Maple Sirup, Fleisch-Pasteten und Muschelsaft im Drink

"Kanada- Das Kochbuch"
Es gibt das Rezept für die klassische Erbsensuppe aus Québec, für das Bisonsteak mit Waldpilzen und für die Hummersandwiches von der Atlantikküste. Rund 60 Rezepte aus Kanada hat Ina Speck zusammengetragen und Probe gekocht. Und so manches lässt sich gut nachkochen, wenn man eine Kanada-Party geben will.

Mehrere Jahre hat die Autorin in Kanada verbracht, in Ottawa, im Schnittpunkt zwischen Franko- und Anglo-Kanada. Zum Glück möchte man sagen, denn dort ist die kulinarische Vielfalt am größten. Weshalb wohl auch der Schwerpunkt der Rezepte im Osten Kanadas liegt. Im Westen des Landes hatten die europäischen Pioniere in der kaum 150jährigen Geschichte wenig Zeit und wenig Zutaten, neue Rezepte zu erkochen.

Generell ist es in Kanada gar nicht leicht, wirklich typische, rein kanadische Gerichte zu finden. Das Thanksgiving Dinner gibt es auch südlich der Grenze in den USA, ebenso Seafood Chowder und Coleslaw und so manche andere Gerichte. Aber die Autorin findet durchaus moderne Versionen von altbekannten Speisen: das Trend-Food Poutine aus Québec - hier mit indischem Butter Chicken - ebenso wie die Döner-Pizza aus Toronto oder das süße Maple-Bourbon-Baclava. Richtig typisch kanadisch sind aber die Schoko-Kokos-duftende Nanaimo-Bar, die Tourtière-Pastete aus Québec und natürlich der Caesar-Drink, Kanadas Bloody-Mary-Version mit Muschelsaft, der wirklich nur in Kanada ohne Wimpernzucken in den Bars und Lokalen serviert wird.

Handwerklich ist das Buch gut gemacht und gut fotografiert, lebendig geschrieben und mit vielen kleinen Einsichten aus dem täglichen Leben Kanadas angereichert. Auch das Lektorat hat bis auf wenige Unebenheiten gut gearbeitet. Dass die Blaubeerzüchterin Courtney statt mit einem VW-Käfer mit einem Liverpooler Pilzkopf reist, ist einfach nur zum Schmunzeln.

Schön ist, dass mit Ina Speck eine Bloggerin und Influencerin den Weg zurück zum gedruckten Buch gefunden hat. Blogger, Tiktoker und andere Internet-Stars wurden ja lange eher als die Totengräber der traditionellen Buchkultur gesehen. Hier schließt sich der Kreis. Die Autorin ist eine bekannte Foodbloggerin und erhielt 2016 einen Preis für die schönste Food-Fotografie. Das merkt man, ihr Kanadawerk ist ein üppig bebildertes Buch geworden, das Kanada-Fans auf eine kulinarische Erlebnistour schickt.

Sponsoren sind natürlich auch dabei, das ist heute so, vor allem in der Influencer-Szene. Was sich in Firmenportraits als Einführung für die Kapitel und einigen Werbeseiten am Ende des Buches niederschlägt. Aber es hilft dem Verlag, die Bücher zu drucken – bei den heutigen Papierpreisen bitter nötig. Auch die Kanadische Regierung ist dabei, die mit „Taste of Canada“ eine Initiative für kanadische Produkte in Deutschland gestartet hat.

Es macht durchaus Sinn, jetzt Produkte aus Kanada zu promoten. Denn neuerdings sind sie verfügbar. Seit dem CETA-Handelsabkommen zwischen EU und Kanada dürfen auch landwirtschaftliche Produkte vermehrt nach Europa eingeführt werden und tauchen in unseren Supermarktregalen auf: Ahornsirup natürlich, aber neuerdings dazu Steaks aus Alberta, tiefgefrorene Wild-Heidelbeeren aus Québec und andere Lebensmittel.

Dass sich das Buch etwas vollmundig „Kanada – Das Kochbuch“ nennt, ist verziehen. Das macht man heute so – auch bei Hotel- oder Restaurantnamen liest man das und es soll damit eine gefühlte Einzigartigkeit erzeugt werden. Na gut. Klappern gehört schließlich zum Handwerk.

Schön wäre es gewesen, noch einige indigene Rezepte mehr zu haben. Das Bannock-Brot kommt vor und auch ein Three-Sisters-Stew mit Bohnen, Kürbis und Mais. Einige weitere Gerichte der Ur-Kanadier hätten dazu noch gut Platz finden können. Gerichte mit Wildreis aus Manitoba etwa oder mit Lachs, vielleicht am offenen Feuer nach First-Nations-Art auf duftendem Cedar-Holz gegrillt (ist gar nicht so schwer). Aber die Suche danach und das ganze Buch kann ja auch eine prima Inspiration für eine Genussreise nach Kanada sein.

Kanada - Das Kochbuch, Christian Verlag, 29,95 €, 192 Seiten

Quelle: eigen

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