Das Pompeji des Nordens

Die Westmännerinseln oder isländisch Vestmannaeyjar

Schon der Name „Westmännerinseln“ klingt spannend. Diese Inselgruppe südlich vor Island verdankt ihren Namen den Iren, die als „Männer aus dem Westen“ bezeichnet wurden und als Sklaven auf die Inseln kamen.
Vestmannaeyjar, so der isländische Name, gilt als Pompeji des Nordens und als Island in Miniatur. „Ihr müsst dort unbedingt mindestens einen Tag verbringen“, so lautet der Rat unserer isländischen Vermieterin.
Wir sind gespannt und freuen uns zudem auf die gebuchte Quadtour, hier ATVs genannt (All Terrain Vehicles), um die Insel zu erkunden.

Die buchstäbliche Einsamkeit
Die Überfahrt von Landeyjahöfn dauert nur 40 Minuten, aber die Fähre nach Heimaey – der einzig bewohnten Insel des Archipels - schaukelt so stark, dass wir uns an der Reling festhalten müssen. Vorne am Bug bläst einen der Wind fast um. Doch der Ausblick vom windumtosten Deck lohnt sich. Wir kommen an der kleinen, faszinierend grünen Insel Elliðaey vorbei. Mitten im hellen Grün ein kleines, weiß leuchtendes Häuschen.
Googelt man nach dem einsamsten Haus, dann wird einem sofort dieses unbewohnte Häuschen angezeigt, das als Jagdunterstand errichtet wurde.

Der Vulkanausbruch von 1973
Sobald wir uns vom Hafen aus zu Fuß auf den Weg machen, wird schnell deutlich, dass es sich um eine Vulkaninsel handelt.
An den Häuserwänden befinden sich Markierungen, oft auch Fotos, die zeigen, wie hoch die Asche hier einst lag. Mitten auf dem Lavafeld oberhalb des Städtchens Heimaey stehen Hinweisschilder, die auf Bauwerke und Straßen verweisen, die hier 30 bis 60 Meter unterhalb der Lava begraben liegen.
Der Verursacher dieses Ascheregens ragt hinter der Stadt 200 m in die Höhe und sieht heute ganz harmlos aus: Der Vulkan Eldfell. Am 23. Januar 1973 brach hier die Erde ohne Vorwarnung auf, Lava ergoss sich aus mehreren Spalten, und dieser neue Vulkan türmte sich auf.

Um die Geschichte der Insel zu verstehen, ist das Museum Eldheimar absolut zu empfehlen. Eine interaktive Ausstellung stellt eindringlich und berührend die Ereignisse um diesen Vulkanausbruch dar. Das gesamte Museum ist um ein ausgegrabenes Haus herum gebaut. Fotos zeigen, wie der Ausbruch das Leben auf der Insel verändert hat. Wir hören Augenzeugenberichte und sehen Filmaufnahmen. Alles erinnert sehr an Pompeji, nur mit dem großen Unterschied, dass alle Bewohner von Heimaey mit einer spektakulären Rettungsaktion evakuiert werden konnten.

Das kleine Städtchen erstand in jahrelanger Arbeit wieder, wie „Phoenix aus der Asche“, mit einer funktionierenden Infrastruktur für die gut 4500 Einwohner.
Natürlich gibt es auch Lokale , einige mit Gerichten auf der Speisekarte wie Wal – oder Rentiersteak.

Mit dem Quad durchs Gelände
Am späten Nachmittag betreten wir das Gebäude von Volcano ATV. Wir sind angemeldet für eine private Tour mit einem der Guides. Auf den Quads ist Platz für zwei. Wer selbst fahren möchte, braucht einen normalen Pkw Führerschein Klasse B.
Zur Ausrüstung gehören Helm, Handschuhe und falls nötig auch ein Overall.
Und schon sitzen wir zu zweit auf einem Quad und nach ein paar Übungsrunden geht es auch gleich los. Gut, dass die Visiere unten sind, denn der Wind treibt uns die Tränen in die Augen, obwohl wir nur maximal 60 km/h fahren können. Aber es macht großen Spaß!
Erst einmal geht es in Serpentinen steil den Berg hinauf bis nach Stórhöfði. Dies ist der südlichste und windigste Ort der Insel, angeblich auch der windigste Ort Europas.
Von hier aus kann man zwischen Mai und Mitte August eine der größten Papageientaucherkolonien der Welt beobachten. Leider sind wir zu spät dran. Auch der allerletzte dieser drolligen schwarz-weißen Vögel mit den großen orangeroten Schnäbeln hat seinen Nistplatz bereits verlassen.
Unser Tourguide erklärt uns viel und zeigt uns weitere Attraktionen rund um die Insel, wie den Elephant Rock. Von der Straße sehen wir den 18 Loch Golfplatz im Tal Herjólfsdalur. Er gilt aufgrund seiner Lage als einer der 200 besten Golfplätze in Europa. Wir fahren weiter zu Küstenabschnitten mit schwarzem Sand und faszinierenden Felsformationen.
Am Ende der Tour wird es richtig abenteuerlich. Es geht nun off-road über rötliche Lavafelder auf den Vulkan Eldfell! Mit jedem Höhenmeter wird es faszinierender. Gleichzeitig ist es auch ein fast beklemmendes Gefühl, sich auf Gelände zu befinden, über das vor gut 50 Jahren glühende Lavaströme flossen.
Und dann geht es wieder hinab vom Eldfell, hinein in das Städtchen Heimaey, dessen Einwohner dem Vulkan getrotzt haben. Nun gilt er als erloschen.


https://herjolfur.is/en/ Fährverbindung nach Heimaey. Das Auto kann am Fährhafen geparkt werden. Auf der Insel ist ein Auto nicht notwendig.
https://volcanoatv.is/en/
https://www.eldheimar.is/?lang=de Interaktives Museum über den Vulkanausbruch 1973
https://www.gvgolf.is/de

Quelle: eigen

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