Mobile Telefongebühren ändern sich eu-weit

Handy-Kostenfallen im Urlaub umschiffen
Urlaubsgrüße vom Handy sind deutlich erschwinglicher als früher. Wer jetzt an Pfingsten innerhalb der Europäischen Union verreist, etwa nach Spanien oder Italien, wird für ein kurzes Fünf-Minuten-Gespräch vom Pool aus mit den Lieben daheim mit gut zwei Euro zur Kasse gebeten. Pünktlich zur Hauptreisezeit ab 1. Juli sinken die Preise noch ein bisschen weiter, zumindest in den 27 EU-Mitgliedstaaten. Aber Vorsicht: Trotz vieler Verbesserungen lauern weiterhin ärgerliche Kostenfallen auf Urlauber im Ausland, wie Thomas Grund, Telekommunikationsexperte von Stiftung Warentest, warnt. Denn: Die günstigen EU-Tarife gibt es nicht für alle Handy-Nutzer automatisch. Speziell Vertragskunden werden ohne es zu merken meist stärker zur Kasse gebeten als eigentlich nötig. Empfindlich teuer kann es außerhalb der EU, beispielsweise bei Reisen in die Schweiz, die Türkei oder nach Ägypten, werden, vor allem fürs Internet-Surfen. Wer sich nicht schon vor der Abreise über Tarife und Fallstricke informiert, sitzt am Ende dann doch auf einer dicken Rechnung.
Was kosten die EU-Tarife?
Innerhalb der EU gibt es Preisobergrenzen Ein Telefonat darf maximal 34 Cent pro Minute (inklusive Mehrwertsteuer) kosten. Für eingehende Anrufe werden höchstens 9 Cent fällig. Wer EU-weit simst, also eine Kurznachricht verschickt, soll maximal 10 Cent dafür zahlen. Der Empfang ist kostenfrei. Wer ab 1. Juli in einem EU-Land Ferien macht, hat es noch besser: Er zahlt dann für ein Telefonat höchstens noch 28 Cent pro Minute, für eingehende Gespräche 8 Cent und pro SMS 9 Cent. "Klingt günstig, geht bei Dauerquasseln aber auch ins Geld", betont Grund. Sein Spartipp: Sich im Urlaub anrufen lassen oder Simsen kommt am günstigsten. Nicht vergessen: Flatrates und Discount-Gebühren gelten nur daheim, nirgendwo sonst.
Wer muss auf der Hut sein?
Wer eine Guthabenkarte von Discountern wie Aldi-Talk, simyo oder simply hat, bekomme in der Regel automatisch den EU-Tarif eingebucht, sagt Rafaela Möhl vom Online-Rageber Teltarif. Vertragskunden sollten dagegen auf der Hut sein. Sie zahlen im EU-Ausland oft mehr als sie eigentlich müssten. Der Grund: Die deutschen Netzbetreiber Telekom, Vodafone, E-Plus und O2 bieten neben dem EU-Preismodell eigene, teurere Auslandstarife an, in denen ihre Kunden auf Reisen ungefragt landen können. Das ist zwar nicht kundenfreundlich, aber erlaubt. Nur wer noch vor Abreise bei seinem Anbieter den EU-Tarif verlangt, kann sicher sein, dass er wirklich von den Preisobergrenzen profitiert, Aufgepasst: Das Euro-Modell heißt bei der Telekom nicht einfach EU-Tarif, sondern „T-Mobile weltweit“. Vodafone nennt es „Vodafone World“. E-Plus/Base-Kunden müssen nach dem Tarif „International“ verlangen und bei O2 nach „O2 Weltzonen“.
Wann rechnet sich das Nachhaken?
Der günstige EU-Tarif lohnt sich immer für EU-weite Gespräche bis etwa sieben Minuten Dauer. Also für Urlauber, die kurz zu Hause Bescheid geben wollen. Abgerechnet wird sekundengenau, nur die ersten 30 Sekunden zählen pauschal. Die übrigen EU-Optionen sind für Wenigtelefonierer meist teurer. Jede Verbindung kostet einmalig 75 Cent, jede Minute 29 bis 30 Cent. „Die Minute ist damit zwar billiger als im EU-Tarif, der Kostentreiber ist aber die Verbindungsgebühr“, warnt Möhl. Außerdem wird jede angebrochene Minute voll berechnet.

Was ist mit den Kosten außerhalb der EU?
Überall in der Welt ist Telefonieren und Simsen empfindlich teurer als EU-weit. Aus der Türkei daheim anrufen kostet mit einem Vertragshandy bis zu 1,63 Euro pro Minute, aus den USA oder Kanada 1,69, von Ägypten aus sogar happige 2,99. Auch die Schweiz gehört nicht zur EU, Telefonieren zu einem deutschen Festnetz kann bis zu 1,49 Euro pro Minute kosten. Achtung: Auch eingehende Anrufe schlagen zu Buche. Für den Türkei-Urlauber beispielsweise mit bis zu 69 Cent pro Minute, für den Ägypten-Touristen mit stolzen 1,79 Euro. USA-Urlauber zahlen fürs Angerufen-Werden 71 Cent pro Minute, Schweiz-Reisende bis zu 69 Cent.

Was kostet Internet-Surfen?
Beim Abrufen von e-mails, Bildern oder beim Surfen im EU-Ausland dürfen pro MB maximal 83 Cent in Rechnung gestellt werden. Ab 1. Juli sinkt die Preisobergrenze dann auf 53 Cent ab. Das sei zwar eine deutliche Entlastung, aber nach wie vor teuer, gibt Möhl zu bedenken. Vorsicht: So richtig ins Geld geht der Datenabruf außerhalb der EU. Kurz mal die e-mails oder neuste Fußballergebnisse abrufen kann etwa in Tunesien saftige 19 Euro pro übertragenem Megabyte (MB) kosten. In der Türkei, Kanada oder den USA werden 9,80 pro MB verlangt, in Ägypten bis zu 15,80 Euro. Wer weiß, dass er im Urlaub häufig im Internet ist, sollte vor der Abreise bei seinem Anbieter spezielle Datenpakete kaufen, rät Möhl. Tages- oder Wochenpauschalen sind für rund zwei Euro pro Tag und etwa
fünf Euro pro Woche zu haben, für die EU-Länder deutlich günstiger.

Welchen Fallstrick gibt es noch?
Ein automatischer Kostendeckel schützt Mobilfunkkunden weltweit vor horrenden Rechnungen. Nähert sich ein Reisender beim Internet-Surfen der Obergrenze von 59,50 Euro im Monat, muss sein Anbieter ihn warnen. Notfalls wird die Verbindung getrennt und darf erst auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden wieder freigeschaltet werden. Aber auch diesen Gebührenschutz gebe es nicht in jedem Land automatisch, warnt Möhl. Reisende sollten vor der Abfahrt bei ihrem Anbieter nachfragen, ob er tatsächlich an seinem Urlaubsort abgesichert sei.

Quelle: eigen

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