Kommt ein Vogel geflogen…

Erheiternde Betrachtungen eines Vielreisenden zum Thema Fliegen

„Der Weg ist das Ziel“, sagte Konfuzius. Das konnte er wohl nur deshalb behaupten, weil er offenbar meistens allein unterwegs oder mit ganz anders gearteten Zeitgenossen umgeben war. Nun gut, er musste niemals den Weg mit einem Flugzeug oder der Bahn zurücklegen. Und das Hotelwesen war zu seiner Zeit vermutlich auch noch nicht so ausgeprägt. Für Flugreisen – egal ob Kurz- oder Langstrecke – gilt genauso wie für andere Reisearten, möglichst schnell ankommen ist der eigentliche Sinn und Zweck der Fortbewegung. Beim lockeren Joggen oder in der Langlaufloipe ist das zugestandermaßen umgekehrt.

Unser Autor Hein Vogel ist auf seinen Reisen stets mit seinem Freund Murphy unterwegs. Sie wissen ja, seiner These nach passiert das, was theoretisch möglich ist, auch in der Praxis immer wieder einmal. „Murphys Law“ nennt das der Volksmund und dieser Gesetzmäßigkeit ist er in vielfältiger Weise begegnet:

Vor dem Flug
Komisch, kein Flug geht eigentlich richtig pünktlich ab, vor allem dann nicht, wenn ich ausnahmsweise mit richtig viel Zeit am Flughafen ankomme. Pünktlich sind sie aber genau dann, wenn ich in letzter Minute angehetzt komme. Genauso beim Umsteigen: Wird dann die Zeit richtig knapp, ist es niemals das nächstgelegene Gate sondern natürlich das am weitesten entfernte – und der Flieger steht selbstverständlich auf einer abgelegenen Vorfeldposition und der Zubringerbus fährt enervierend langsam.
Eigentlich müsste ich gar nicht auf der Anzeige nachsehen, an welchem Schalter ich einchecken muss; es ist derjenige mit der längsten Schlange. Und auch über meine späteren Sitznachbarn muss ich mir keine großen Gedanken machen – es sind diejenigen, die besonders groß und korpulent sind. Natürlich bekommen sie auch den Fenster- und den Gangsitz.

Es ist ja total praktisch, dass immer mehr Reisende sich ihre Bordkarte auf das Smartphone laden können – und von dieser Möglichkeit auch Gebrauch machen. Unklar ist nur, warum sie diese erst unmittelbar in dem Moment an zu suchen fangen, wenn sie vorn in der Warteschlange angekommen sind und nun an der Reihe sind, den QR-Code auf das Lesegerät zu legen. Natürlich findet sich die entsprechende Seite in der jetzt aufkommenden Hektik auf dem Smartphone nicht auf Anhieb. Im schlechtesten Fall für die dahinter Wartenden hat sich der elektronische Helfer zwischenzeitlich abgeschaltet und muss erst mühsam neu gestartet werden. Eigentlich hätten die umständlichen Zeitgenossen ja vorher genügend Zeit gehabt, die elektronische Bordkarte ja schon mal aufzurufen. (Ähnliche Beobachtungen lassen sich auch beim elektronischen Bezahlvorgang an der Supermarkt- oder an der Kinokasse machen). Auch Zeitschriften, Kopfhörer und Tablets lassen sich mühelos schon beim Warten vor der Flugzeugtür auspacken – und nicht erst dann, wenn man seinen Platz an Bord gefunden, die Sitznachbarn noch einmal zum Aufstehen veranlasst hat und diese dann freundlich darauf warten, sich selbst wieder hinsetzen zu können.

An Bord
Wie schön, dass es sich meine Sitznachbarn schon so richtig schön bequem gemacht haben. Wer konnte schon damit rechnen, dass da vielleicht noch jemand auf dem Mittelplatz gebucht ist. Mir tut es ja auch leid, dass sie nun die Jacken und Zeitungen wegräumen müssen. Mein Handgepäck stelle ich in den Fußraum, denn der Platz in den Gepäckfächern
wurde bereits von anderen Reisenden „mit kleinem Handgepäck“ großzügig genutzt. Macht ja nichts, dass mir jetzt etwas Platz zum Ausstrecken meiner Füße fehlt. Es scheint eine bestimmte Logik zu sein: Je geringer der Sitzabstand umso mehr Handgepäck wird mitgenommen. Komisch auch, dass ausgerechnet die Gäste am Fensterplatz auch auf der Kurzstrecke dringend auf die Toilette müssen. Und warum lässt sich ausgerechnet über meinem Sitz die Frischluftdüse mit der sibirischen Kaltluft nicht regulieren

Kinder an Bord
Natürlich treffe ich an Bord auch die Kinder wieder, die im Warteraum so nett und vor allem lautstark Fangen gespielt haben. Sie sitzen entweder hinter mir und probieren gern und häufig das Ausklappen des Tischchens aus oder stemmen schon mal gern ihre kleinen Beinchen in meinen Sitz. Das kann natürlich nicht passieren, wenn sie vor mir sitzen. Aber dafür taucht dann schon bald das Köpfchen über den Vordersitz auf und kleine Äuglein starren mich an oder schneiden Grimassen. Wichtigste Überlebensregel: Keinen Kontakt aufnehmen, dann regelt sich das Generve hoffentlich von selbst. (Augenklappe, Zeitung, Bordverkaufsmagazin, Ohrhörer usw.)
Und wie erfolgsorientiert ist es, dass die Mutter im Mittelsitz ihrer kleinen Tochter auf dem Fensterplatz die Funktion der Sonnenblende so aufschlussreich erklärt hat. Das wird dann während des Fluges gefühlte tausend Mal ausprobiert.
Jetzt hat ein norwegisches Start-Up-Unternehmen namens Viking International ernsthaft vor, eine getrennte Familien- und Seniorenklasse an Bord ihrer zwei Jumbos B 747-400 anzubieten. Intern soll diese Klasse mit der Bezeichnung „Old Grumpy Class“, also sinngemäß „Griesgram-Klasse“ gekennzeichnet werden. Bin ich da wirklich gemeint? Nun ja, viel helfen wird es ohnehin nicht. Denn die beiden Jumbos sollen von Oslo auch in Richtung Miami und Bangkok eingesetzt werden. Schau´n wir mal.

Noch ´ne Logik: Je heftiger die Turbulenzen, desto heißer der Kaffee und umso flüssiger der Tomatensaft.

Der leidige Krieg um die Armlehne – ein Dauerbrenner
Für manche Flugreisende beginnen die schönsten Wochen des Jahres leider bereits auf der Anreise mit einem kleinen Zwist. Grund ist der traditionelle ‚Krieg um die Lehne’ und damit die Frage, wem bei klassischer Sitzkonfiguration in Dreier-Reihen die Armlehnen zustehen: Exklusiv dem Passagier auf dem Mittelsitz oder gleichermaßen auch den Fluggästen an Gang und Fenster? Vor Beginn der Sommerferien erklärt LOT Polish Airlines die wohl meistdiskutierte Benimm-Frage an Bord.

Das es allgemeine Gepflogenheit ist, dem Fluggast in der Mitte beide Armlehnen zu überlassen, da die beiden anderen Passagiere entweder zum Fenster oder Richtung Gang hin Spielraum beim Platz haben, scheint sich noch nicht richtig herumgesprochen zu haben. In vielen Fällen einigen sich Reisende jedoch einvernehmlich darauf, die Armlehne zu teilen, so dass beispielsweise ein Passagier die Vorder- und ein Fluggast die hintere Hälfte nutzt. Erlaubt ist die Nutzung der Armlehnen für Gang- und Fensterplatzinhaber auch dann, wenn der Fluggast auf dem unpopulären Mittelplatz - beispielsweise im Schlaf - von der Lehne keinen Gebrauch macht.

Nach dem Flug
Es kommt einem Sechser im Lotto gleich, wenn mein Koffer tatsächlich mal unter den ersten zehn auf dem Rollband ankommt. In der Regel habe ich viel Zeit, um mir die Werbung in der Ankunftshalle anzuschauen, meine Kontaktliste auf dem Handy neu zu sortieren oder schnell noch die letzten Seiten im E-Book zu Ende zu lesen, ehe mein Koffer dann zu erscheinen beliebt. Es überrascht nicht, dass der Gepäckwagen ein „Eier-Rad“ hat und die Taxis inzwischen alle abgefahren sind, weil ich ja heute ausnahmsweise nicht abgeholt werde. Das nächste, für mich bestimmte scheint noch im Stau auf dem Flughafenzubringer zu stehen.

Quelle: eigen

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