Venedig vom Hausboot aus erleben

Mit „Le Boat“ auf den Kanälen an der Adria
Nachdem wir im vergangenen Jahr mit Freunden auf der Mecklenburg-Vorpommerschen Seenplatte mit einem Hausboot unterwegs waren, reifte der Entschluß, diese Erfahrung der Langsamkeit unbedingt zu wiederholen. Ein Prospekt von „Le Boat“, einem der größten Anbieter von Miet-Hausbooten, war schnell organisiert. Kulinarisch und landschaftlich reizvoll erschien vor allem der Canal du Midi in Frankreich, doch der – so war von anderen Hausboot-Mietern zu erfahren – sei gerne mal überlaufen.
Letztendlich entschieden wir uns dann für eine One-Way-Strecke an der italienischen Adria, die auch noch als echtes Highlight eine Vorbeifahrt am Markusplatz von Venedig versprach. Ausgangspunkt unserer Reise war Precenicco, ein kleiner beschaulicher Ort unweit der Autobahnausfahrt „Latisana“ der Autostrada Milano – Triest. In einem Kanal, der zur Lagune von Marano führt, liegt unsere Manifique 7 vertäut am Pier. Das Schiff, das 8 bis 10 Personen aufnehmen kann, sieht schnittig aus und bietet 4 Kabinen jeweils mit Dusche und Toilette. Leider haben die meisten schon ein paar Arbeitsjahre auf dem Buckel, was man an Dellen und abgesplittertem Kunststoff am Bootskörper deutlich ablesen kann, technisch werden sie aber bestens in Schuß gehalten. Fachmännisch werden wir in das Boot, die Fahrweise, Besonderheiten auf der Strecke vom Le Boat-Mann Alexander eingewiesen. Und dann geht es nach einer Testrunde mit dem Fachmann endlich los.
Es ist die Wiederentdeckung der Langsamkeit, die eine Hausboot-Tour ausmacht. Gemächlich ziehen Felder und Weinstöcke vorbei, Fischer winken freundlich, Fische schnalzen rund um den Bug aus dem Wasser. In der Lagune angekommen, muss man den abgepflockten Wasserwegen folgen, denn der Wasserstand in der Laguna kann manchmal nur wenige Zentimeter betragen.
Unsere erste Station heißt Marano, ein kleines verträumtes Fischerdörfchen, das wir mit Einbruch der Dunkelheit erreichen. Schnell an der Kaimauer im Hafen festgemacht führt uns der Weg in eines der zahlreichen Restaurants, in denen typisch italienische Speisen serviert werden.
Der weitere Weg führt uns wieder durch die Lagune, vorbei an Lignano, hinein in einen Kanal bei Bibione, der uns weiter nach Caorle führen wird. Man ist nur ein, zwei Kilometer entfernt vom Trubel der bekannten Ferienorte und findet sich doch in einem ganz anderen Italien wieder: ruhig, gemächlich, als sei die Zeit Anfang des 20.Jahrhunderts stehen geblieben. Selbst die Schleuße nach Caorle, eine Drehbücke über die nach wie vor der Verkehr in die malerische Stadt führt, muß von Hand mit reiner Muskelkraft bedient werden. Kein Wunder, das dies nur dreimal am Tag und nur nach vorheriger Anmeldung gemacht wird.
Überhaupt sind die Öffnungszeiten der Schleußen auf unserem weiteren Weg sehr italienisch. Manche stehen offen, obwohl sie geschlossen sein sollten, manche sind geschlossen, obwohl sie offen stehen sollten. Aber fast immer muss man einen Schleußenwärter anrufen, der die Sperre bedient. Das passt zur Trägheit der Reise und macht keinem Hausbootler irgendetwas aus. Wobei man auf dieser Tour, im Gegensatz zur Müritz in Meck-Pomm, so gut wie keinem anderen Hausboot begegnet. Man ist sehr für sich, eins mit der teils unwirklich wirkenden Vegetation, bestehend aus treibenden Salzwiesen.
Trubel darf dann bei den Landgängen sein: Auf den Inseln Macerbo, Burano und Murano reiht man sich ein in den Strom der „ anderen“ Touristen. Der große Vorteil liegt dann bei den Abenden. Während die meisten Touristen mit dem Vaporetto, den Linien-Wasserbusssen in der Lagune von Venedig, zu ihren Hotels und Campingplätzen zurückkehren, kann der Hausbootfahrer mit den Einheimischen bummeln und Restaurants besuchen.
Die Highlights der einwöchigen Hausboottour lagen in einer Fahrt übers offene Meer entlang der Strände von Jesolo und natürlich die Fahrt durch Venedig. Wie die großen Kreuzfahrtschiffe dürfen auch die Nußschalen-Hausboote am Markusplatz vorbei fahren, nur der Canale Grande und seine kleinen Nebenkanäle bleiben den Einheimischen vorbehalten. Da braucht es schon gute Nerven, den Überblick als Hobby-Steuermann zu bewahren, denn es wirrlt und wuselt, Wassertaxis, Transportschiffe, Vaporettos ziehen in unterschiedlichstem Tempo kreuz und quer übers Wasser der Lagunenstadt.
Der letzte Tag führt noch einmal über mäandernde Fluß- und Kanalläufe vorbei an Prachtvillen und Weingütern nach Norden in den völlig touristenfreien Ort Casale.
Eine Woche One-Way von Precenicco nach Casale bietet auch noch die Möglichkeit einer anderen Routenwahl: Grado, Chioggia, der Brenta-Kanal und Padua sind weitere Optionen. Hausboote gibt es in Größen von 2 bis 10 Personen. Für die gewählte „Manifique“ für bis zu 10 Personen muss im Mai 2020 für eine Woche, 7 Nächte, mit circa 2631 Euro gerechnet werden. Dazu kommen noch einmal circa 12,50 Euro pro Betriebsstunde, sowie Hafengebühren in Marinas ( pro Boot im Mittel 60 Euro).
Weitere Informationen unter https://www.leboat.de

Quelle: eigen

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