Mit dem Fahrrad übers Meer

Mobiles Inselhüpfen in Süd-Dalmatien
Für Veganer, Langschläfer und Flachlandtiroler ist das nichts, Fleischfresser, Frühaufsteher und Bergflöhe dagegen haben richtig Spaß- beim Inselhüpfen mit Rad und Schiff in Süddalmatien. Wobei das Radl den Rückenwind schon eingebaut haben sollte: auf den Inseln Solta,Brac,Vis,Korcula und Hvar ragen nämlich Berge mit derart langen Anstiegen und schweißtreibenden Wänden vom Meer ins Himmelblau, daß man als „Bio-Biker“ entweder extrem gut trainiert und hitzefest sein sollte oder die eigene Nachlässigkeit bereut, sich nicht umfassend über die Topographie des Urlaubsziels informiert zu haben.
Ich schiebe mir also ein fabrikneues solides Pedelec aus ungarischer(!)Produktion unter den Hintern und trete im Hafen der Insel Solta unweit des populären kroatischen Touristen-Hotspots Trogir in die Pedale.Wie immer beim Inselhüpfen geht’s sofort steil bergauf- von null auf hundert gewissermaßen. Der Bosch-Motor surrt gequält, arbeitet aber zügig und zuverlässig. Die Sträßchen sind in sehr gutem Zustand(EU-Zuschüsse!) und meistens kaum befahren. Links und rechts blühen Ginster, Mohn und Lavendel, der Duft berauscht die Sinne, von Ferne rauscht das Meer. Zikaden zirpen,Vögel zwitschern, die dalmatinische Sonne ist stark und heiß.

Radlfrühling mit Riva Tours
Wir sind in der Gruppe unterwegs, mit dem „BR-Radlfrühling“, organisiert vom Spezialisten „Riva-Tours“ aus München. Der schickt seit gut 20 Jahren Dutzende von Motorseglern durch die Adria.An Bord bis zu 35 Gäste, ihre Fahrräder und eine rustikal zu nennende Küche. Matrosen und Tour-Guides brauchen starke Muskeln, das Be-und Entladen der Räder ist anstrengend. Helfer willkommen.
Die kleinen Schiffe machen vormittags in pittoresken Häfen fest, von denen aus die Touren bis auf eine Höhe von 800 Metern (auf Brac!) führen. Für Muskelfahrer eine Grenz-Erfahrung,für Ebiker eine Fahr-taktische Herausforderung. Welchen Anstieg schaffe ich noch mit Stufe „Eco“, wie oft darf ich auf „Tour,Sport oder gar Turbo“ drücken ? Man muß ökonomisch fahren, mit einem 400-Watt-Akku wird’s bei den vielen Steigungen auf der 57 km langen Tagesetappe eng. Der Veranstalter schickt zwar einen exzellenten Mechaniker mit, alles kann der im Nirgendwo der blühenden Macchia aber auch nicht immer richten. An Wasser und Verpflegung, Sonnenschutz und Wechselklamotten muss jeder sowieso selbst denken.

Täglich neue Herausforderungen
Jeden Tag ein anderer Hafen als Ziel,mit einladenden Cafes und Tavernen („Konoba“ auf Kroatisch) und natürlich der heißen Dusche in der eigenen zweckmäßigen Schiffskabine!
Ich bin von Stomorska(Yachtie-Spot auf Solta) rüber nach Brac geschippert,mit dem höchsten Berg des Archipels und dem berühmtesten Badestrand Kroatiens,“zlatni rat“ bei Bol. Das“Goldene Horn“ besteht aus feinstem Sand- dementsprechend teuer und überlaufen ist der Hafen.Hohe Preise werden auch in Korcula verlangt, das  gerade von US-Touristen und Japanern „entdeckt“ wird. Generell hat die Einführung des Euro mit Beginn des Jahres 2023 dem Preisniveau in Kroatien nicht gut getan: vieles ist viel teurer geworden. Nur der Liter Diesel ist mit staatlich festgesetzten 1 Euro 24 europaweit unschlagbar günstig.

Vis und eine Olivenöl verkaufende Schlagerlegende
Deutlich günstiger als auf den „In-Inseln“ Hvar und Korcula ist es auf Vis, der Insel weit draußen im Meer. Früher Militärsperrgebiet, heute Ziel für junge Taucher, Kanuten und Lebenskünstler. Auf Hvar sind wir vom verschlafenen Sucuraj durch den einsamen Inselosten geradelt, durch duftende Pinien-und Zypressenhaine, auf einer wellenförmig verlaufenden Straße, die den Akkus ganz schön den Saft entzieht! Mitten in der Pampa, in einem Sammelsurium aus Olivenöl-Tanks,landwirtschaftlichen Geräten, Pokalen und Urkunden erwartet uns Ivo Lucic. Eine jugoslawische Schlagerlegende, 1971 Gewinner der Goldenen Lyra von Sarajewo.Der heute 75jährige „kompozitor“ verkauft Ölivenöl frisch vom Baum.


Fleisch ist Trumpf
Inselhüpfen mit Fahrrad und Motorsegler.Wummernder Schiffsdiesel oder dröhnende Kirchenglocken wecken die Kreuzfahrer im Morgengrauen, die legendäre „Balkanplatte“ des Schiffskochs löst den größten Jubel der energiehungrigen Radtouristen aus. Von wegen vegan ist Trend… Cevapici is favourite!

Man sollte einigermaßen trainiert sein für diese Art des aktiven Urlaubs, in dem man ein wunderschönes Land auf besonders abwechslungsreiche und intensive Weise er-fährt. Beste Monate: Mai und Oktober. Der Trip im Herbst, der für 795 Euro bei den BR-Reisen angeboten wird, ist leider für dieses Jahr schon ausgebucht. Ausgangshafen ist dabei immer Trogir bei Split, erreichbar durch zahlreiche Flugverbindungen ab deutschen Städten oder per Auto (865 Km ab München) nach tagelanger Fahrt mit erheblichen Mautkosten.

Infos unter https://www.brreisen.de  und https://www.idriva.de

Quelle: Eigen

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