Ende mit „teuer telefonieren“?

Mit Smartphone und Tablet in den Urlaub
Wer verreist, kann sein Handy oder Tablet inzwischen getrost mitnehmen. Die Preise fürs Telefonieren, Simsen und Internet-Surfen sind erschwinglich geworden, zumindest innerhalb der Europäischen Union. Spanienreisende etwa müssen für ein Fünf-Minuten-Gespräch mit den Lieben daheim bestenfalls nur noch 1,10 Euro zahlen. Urlauber mit deutscher Flatrate können sie für einen kleinen Aufpreis meist auch im EU-Ausland nutzen, zum Teil sogar in der Türkei und der Schweiz. Für manche Prepaid-Kunden ist es nicht mehr teurer als daheim. Aber: „Wer den Bestpreis im Urlaub will, muss sich selbst kümmern und vor Abreise bei seinem Provider nachhaken“, rät Thomas Grund, Telekommunikationsexperte von Stiftung Warentest. Richtig teuer kann es immer noch außerhalb der EU werden – und auf Kreuzfahrtschiffen.
Wer innerhalb der Europäischen Union verreist, sollte die von der EU festgeschriebenen Preisobergrenzen fürs Telefonieren und Internet-Surfen kennen. Ein Telefonat aus diesen Staaten nach Hause darf zurzeit maximal 23 Cent pro Minute (inklusive Mehrwertsteuer) kosten. Für eingehende Gespräche werden 6, pro SMS 7 Cent fällig. Beim Abrufen von e-mails, Bildern oder beim Surfen dürfen pro Megabyte (MB) höchstens 24 Cent in Rechnung gestellt werden. Die Limits gelten sowohl für Kunden mit Mobilfunkvertrag als auch für Prepaidkarten. Für 20 Euro kann ein Reisender EU-weit zum Beispiel etwa 45 Minuten lang telefonieren, 7 SMS schreiben und 20 MB Daten verbrauchen, wie der Online-Ratgeber teltarif.de vorrechnet. Noch ungewiss ist, ob die EU-Roaming-Gebühren Ende 2015 ganz abgeschafft werden, so dass Mobilfunkkunden überall wie zu Hause kommunizieren können.
Urlauber, die nur kurz zu Hause Bescheid geben und nicht ausgiebig telefonieren und surfen wollen, fahren mit dem EU-Tarif am besten, wie Grund betont. Sie sollten ihn vor der Abreise ausdrücklich verlangen. Denn: Vertragskunden bekommen das offizielle EU-Gebührenmodell nicht immer automatisch eingebucht. Viele landen ungefragt in EU-Auslandstarifen, die ihre Provider parallel anbieten und voreingestellt haben. Diese kommen Wenigtelefonierer aber in der Regel teurer zu stehen. Die Minute ist zwar billiger als im EU-Tarif. „Zum Kostentreiber kann aber die Verbindungsgebühr werden, die einmalig 75 Cent betragen kann“, gibt Grund zu bedenken. Sie wird auch für eingehende Telefonate fällig. Außerdem wird meist jede angebrochene Minute voll berechnet. Im EU-Tarif wird dagegen sekundengenau, abgerechnet, nur die ersten 30 Sekunden zählen pauschal. „Sich informieren spart Geld“, betont auch Falko Hansen, Sprecher von teltarif.de.
Urlauber, die ein Handy mit Guthabenkarte vom Discounter mit auf Reisen nehmen, haben häufig automatisch den EU-Tarif eingebucht. Aber es geht noch deutlich billiger. Für Prepaid-Kunden der E-Plus-Gruppe, die jetzt zum Telefonica-Konzern gehört, sind Telefonate und die mobile Datennutzung im EU-Ausland genauso günstig wie zu Hause. Für die Kundschaft von Simyo und Blau fallen 9 Cent pro Minute im Inland wie im EU-Ausland an, eingehende Gespräche sind immer kostenfrei. Ein günstiges 11-Cent-Angebot, das den EU-Tarif ebenfalls unterbietet, gibt es für Kunden von Aldi-Talk, so Grund.
Mit vielen Handy-Flatrates ist Telefonieren und Surfen neuerdings auch im EU-Ausland möglich – manchmal auch in der Schweiz oder der Türkei, also über die EU-Grenzen hinaus. „Vielnutzer sollten sich noch vor der Abfahrt bei ihrem Provider schlau machen und vergleichen, ob sich die Flat auch am Urlaubsort lohnt“, rät Grund. Der Service ist aber nicht umsonst. Telekom-Kunden beispielsweise können eine Dreifach-Flat für zusätzlich 19,95 Euro monatlich dazu buchen. Für fünf Euro extra Grundgebühr im Monat gibt es die Option ein ganzes Jahr lang. Vodafone bietet eine ReiseFlat Plus für 2,99 Euro pro Nutzungstag an. Auch E-Plus-Kunden können ihre deutsche Flatrate EU-weit nutzen, und zwar für 3 Euro monatliche Grundgebühr extra.
Außerhalb der EU lauern nach wie vor dicke Kostenfallen. Aus der Türkei daheim anrufen kostet mit einem Vertragshandy bis zu 1,63 Euro pro Minute, aus den USA oder Kanada zwischen 1,49 und 1,63, von Ägypten aus sogar happige 2,99. Auch eingehende Anrufe kosten. Für den Türkei-Urlauber beispielsweise bis zu 69 Cent pro Minute, für den Ägypten-Touristen stolze 1,79 Euro. Auch der Datenabruf geht richtig ins Geld. Kurz mal die e-mails checken kann etwa in Tunesien 19 Euro pro Megabyte kosten. Wer weiß, dass er im Urlaub häufig im Internet ist, sollte bei seinem Anbieter lieber spezielle Datenpakete kaufen. Vor Abreise die Internetverbindung in ausländische Netze deaktivieren, schützt vor hohen Rechnungen. Dann können sich Navigationsprogramme und Apps nicht mehr ständig selbst ins Internet einwählen. Außerdem ratsam: Die Handy-Mailbox vor der Reise abschalten.
Urlauber auf Kreuzfahrt sollten sich über die Kosten informieren, bevor sie an Bord ihr Handy oder Tablet nutzen, warnt Martina Totz von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Die günstigen EU-Tarife gelten in europäischen Gewässern nicht, außerhalb schon gar nicht. Je nach Anbieter kann die Kommunikation über das schiffseigene Netz mit daheim horrend teuer werden. Eine Minute nach Hause telefonieren kann bis zu sieben Euro und mehr kosten. Auch das Surfen im Flugzeug, das bei manchen Gesellschaften erlaubt ist, habe seinen Preis, betont Totz. Wer abwartet, bis das Schiff im Hafen oder der Flieger gelandet ist, kann in der Regel viel Geld sparen.

Quelle: eigen

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