Queen Mary 2 und meine Wenigkeit

Tagebuch einer Atlantik- Überquerung mit dem letzten Linien-Passagierschiff der Welt

Tag 1: Einschiffen an Pier 12 in Brooklyn. Flott sieht sie aus, die gute alte Mary 2, das letzte Linien-Passagierschiff, das New York , Southampton und Hamburg verbindet. Und ein wenig kleiner als ich mir den Luxusliner so vorgestellt hatte. Etwa 10 Kreuzfahrten habe ich schon erlebt, von Karibik, Vietnam über Japan und Alaska. Alle auf amerikanischen Schiffen. Das ist mein erstes Erlebnis mit der britischen Cunard–Line, die inzwischen aber auch zum US–Konzern Carnival gehört. Anyway, hier wird die britische upper stiff lip hochgehalten.

10 Tage lang schippern wir jetzt über den Atlantik. Fast 10 Tage nur Meer, Wind und Wellen. Klingt erstmal nicht so aufregend. Was macht man nur die ganze Zeit? Ich bin gespannt auf das Abenteuer in Sachen Langsamkeit des Seins. Die Mary 2 ist überraschend gut gebucht (bis zu 2.600 Passagiere finden hier Platz) – und ich bin mit von der Partie. Einziger Stop ist Southampton, England. Ziel ist Hamburg. Am 6.8. sind wir dort. Hopefully.

Etikette und Kleiderordnung
Was gab es von Cunard aus im Vorfeld nicht schon für Hinweise per Mail in Sachen Etikette an Bord, Tea Time um 5 und Kleiderordnung für Ladies und Gents. Jeder Gast soll bitteschön seine hübscheste Garderobe mitbringen. In Badeschlappen, kragenlosen Shirts und Shorts zum Dinner? No way. Der königliche Schiffsname soll hier Programm sein. Also hab auch ich meine schicksten Fummel eingepackt. Frau will ja nicht abstinken, wenn andere Damen mit Schrankkoffern voller Roben anreisen.

Und tatsächlich: Schon beim Einchecken sehe ich reihenweise gediegene Gäste mit Riesenkoffern. Viele in fortgeschrittenem Alter, ältere Herren bereits im Sakko ( und das bei 30 Grad), ganz viele mit Strohhut, die Ladies in hübschen Sommerkleidern. So viel Stil muss sein. Obwohl: warum man bei einer windigen Atlantik–Überfahrt einen Sonnenhut braucht, ist mir ein Rätsel. An Deck dürfte es eher ungemütlich kalt sein. Genau wie innen drin. Leider ist auch good old Mary wie alle Schiffe auf recht eisige Temperaturen runtergekühlt, hält wohl frisch. Den vielen Briten und Amis an Bord scheint das wenig auszumachen. Dem deutschen Publikum, das angeblich stark vertreten ist, sehr wohl, was ich auf den Gängen so höre. Damen in dünnen Kleidchen frieren. Wolljäckchen required. Ich verstehe bis heute nicht, warum die Klimaanlagen auf Schiffen immer auf Hochtouren laufen müssen. Anyway.

Waving Goodbye to New York
Zum grandiosen Erlebnis wird das Auslaufen aus dem Hafen von Brooklyn. Besser geht’s kaum: Bei strahlendem Sonnenschein legt das Schiff ab, zieht vorbei an der wunderschönen Freiheitsstatue, die spektakuläre Skyline von Manhattan wird immer kleiner, die Band auf Deck 7 spielt New York, New York, die Passagiere stehen mit Drink in der Hand an den Relings und winken der verrückten Stadt, die niemals schläft, ein letztes Mal zu. Fast so kitschig wie in Filmen. Aber es ist echt. Und ziemlich toll. Unvergesslich. Jetzt kann die Seereise losgehen.
Der zweite Teil unter https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=tipps&pID=4163

Quelle: Eigen

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