Immer der Nase nach

In Grasse in der Provence kann man sein eigenes Parfüm kreieren

Wer seinen Urlaub an der Cote dAzur oder in Monaco plant, sollte unbedingt einen Abstecher ins Hinterland, nach Grasse machen. Die hübsche, mittelalterliche Kleinstadt gilt als Welthauptstadt der Düfte - und wurde weltberühmt durch den Roman "Das Parfüm" von Patrick Süskind. Nur etwa 30 bis 40 Minuten Autofahrt von Cannes oder Nizza entfernt sitzen hier heute noch die besten Parfümeure der Welt. Die Supernasen kreieren im Auftrag großer Modeschöpfer die neusten Parfüms, entwerfen Duftlinien für Luxushotels oder verhelfen Waschmitteln zu angenehmen Gerüchen. Zehn Prozent des Umsatzes der Weltparfümindustrie werden allein in Grasse generiert, vor allem von den drei großen Playern Galimard, Fragonard und Molinard. Das Klima begünstigt in der gesamten Region einen enormen Blütenreichtum. Rosen, Jasmin, Narzissen, Mimosen, Veilchen oder Pomeranzen gedeihen hier im Überfluss. Und wer kennt nicht die berühmten Lavendelfelder der Provence, die im Sommer prächtig blühen?

Parfum-Workshop für Amateur-Supernasen
Unser Tipp für alle Grasse-Besucher: Nehmen Sie sich zwei Stunden Zeit, um die Welt der Wohlgerüche selbst zu erschnuppern und Ihr eigenes Parfüm zu kreieren. Alle drei großen Parfümeure vor Ort bieten solche Workshops an. Es lohnt. Wir waren im Seminar bei Galimard - und schon nach wenigen Minuten vollkommen im Bann. Jeder Seminarteilnehmer hat eine sogenannte Duftorgel vor sich - in drei Regalen stehen dafür 120 braune Fläschchen neben- und übereinandergereiht. Sie sehen erstmal alle gleich aus. Aber ihr Inhalt ist komplett unterschiedlich. In der unteren Reihe stehen 40 Fläschchen mit wichtigen Basisnoten wie Sandelholz, Rinde, Erde, Amber, Moschus, Tonkabohne oder Mandel. Sie bestimmen die Richtung des Dufts, sind am längsten auf der Haut zu riechen.

Und dann gehts auch schon los. Jeder Teilnehmer muss alle 40 Fläschchen nacheinander aufschrauben, dicht unter der Nase schwenken und dann vier Noten auswählen. Soll das Parfüm eher holzig riechen, nach Erde oder doch lieber deutlich nach Moschus? "Spontan wählen, nicht zu viel überlegen", rät Duftexpertin Manon aus Holland, die perfekt deutsch, italienisch, französisch spricht. Dann geht es an die Herznote, die für den Charakter sorgt. Blumiges wie Gardenia, Jasmin, Pfingstrose, Gerüche nach Meer, Ingwer oder Zimt: Wieder müssen 40 Fläschchen durchgeschnuppert werden. Was aus der zweiten Reihe der Duftorgel der Nase am meisten behagt, wird von einem Stäbchen aufgenommen und über die ausgewählte Basisnote gehalten. Jetzt ergibt sich schon ein erstes Zusammenspiel. Auch hier müssen die Top-4-Noten selektiert werden. Wer nichts mehr riecht, muss raus an die frische Luft.

Danach ist die Nase wieder frei. Aufnahmebereit für die letzte Komponente, die flüchtige Kopfnote. In der dritten Duftorgel-Reihe stehen wieder 40 Fläschchen, meist mit viel Zitronigem, Orangenessenzen, Pampelmuse, Pfirsich, Mango, Birne, grünem Tee, Gurke, Kardamom und mehr. Wieder werden Duftstäbchen eingetaucht, über die schon ausgewählten Herz- und Basisnoten gelegt - und was jetzt in der Kombination am angenehmsten riecht, wird zum Mix, aus dem dann das individuelle Parfüm entsteht. Manon legt noch die Gewichtung der gewählten Duftrichtung fest - und fertig ist das selbstkreierte Parfüm. Das Ganze wird von den Chemikerinnen vor Ort gemischt, in einen großen Glasflakon abgefüllt und mit einem schicken Etikett versehen. Jeder darf seinem Selfmade-Duft einen Namen geben. Ob Eau de Maria oder Alfredo No. 1 - alles geht. Die Zusammensetzung des Parfüms wird übrigens noch Jahre später bei Galimard im Computersystem sein, so dass es problemlos von zu Hause aus nachbestellt werden kann. Der Parfüm-Workshop-Spaß kostet 58 Euro, alles inklusive. Kommt noch ein Raumduft dazu, sind 99 Euro fällig. Kinder zahlen 49 Euro.

Das Parfüm-Museum von Grasse
Wer jetzt noch mehr über die Welt der Düfte, ihre Geschichte und die professionelle Parfümherstellung in Grasse wissen will, sollte noch einen Abstecher ins Internationale Parfümmuseum am Rand der Altstadt machen. Hier erfährt man, dass für ein Kilogramm Rosenkonzentrat 800 Kilo Blüten nötig sind - und wie viel Arbeit es schon immer gemacht hat, die 28 Parfümpflanzen in der Region um Grasse anzubauen, zu ernten, die Duftstoffe zu extrahieren und weiterzuverarbeiten. Dass es nur 1.000 Parfümeure weltweit gibt - und der Beruf eine zehnjährige Ausbildungszeit braucht. Dass ägyptische Priester die ersten waren, die Düfte erfanden - per fumo, durch den Rauch. Als Mittel, um schlechte Gerüche zu vertreiben. Dass auch das Design der modernen Flakons seit Coco Chanel eine spannende, ganz eigene Geschichte hat. Die schönsten, verrücktesten Flakons berühmter Markendüfte sind in Grasse ausgestellt, ein Eldorado für alle Parfümliebhaber.

Duften unterm Regenschirm
Im Sommer wird selbst die Altstadt von Grasse ewig im Duftgedächtnis bleiben. Die Hauptgasse, die Rue Jean Ossola, wird dann dezent beduftet. An heißen Tagen rieselt über Drähte ein sanfter Sprühnebel auf die Fußgänger nieder. Kaum zu spüren, aber gut zu riechen. Und auch das prägt das Stadtbild: Über vielen Gassen sind in der Hochsaison pinke Schirme gespannt. Das Fotomotiv ist weltberühmt. Selbst Menschen, die noch nie da waren, wissen: Das muss Grasse sein.

Zu Grasse unter: https://www.paysdegrassetourisme.fr/de
Mehr zur touristischen Seite allgemein unter: https://provence-alpes-cotedazur.com
Golfplätze on der Nähe:
Saint Donat https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=golf&pID=3671
Grand Bastide https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=golf&pID=3676
Terre Blanche https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=golf&pID=3662

Quelle: eigen

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