Queen Mary 2 und meine Wenigkeit

Tagebuch einer Atlantik- Überquerung mit dem letzten Linien-Passagierschiff der Welt, Tag 6

So schön der gestrige Tag war, so greißlich ist das Wetter heute auf dem Atlantik. Die Nebelsuppe ist zurück. Die Wellen schlagen hoch. Wir überqueren den Mittelatlantischen Rücken, so viel zur Position - wo immer das auch sein mag, irgendwo in all dem 3.500 Meter tiefen Wasser zwischen der neuen und alten Welt. Der Rücken muss jedenfalls ein ganz schöner Buckel sein. Die Gischt spritzt sehr hoch. Mary 2 liegt nicht mehr ganz wie ein Brett im Wasser. Oh no, seit heute Früh schwankt sie. Nicht viel, aber spürbar. Noch schaffen es die meisten Passagiere, geschickt das Gleichgewicht zu halten. Noch spüre ich das Auf und Ab nur als flaues Gefühl im Magen. Aber zum ersten Mal beschleicht mich eine Ahnung, wie ungemütlich es bei noch mehr Windstärke werden kann.

Und ich frag mich, ob jetzt eigentlich der Appetit der Passagiere nachlässt. Ob so ein Schwanke-Tag die Lust an Sahnetörtchen, Filet Wellington, Pies oder Fish and Chips spürbar dämpft? Wenn ich selbst in meinen empfindlichen Magen reinhöre, vermute ich mal: Ja. Nicht jeder wird heute zum Dinner im Hauptrestaurant mit Genuss die üblichen 4-5 Gänge verputzen.

Was normalerweise so alles auf der Überfahrt in die Mägen der Gäste an Bord wandert, ist erstaunlich. Man sagt ja immer, gut essen sei der Sex des Alters. Danach sind hier an Bord ganz viele Passagiere sexuell mächtig aktiv. Von wegen Seniorenteller. Ob am Büffet oder im Britannia-Hauptrestaurant auf 4 Ebenen: Schon morgens wird gern geschlemmt, was das Zeug hält. Holymoly. Wann kriegt man zu Hause schon mal ein fantastisches, pochiertes Egg Benedict mit krossem Speck auf Toast mit Sauce Hollandaise serviert, gefolgt vom Lachsbagel, Danish und frischem Obst? Zum Lunch einen dicken Burger, Pasta mit Wodka-Sahne-Shrimps oder Boef Stroganoff. Zur Teatime leckere Canapees und Lime-Pie, danach Happy Hour mit Nüsschen. Und abends dann der Höhepunkt in mehreren Gängen. Manchmal frag ich mich, was die fleißigen Servicekräfte aus Bali oder den Philippinen wohl über uns Gäste denken….

Es sich gut gehen lassen bis der Arzt kommt hat aber Tradition auf den schwimmenden Hotels. Schon auf den ersten Luxuslinern Ende des 19. Jahrhunderts wurde ordentlich geschlemmt. Aber nur 2, 3 Tage lang. Dann waren die frischen Vorräte aus. Auf die anfangs noch mitgeführten Kühe und Hühner war auch kein Verlass. Die wurden schnell seekrank. Die Gäste mussten sich dann für den Rest der Reise mit Gepökeltem und Getrocknetem begnügen. Ging auch.

Hauptsache, der Schampus ging nicht aus. Damals wurde die angelsächsische Cocktail-Stunde erfunden. Das Highlight auf jeder Cruise, natürlich auch auf dieser Überfahrt. Mary 2 hat die Tradition perfektioniert, dafür ist sie berühmt. Man trifft sich vor dem Dinner in einer der Bars bei Harfen- oder Geigenspiel. Und damit Jeansträger keine Chance haben, schlägt Cunard schon morgens den Dresscode „Smart Attire“ vor, also schick gekleidet. Manchmal auch „Red & Gold“. Oder „Gala“; also möglichst Abendkleid und Anzug mit Schlips/ Fliege. Und tataaa - Es klappt. Fast alle halten sich dran und haben Spaß damit. Wer keine Lust drauf hat, lässt es halt bleiben und geht oben im Self-Service-Büffetrestaurant essen. Auch gut.

Hab ich euch eigentlich schon gesagt, dass ich mich jetzt dringend fertig machen muss zur Cocktail-Hour? Das Dinner lass ich mal ausfallen. Den Whisky Sour nicht.

Den siebten Tag gibt es unter https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=tipps&pID=4170

Den ersten Teil gibt es unter https://reisenundgolfen.de/?set=pages&p=tipps&pID=4162

Quelle: Eigen

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