Strasse statt Schiene

Reisen mit dem Fernbus Zum Christkindlmarkt nach Köln, Weihnachtsbesuch bei Verwandten in Frankfurt, Party machen mit Freunden in Berlin: Wer innerhalb Deutschlands verreisen will, kann das diesen Advent erstmals mit einer der neuen Fernbuslinien tun. Noch dazu preiswert: Frühbucher-Tickets gibt es oft schon ab 8 Euro. Billiger geht’s kaum. Je nach Anbieter variieren allerdings Komfort und Infotainment-Angebote. Die einen locken mit kostenlosen Zeitungen und billigen Getränken, die anderen mit Gratis-W-Lan, Nüsschen und modernem Entertainment-System wie im Flugzeug. Vom Münchner Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) aus starten beispielsweise täglich Dutzende Busse in die meisten großen Städte, zum Bodensee oder zum Flughafen Memmingen im Allgäu. Überraschend flott geht die Reise meist auch noch, wie Stiftung Warentest bei Stichproben herausfand. Ein Überblick, was Reisende erwartet und für wen es sich lohnen kann:
Die Anbieter:
Zu Jahresbeginn waren es erst drei, jetzt sind es schon über zehn Anbieter, die täglich die meisten deutschen Großstädte miteinander verbinden, aber auch abgelegenere Ziele ansteuern. Das Netz der deutschen „Greyhounds“ wächst. Wer von Metropolen wie München, Hamburg oder Berlin aus weg will, hat bereits die Qual der Wahl. DeinBus schickt beispielsweise mehrmals täglich Reisebusse nonstop vom München nach Stuttgart, Tübingen, Frankfurt, Regensburg bis nach Prag. Mit MeinFernbus kommen Reisende täglich nach Berlin, Freiburg, Konstanz. Der Anbieter City2City verbindet unter anderem München mit Köln. Die Strecke wird auch von Eurolines, dem Eurobus und der Deutschen Touring befahren. Das Unternehmen Berlin-Linien Bus steuert unter anderem Dresden an mit Stopps in Ingolstadt, Nürnberg, Bayreuth, Hof und Chemnitz. FlixBus ist stark auf der Strecke nach Frankfurt. Bus & Fly verbindet Nürnberg und Bamberg mit dem Flughafen München, Flughafen Frankfurt und dem Allgäu Airport bei Memmingen. Auch Aldi hat seit Mitte des Jahres mehrmals täglich Reisebusse am Start, unter anderem nach Berlin. Seit 1. November bietet der ADAC zusammen mit der Deutschen Post Fernbuslinien an. Die über 60 gelb-schwarzen ADAC Postbusse fahren allein von München aus sechs Mal täglich nach Dortmund über Frankfurt, Bonn, Köln und Düsseldorf.
Die Preise:
Wie beim Buchen von Flugtickets helfen auch bei der Suche nach der günstigsten Fahrt Suchmaschinen im Internet. Zum Beispiel busticket.de, busliniensuche.de oder bussuche24.de. Sie versprechen, unter weit über 550 Angeboten die Linie mit der kürzesten Fahrtdauer und dem besten Preis herauszufiltern. Der Kunde bucht dann direkt online beim Veranstalter. Oder persönlich in Reisebüros, Post- und ADAC-Filialen.
Jetzt vor Weihnachten heißt es besonders frühzeitig planen. Denn: Je früher eine Route gebucht wird, desto größer ist die Chance auf Schnäppchen-Preise. Da kommt die Bahn nicht mit. Das eigene Auto, Mitfahrbörsen oder der Flieger sind allemal teurer. Wie für Zug oder Flugzeug gibt es Sonderkontingente zu Sparpreisen. Je näher der Abfahrtstermin, desto teurer wird es. Beispiel: Wer mit MeinFernbus vom ZOB nach Stuttgart will und schon Wochen vorher online reserviert, wird mit dem Bestpreis von 8 Euro belohnt. Später werden circa 19 Euro fällig, kurz vor Abfahrt 21 Euro, zahlbar beim Fahrer. Auch der ADAC Postbus lockt mit Frühbuchertickets ab 11 Euro, etwa von München nach Stuttgart. Die Route Frankfurt – Dortmund gibt es ab 18 Euro, Köln – Berlin ab 28 Euro. Zum Vergleich: Sparpreise der Bahn rangieren von 29 bis 55 Euro und sind im Advent bereits Mangelware.
Das Angebot:
Alle Anbieter versprechen Reisekomfort und bequeme Sitze. Der Autoclub „Mobil in Deutschland“ hat nachgemessen: Am meisten Beinfreiheit bieten Flixbus (83 Zentimeter Abstand) und City2City (82) gefolgt von DeinBus.de (79), Aldi hingegen nur 72 Zentimeter. Der ADAC verspricht 80 Zentimeter Platz zum Vordermann. Zum Vergleich: Der IC bietet 87 bis 92 Zentimeter Sitzabstand.
Fast alle Fernbusse können mit kostenlosem W-Lan punkten, einige mit Gratis-Zeitungen und Leih-Büchern, manche mit kostenloser Platzreservierung, Studentenrabatt oder Ermäßigung für Schwerbehinderte. Getränke werden fast überall ab 1,50 Euro offeriert, da kommen Bahn oder Autobahnraststätte nicht mit. Nur bei City2City und Deutsche Touring muss man bislang selbst etwas zu trinken mitnehmen. Toiletten sind in allen Bussen an Bord. Der ADAC hat auf manchen Strecken wie Bremen-Berlin behindertengerechte Fahrzeuge im Einsatz.
Handgepäck und Koffer sind immer frei, erst der zweite Koffer kostet meist ein paar Euro Aufpreis. Auch das Fahrrad, die Skier oder die Gitarre dürfen mit auf Tour, oft für 9 bis 10 Euro. Selbst Sperriges wird von einigen Anbietern nach Voranmeldung mitgenommen. Bis 24 Stunden vor Abfahrt lassen sich online gebuchte Tickets in der Regel stornieren.
Die Fahrtzeiten:
Fernbusse sind günstig, brauchen auf den meisten Routen aber etwas länger, bis sie am Ziel sind. Beispiel: Von München bis Frankfurt dauert es mit dem Auto knapp 4 Stunden. Der ICE braucht 3:14, der Fernbus etwa 5:25 Stunden. Bei dichtem Berufsverkehr oder Stau kann es auch länger dauern. Wer mitfährt, sollte es nicht eilig haben oder auf Pünktlichkeit bestehen.
Auf manchen Nebenstrecken sind Fernbusse allerdings überraschend flott am Ziel, wie Stiftung Warentest herausfand. Auf den Routen an die Ost- und Nordsee müssen Fahrgäste nicht umsteigen wie bei der Bahn und kommen so schneller ans Ziel. Das gilt auch für die Fahrt von München nach Friedrichshafen am Bodensee: Mit der Bahn dauert sie 2:35 Minuten bei einmal Umsteigen zum Bestpreis von 29 Euro. Mit MeinFernbus geht es 15 Minuten schneller, auf direktem Weg, inklusive Sitzplatzgarantie für 13 Euro.
Die Zielgruppe:
Wer für kleines Geld deutschlandweit verreisen will und genügend Zeit mitbringt, ist im Fernbus gut aufgehoben. Hauptzielgruppe sind junge Leute, Studenten und Senioren. Für Kinder bis 15 Jahren gibt es meist Sonderpreise, in vielen Bussen können allein reisende Kinder ab sechs Jahren zum Erwachsenentarif „mitgeschickt" werden.
Die Verspätung:
Fernbus-Kunden haben auf Fahrten von mehr als 250 Kilometern Anspruch auf Entschädigung. Verspätet sich der Bus um mehr zwei Stunden, ist er überbucht oder plötzlich ganz gestrichen, muss der Anbieter den vollen Fahrpreis erstatten. Verzögert sich die Abfahrt bei Routen über drei Stunden um 90 Minuten, müssen Imbisse, Erfrischungen und notfalls Unterkünfte gezahlt werden. Nach einem Unfall stehen jedem verletzten Fahrgast mindestens 220.000 Euro Entschädigung zu.

Quelle: eigen

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