Berge, Bike, Barolo

Der Genussherbst im Piemont

Wenn sich das Weinlaub rot und gelb färbt, wenn Kastanien und Trüffel reifen und der neue Wein schon im Keller gärt, dann ist für Genießer die beste Jahreszeit gekommen, um das Piemont zu entdecken. Die Region im Nordwesten Italiens bietet Gaumenfreuden kombiniert mit Outdoor-Aktivitäten, die Genuss ohne Reue garantieren.

Anstatt mit dem Auto über die Hügel des Langhe-Roero zu den berühmten Weinlagen zu fahren, „erstrampeln“ wir uns diese, zum UNESCO Welterbe gehörende Kulturlandschaft. Allerdings sind wir Genießer und nicht an sportlichen Hochleistungen interessiert, weshalb wir die bequeme Variante mit einem E-Bike wählen. Schon am frühen Morgen steht das Pedelec mit geladenem Akku vor unserer Unterkunft, dem Hotel Relais Montemarino. Das elegant umgebaute, historische Herrenhaus liegt etwas außerhalb von Alba inmitten üppiger Weinbergen und Haselnussplantagen. Ein sachkundiger Führer fährt voraus und, hügelauf, hügelab, geht es auf wenig befahrenen Provinzstraßen flott voran. Steigungen sind kein Problem, schließlich hat unser Rad einen „Turbogang“. So überholen wir jeden noch so durchtrainierten Rennradfahrer. Wir halten an reizvollen Aussichtsplätzen und lassen die Landschaft auf uns wirken: Weinberge so weit das Auge reicht und auf den Hügelkuppen kleine Dörfer und stolze Schlösser. Wir kehren ein und verkosten bei dem Schafskäseproduzenten Silvio Pistone köstlichen Pecorino - in verschiedenen Reifegraden, von mild bis herzhaft, alle köstlich! Dazu schmeckt ein Glas Dolcetto, der kleine Bruder von Barolo, Barbera und Barberesco. Diese großen Gewächse lernen wir bei einer Weinprobe im pittoresken Weinort La Morra kennen.

Der drahtige Silvio ist auch Tartufaio, Trüffelsucher, und zeigt uns stolz seine Trüffelhunde, die mit ihren hochsensiblen Nasen den kostbaren weißen Albatrüffel „Tuber magnatum pico“ aufspüren. Wie alle Tartufai bereitet sich auch Silvio jetzt auf den Höhepunkt der Saison vor: Den berühmten Trüffelmarkt von Alba, die „Fiera Internazionale Tartufo Bianco d’Alba, die im Oktober und November an den Wochenenden tausende von Trüffelliebhaber*innen anzieht.

Das Städtchen Alba ist zweifellos ein Feinschmecker-Dorado. In der hübschen Altstadt reiht sich Feinkostgeschäft an Feinkostgeschäft: hier gibt es das ganze Jahr über Trüffelöl und -butter, Trüffelsalami und -käse, frischen Trüffel und die typischen „Tajarin“, hauchdünne Eiernudeln, die hervorragend zu der aromatischen Knolle passen. Auch die Auswahl an Rotweinen der Region ist groß, aber es lohnt sich auch den weißen Arneis zu probieren.

Auch die berühmte piemonteser Haselnuss darf nicht vergessen werden. Sie gilt als die beste der Welt und war einst die Basis von Nutella. Der Hersteller Ferrero ist allgegenwärtig und Arbeitgeber Nummer eins in der 32 000 Einwohner zählenden Stadt. Auf der Piazza Ferrero, dem Tor zur Altstadt, treffen sich Einheimische und Touristen zum Aperitif oder auf einen Café und ein Stück Haselnusstorte. Die gerösteten Nusskerne sind bis heute das knackige Herz der „Ferrero-Küsschen, aber noch köstlicher sind sie in den vielen Süßigkeiten kleiner, lokaler Konditoreien und Eismacher. Bei einer Haselnussprobe lernen wir die Besonderheiten der „Tonda gentile delle Langhe“ kennen, die erst geröstet ihre vielfältigen Aromen wie nach Honig und Vanille entfaltet.


Piemont, das Land am Fuß der Berge, ist ebenso berühmt für seine Käsevielfalt. Also machen wir uns auf zu einem der berühmtesten Käse der Region, dem „Castelmagno“. Von der liebenswerten Provinzhauptstadt Cuneo, deren Palazzi und Arkaden schon alpin anmuten, geht es steil bergauf in das wildromantische Valle Grana, ein Seitental des Val di Stura. Wir überholen durchtrainierte Rennradfahrer und Mountainbiker und treffen sie später wieder auf 1700 Meter Höhe in der Bergkäserei und Locanda „La Meiro“. Hier wird der Castelmagno- Käse nach uraltem Rezept hergestellt und reift im kühlen Bergkeller, wo er seinen natürlichen Schimmel bilden kann. Castelmagno ist eine weit in den Bergen verstreute Gemeinde mit 12 Ortsteilen in denen dieser herkunftsgeschützte Rohmilchkäse ausschließlich hergestellt werden darf. Die Kühe werden mit dem würzigen Bergheu der Alpenregion gefüttert, was den Castelmagno zu einer in der ganzen Welt begehrten Spezialität macht. Wir probieren den rassigen Käse, aber auch andere gehaltvolle Spezialitäten der Region: Bagna Cauda, eine heiße Sardellensauce in die rohes Gemüse getunkt wird, Vitello Tonnato oder Ravioli del Plin, die typischen, mit Fleisch gefüllten Teigtäschchen. Das besondere Rindfleisch des Piemont wird gerne in Barolo geschmort und als Dessert gibt es „Bonet“, einen Pudding mit Schokolade und Amaretto – übrigens stammen uns so wohlbekannte Spezialitäten wie Grissini und Amaretti ebenfalls aus dem Piemont. Im Restaurant „La Font“ in unmittelbarer Nachbarschaft der Käserei bringt uns Davide bei, wie man die typischen „Ravioles“ macht, handgerollte Nudeln aus einem Kartoffelteig, in einer cremigen Käsesauce, köstlich und deftig.

Das alles will natürlich wieder abtrainiert sein. Die Gelegenheit dazu bieten vielfältige Wander- und Trekking-Routen. Auch hier in den Bergen gibt es die Möglichkeit E-Bikes zu mieten und damit die höchsten Gipfel zu erobern. Ob in den wildromantischen Gebirgstälern oder in der sanften Hügellandschaft, Genuss und Outdoor-Aktivitäten lassen sich in Piemont hervorragend kombinieren.
Die Tourismusverbände der Region haben sowohl für die Hügel als auch für die Gebirgstäler zahlreiche Routen erarbeitet, die man geführt oder individuell machen kann.

Weitere Auskünfte: https://www.langheroero.it , https://www.piemonteoutdoor.it , https://www.cuneoalps.it

Quelle: eigen

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