Queen Mary 2 und meine Wenigkeit

Tagebuch einer Atlantik- Überquerung mit dem letzten Linien-Passagierschiff der Welt, Tag 3

Heute Morgen ist es total neblig. So foggy, ich kann vom Balkon aus nicht einmal das Meer sehen. Kalt ist es auch, zum ersten Mal seit Ablegen in New York. Und zack, sofort kommen sie hoch, die berühmten Filmsequenzen der sinkenden Titanic. Wenn Leonardo di Caprio im eiskalten Atlantik treibt, sich dem Erfrieren nah an ein Brett klammert, dichter Nebel um ihn herum. Schaurig. Schrecklich. Verrückterweise ist die Mary 2 heute Morgen tatsächlich gerade auf Kurs zu der Stelle im Atlantik, wo die Titanic am 12. April 1912 unterging. Das zeigt das Bordsystem im TV an, das uns jeden Tag die aktuelle Schiffsroute aufmalt.

Gottseidank ist die 2003 gebaute Mary 2 mega-stabil konstruiert, wie ich wenig später in einem deutschen Vortrag über moderne Luxusliner im Auditorium an Bord höre. Demnach ist die Cunard-Flotte sogar viel resistenter gegen raue See als die meisten anderen Ozeanriesen. Puh, gut zu wissen. Der Liner Mary 2 kann bis zu 40 Meter hohe Wellen brechen und locker parieren, andere Kreuzfahrtschiffe packen das nur bis zu 9 Metern Höhe. Und geraten bei Seegang deshalb viel eher ins Schwanken. Stimmt, unser Schiff liegt bislang wie ein Brett auf dem Atlantik. Null Wackler. Großartig. Ich bin trotzdem froh, wenn wir an der Unglücksstelle mit dem Titanic-Wrack endgültig vorbeigeschippert sind.

Ich hab jetzt endlich auch meine beiden Lieblingsplätze an Bord gefunden: einmal die Commodore-Clublounge hoch oben auf Deck 9. Mit viel Glas und freiem Blick aufs Meer in Fahrtrichtung. Ein perfekter Platz zum Lesen, Chillen, an einer Tasse Tee oder einem Whisky Sour zu nippen. Die Barcrew ist übrigens spitze, an allen Bars auf Mary 2. Ich habe seit Jahren keinen so guten Whiskey Sour mehr serviert gekriegt wie hier an Bord. Stilecht, mit Eggwhite. Chapeau. Der zweite Lieblingsplatz liegt am Heck des Schiffs. Auf den komfortablen Liegen auf Deck 7, windgeschützt am Outdoor-Pool. Sobald sich der Nebel wieder verzogen hat, werd ich mich dort wieder installieren, aufs Meer schauen und die Welt an mir vorbeiziehen lassen.

Das kann ich nämlich inzwischen richtig gut: das dolce Far Niente genießen, den entspannten Müßiggang ins Leben lassen und das auch noch richtig prima finden. Für eine Frau mit Carpe-Diem-Anspruch ist das ein Riesenschritt. To be honest: von meinen drei Büchern habe ich gerade mal ein paar Seiten geschafft. Dafür nette Menschen aus aller Welt getroffen. Und gut gegessen. Und wieder gut gegessen.
Tag 4 unter https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=tipps&pID=4166

Den ersten Teil gibt es unter https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=tipps&pID=4162

Quelle: Eigen

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