenrestaurants, die nicht zusätzlich bezahlt werden mussten, besonders wohl gefühlt haben: das Chin Chin mit Sushibar bietet beste asiatische Küche. Direkt daneben liegt der Teppanyaki- Raum, in dem auf unterhaltsame Weise wahre „Künstlerköche“ die Gerichte vor den Gästen auf großen Platten zelebrieren ( Zuzahlung erforderlich).
Insgesamt ist die Qualität in den Dining Rooms, als auch im Hauptrestaurant, das nach dem Buffetprinzip funktioniert, vielfältig und hochwertig.
Dass es in den Räumen mit gesetztem Essen keine festen Plätze und Reservierungen gibt, gleicht Vorteile mit Nachteilen aus. Letztere haben vor allem die Kellner, die mangels „Stammgäste“ auf eigenes Trinkgeld verzichten müssen.
In den Bars versteht man das Mixen sehr gut, es empfiehlt sich daher der Kauf eines Getränkepakets, den man allerdings schon vor Reisebeginn abgeschlossen habe sollte ( warum Lavazza-Kaffee ausgenommen ist, erschließt sich allerdings nicht).
Wie auf fast allen Schiffen von amerikanischen Reedereien besticht das hohe Niveau der Unterhaltung, speziell im großen Theater, wie auch der fehlende Kampf um Liegen an Seetagen. Bei der Fahrt nach Alaska, die an den berühmten Gletschern vorbeiführte, bestach die Crew durch ungewöhnliche Wendemanöver, um jedem Passagier einen unbehinderten Blick aus nächster Nähe auf die blau leuchtenden Abrisskanten der Gletscher zu ermöglichen.
Besonders erfreulich war der Umgang mit Leistungen, die nicht erbracht werden konnten: Auf unserer Fahrt konnte der erste Hafen nicht angefahren werden, die Jewel blieb im Hafen von Yokohama. Nach EU-Reiserecht hätte eine Erstattung von 50 Euro pro Person erstritten werden können, die Reederei schrieb jedem Passagier unaufgefordert 100 US-Dollar auf dem Bordkonto gut, zur Schlußabrechnung sogar noch anteilig die nicht-gebrauchten Hafengebühren.

Fazit: Auch wenn die Norwegian Jewel nicht das modernste Schiff, dafür aber sicherlich das bunteste der gesamten Flotte ist, können Passagiere ein breitgefächertes Bordangebot auch an mehreren Seetagen hintereinander geniessen.
Informationen über Schiff und Routen unter https://www.ncl.com

Quelle: eigen

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