Queen Mary 2 und meine Wenigkeit

Tagebuch einer Atlantik- Überquerung mit dem letzten Linien-Passagierschiff der Welt, Tag 5


Kaum zu glauben. Es ist schon Halbzeit. Die dicke Nebelsuppe hat sich endlich aufgelöst, die Sonne brennt - und sofort werfen (vor allem) britische Passagiere ihre Kleidung ab, um so viel Wärme wie möglich zu tanken. Wie auf Knopfdruck. Schräg. Wer so viel Regen hat, ist wohl unweigerlich sonnenhungrig.

Fünf Tage sind schon vorbei. Und ich habe immer noch nicht alles gesehen an Bord. Die Bibliothek kenn’ ich noch nicht. Ich war erst in 7 der 14 Bars, Clubs und Lounges und noch längst nicht in jedem der 11 Restaurants des Schiffs. Den Zeitvertreib mit Shuffle-Board spielen hab’ ich heute erst auf Deck 12 entdeckt, auch das Golf-Trainingstool nebendran ist noch Terra incognita.

Und, Überraschung: Es sind jede Menge Hunde bei der Atlantiküberfahrt mit dabei, große wie kleine. Ja, Hunde. Unbelievable. Sie sind in Käfigen auf Deck 12 untergebracht. Die Frauchen und Herrchen dürfen mit ihren Lieblingen nur dort Gassi gehen - und das auch nur dann, wenn die Vierbeiner Leibchen tragen mit aufgesticktem Cunard-Logo. Zum Beinchen heben ist sogar extra ein roter Hydrant installiert. So viel Stil muss sein. Sehr cool. Auch das bringen nur die Brits.

Wir sind jetzt übrigens nur noch 800 Seemeilen von der Südspitze Grönlands entfernt, und schippern damit nördlicher als ursprünglich geplant. Die Mary 2 hat gestern kurzfristig ihren Kurs geändert wegen eines medizinischen Notfalls. Einem Passagier ging es so schlecht, dass der Käpt’n sich zu Rückfahrt an die kanadische Küste entschloss, damit der Patient dort ins Hospital kann. Den humanitären Umweg von vielen Seemeilen hat das Schiff dann binnen weniger Stunden locker wieder reingeholt.

Die gute Mary 2 kann nämlich Speed geben wie kein Kreuzfahrtschiff es kann. Was die Passagiere freut: Sie kann dadurch lokalen Unwettern und turbulentem Seegang mal eben aus dem Weg fahren - wenn möglich. Auf 30 Knoten in der Spitze kann das Cunard-Flaggschiff mühelos beschleunigen (normalerweise fahren wir mit 18 bis 20 Knoten dahin, das entspricht einer Geschwindigkeit von circa 40 Stundenkilometern und damit einer Strecke von knapp 900 Kilometern am Tag). So schnell ist kein Kreuzfahrtschiff der Welt, auch die modernsten nicht. Und hier sind wir beim fundamentalen, technischen Unterschied zwischen schlanken Linern und den breiteren Luxus-Schiffen anderer Reedereien: Letztere sind reine Vergnügungsdampfer, sie halten der rauen See bei weitem nicht so stand wie die als Linienschiffe konzipierten Cunard-Queens. Und sind viel langsamer. Deshalb queren eine Aida, eine Celebrity oder Costa auch nicht regelmäßig den rauen Nordatlantik, sondern fahren eher in geschützteren Gewässern. Interessant. Wieder was gelernt aus dem super Vortrag des Historikers Ivo Mechtel an Bord über die Entstehung des Phänomens schwimmender Luxushotels.

Ich hatte ja schwer befürchtet, dass sich die Atlantiküberquerung ohne Hafenstopps zieht wie ein Kaugummi. Aber nix da. Das Gepampert-Werden auf der Mary 2 hat mich voll gepackt. Ich fühle mich ein wenig so, wie es den wohlhabenden Passagieren zu Beginn des letzten Jahrhunderts auf den damals noch weit prunkvolleren Ozeanlinern ergangen sein mag. Aus den einstigen Linienschiffen, mit denen auch Millionen Immigranten in die USA kamen, entstand erst die Idee der heutigen touristischen Kreuzfahrten.

Weiter geht’s mit Tag 6 unter https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=tipps&pID=4169
Den ersten Teil gibt es unter https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=tipps&pID=4162
Morgen mehr….

Quelle: Eigen

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